Julia Extra Band 374
während sie den Mann ansah, den sie geheiratet hatte. Das Nichts, das er in Wirklichkeit war.
Und er wollte ihre Almosen nicht.
„Danke, ich verzichte.“ Er stand auf und ging zur Tür, um nach den Vollzugsbeamten zu rufen.
„Niklas“, hielt Meg ihn auf. Es drehte sich nicht darum, was zwischen ihnen vorgefallen war. Sie war aus einem einzigen Grund hier. „Deine Leute haben mir aufgetragen …“ Er kehrte zu ihr zurück. „Ich soll dir ausrichten …“
Er legte den Zeigefinger an seine Lippen und nickte zur Tür hin. Er traute niemandem, hatte es nie getan und würde nicht hier drin damit anfangen. Dann schloss er für eine Sekunde die Augen, weil es nicht stimmte. Er hatte Meg getraut, und er tat es noch. Deshalb kniete er sich wieder hin und beugte den Kopf dicht an ihren Mund, sodass sie ihm leise das Wenige mitteilen konnte, was sie wusste.
„Miguel arbeitet gegen dich. Du sollst bei der Vorverhandlung einen neuen Anwalt verlangen …“
Ruckartig zog er den Kopf zurück. Sein Gesicht war aschfahl, und Meg hörte sein schnelles, wütendes Atmen, während sie weitergab, was Rosa ihr aufgetragen hatte.
„Nein!“, flüsterte Niklas rau. Es musste eine Lüge sein, denn wenn sein eigener Anwalt gegen ihn arbeitete, dann saß er lebenslänglich in diesem Gefängnis. Meg musste lügen!
„Wie? Warum?“
„Mehr weiß ich nicht. Es ist alles, was man mir gesagt hat.“
„Wann hat man dir das gesagt?“
Meg erzählte ihm von dem Besuch, wie am Montagmittag Rosa und ihre Kollegen bei ihr im Büro aufgetaucht waren.
Flüchtig stellte er sich ihr Leben ohne ihn in Sydney vor. Und jetzt war sie hier in Brasilien. „Sie hätten dich niemals herschicken dürfen!“ Er war fuchsteufelswild. „Es ist zu gefährlich.“
„Das ist in Ordnung.“
Nein, das war es ganz und gar nicht.
„Niklas …“ Meg berichtete ihm alles: Von dem Sex, den sie haben mussten, von dem Bett und dem Abfalleimer, weil die Vollzugsbeamten nicht einmal ahnen durften, dass sie aus einem anderen Grund hier war. Ihr Gesicht glühte vor Scham, und sie sah ihm an, wie entsetzt er über das war, was er ihr zumutete. „Es ist in Ordnung, Niklas“, flüsterte sie. „Ich weiß, was ich tue.“
„Du solltest nicht hier sein.“
„Die Entscheidung liegt bei mir.“
„Dann ist es die falsche.“
„Wenn es um dich geht, bin ich offensichtlich sehr gut darin, falsche Entscheidungen zu treffen. Jedenfalls brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Du bezahlst mich großzügig.“
„Wie viel?“
Meg sagte es ihm.
Und da begriff Niklas den Ernst der Lage – weil er kein Geld mehr hatte. Sein gesamtes Vermögen war eingefroren. Dass seine Anwälte Meg aus ihrem Privatvermögen bezahlten, schwächte die Verbitterung ab, die ihn seit seiner Verhaftung manchmal zu verzehren drohte. Dann blickte er die Frau an, die er vielleicht sogar hätte lieben können, und er hasste wieder, was die Welt ihm angetan hatte.
„Also bist du nicht hier, weil du ein gutes Herz hast?“
„Den Teil hast du schon gehabt“, erwiderte Meg. „Können wir es bitte einfach hinter uns bringen?“
Sie blickte zum Bett und schluckte, und Niklas wusste, dass sie Angst hatte. Vor der Tür stand ein Aufseher, einer, dem er nicht traute, der nicht den geringsten Anhaltspunkt bekommen durfte, warum Meg wirklich hier war. Wofür sie allerdings auch bezahlt wurde, wie sich Niklas sofort erinnerte.
Er konnte niemandem trauen.
Wütend stand er auf und riss das Laken vom Bett. Er zerknüllte es, bevor er es zurückwarf, packte den Kopfteil des Betts und stieß es gegen die Wand. Seine Wut wurde größer, während er das Bett schneller und schneller gegen die Wand knallte. Er hatte noch nie für Sex bezahlt. Und er hätte nie gedacht, dass Meg es für Geld tun würde. Er wusste nicht mehr, wem er noch glauben konnte.
Er schrie, aber es half nicht gegen die Wut, die sich immer noch steigerte. Neben dem Bett lagen die Kondome. Er nahm eins, ging in die kleine Toilette und machte sich daran, für den Beweis ihrer Vereinigung zu sorgen.
Meg saß da und weinte. Sie verstand seine Wut, aber sie verstand sich selbst nicht. Weil sie Niklas sogar hier, in diesem schäbigen, beschämenden Raum, begehrte. Sie wollte mit dem Mann zusammen sein, den sie so sehr vermisst hatte. Sie hatte nicht nur den Sex vermisst, sondern den Trost, den sie aus irgendeinem Grund bei Niklas fand.
Sie ging zu ihm und ignorierte ihn, als er ihr alles anderes als höflich sagte, sie solle
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