Julia Extra Band 374
kutschieren lassen? Dann wird dir diese Erfahrung gut tun.“
Er lächelte, als sie an den Toren zum Hyde Park vorbeifuhren. Noch hatte er Emma nicht geküsst, ja, nicht einmal berührt. Aber es bestand auch immer noch die trostlose Aussicht, dass sie ihm nicht verzeihen würde.
„Warum nimmst du mich mit in deine Wohnung?“
„Weil mir plötzlich in den Sinn gekommen ist, dass du nicht einmal weißt, wo ich wohne. Du kennst mein Zuhause überhaupt nicht. Wir haben in diesen Wochen wie in einer Blase gelebt … fast ohne Kontakt zur wirklichen Welt.“
Zak wurde plötzlich klar, dass er sie darum beneidete. Er besaß eigentlich keinen Ort, den er als sein „Zuhause“ bezeichnet hätte. In jedem seiner Hotels hatte er eine Privatsuite. Und natürlich die Insel im Myrtoischen Meer mit der weißen Villa am Strand. Aber wann war er zuletzt dort gewesen?
Der Bus bremste vor einer Haltestelle und Emma stand auf. „Wir sind da.“
Als sie an ihm vorbei zur Tür ging, atmete er einen verführerischen Duft von Rosen und Vanille ein, der ihn augenblicklich an die heißen Nächte in ihren Armen erinnerte. Rasch folgte er ihr hinaus auf den regennassen Bürgersteig.
„Wo sind wir?“
Sie lachte. „Nur in Hammersmith und nicht auf dem Mars! Aber du warst vermutlich noch nie hier?“
„Willst du damit sagen, dass ich einen begrenzten Horizont habe?“
„Ich denke, diesen Vorwurf können wir uns beide machen“, erwiderte sie ehrlich, während sie ihn die Stufen zum Eingang eines eher hässlichen roten Backsteinhauses hinaufführte. Die meisten Leute waren überrascht, wenn sie zum ersten Mal sahen, wo sie lebte. Wahrscheinlich erwarteten sie, dass die Witwe eines berühmten Rockstars in einer Luxusvilla mit goldenen Wasserhähnen und Leopardenfellsofas Hof hielt.
Doch für Emma war aus Louis’ Nachlass nur wenig übrig geblieben, umso stolzer war sie auf ihr kleines Zuhause, das sie sich selbst geschaffen hatte.
Zak fühlte sich auf Anhieb wohl. „Es ist wunderschön“, sagte er anerkennend.
Ob sie es wollte oder nicht, sein Lob bedeutete ihr sehr viel. „Wirklich?“
„Wirklich. Aber dein Geschmack war ja auch stets über jeden Zweifel erhaben, Emma. Das ist einer der Gründe, warum du in deinem Job so gut bist.“
„Und was wären die anderen?“
„Die Furchtlosigkeit, mit der du deinem Grobian von Boss die Stirn bietest?“
„Du bist kein Grobian“, widersprach sie unwillkürlich.
„Oh doch, das bin ich … oder ich war es zumindest. Denn du hast mir alles Grobe ausgetrieben, Emma Geary.“
Sie begegnete seinem Blick und wurde von Sehnsucht übermannt. Wie einfach wäre es gewesen, sich in seine Arme zu schmiegen, wie sie es schon so oft getan hatte. Aber sie hielt sich zurück, weil sie sich den Blick nicht durch ihre Gefühle vernebeln lassen wollte.
Also bat sie ihn erst einmal, es sich im Wohnzimmer bequem zu machen, und verschwand in der Küche, um Kaffee aufzusetzen. Dann kehrte sie zu Zak zurück und schenkte ihnen beiden eine Tasse starken Kaffee, den keiner von ihnen anrührte, ein.
„Wusstest du, dass Nat verliebt ist?“, fragte er vorsichtig.
„Er hat mir eine SMS geschickt.“ Emma sah ihn prüfend an. „Und bist du einverstanden? Oder wirst du wieder alle Hebel in Bewegung setzen, um die beiden zu trennen?“
„Autsch“, meinte er zerknirscht. „Das habe ich wohl verdient.“
„Allerdings.“
„Tatsächlich habe ich seine neue Freundin noch nicht kennengelernt und weiß nur sehr wenig über sie. Anscheinend ist sie Griechin, und er ist im Moment bei ihr.“
„Dann wäre es also möglich, dass du dein Okay gibst?“
„Es geht mich nichts an, wen Nat heiratet.“ Zak sah sie intensiv an und hoffte, dass sie begriff, wie ernst er seine nächsten Worten meinte. „Ich habe aufgehört, das Leben anderer Menschen kontrollieren zu wollen. Es war dumm von mir, es überhaupt zu versuchen.“
Tief gerührt, hielt Emma seinem Blick stand. „Nicht dumm, Zak“, widersprach sie liebevoll. „Du warst niemals dumm. Aber du wolltest ihn beschützen, wie du deinen kleinen Bruder immer beschützt hast. Nur dass Nat jetzt erwachsen ist und seine eigenen Erfahrungen machen muss. Du musst ihn einfach loslassen.“
„Und was ist mit uns, Emma?“, fragte er, von plötzlicher Angst gepackt. „Was ist mit dir? Muss ich dich auch loslassen? Habe ich durch mein Kontrollstreben alles kaputt gemacht? Ist es zu spät?“
Sie schüttelte stumm den Kopf, überwältigt von ihren
Weitere Kostenlose Bücher