Julia Extra Band 374
bestenfalls jahrelang in diesem Gefängnis sitzen. Er hob Meg von sich herunter und fluchte, als er sah, dass das Kondom gerissen war. „Besorg dir die Pille danach. Sobald ich mit Rosa sprechen kann, veranlasse ich sie, die Scheidung einzureichen.“
„Nein.“
„Du musst nach Hawaii fliegen.“
„Niklas …“
Es klopfte an der Tür. Seine Zeit mit Meg war um. Er stand auf und warf ihr ihre Sachen zu, sagte ihr, sie solle sich schnell anziehen. Die Vollzugsbeamten sollten keinen Blick auf sie erhaschen. Meg stritt weiter mit ihm, während er ihr beim Anziehen half. Als er den Reißverschluss ihres Kleides zumachte, stritt sie noch immer mit ihm.
„Wir sind fertig miteinander, Meg.“ Und er verschwendete kostbare Zeit damit, zu wiederholen, dass es zwischen ihnen aus war. Wo er ihr doch hätte erklären sollen, wie gefährlich dies war. Dass er nicht wusste, was vorging, dass er um ihr Leben fürchtete. Aber jetzt öffneten die Aufseher die Tür, und er konnte Meg nichts mehr sagen.
Er gab ihr einen flüchtigen Kuss und sah ihr beschwörend in die Augen. „Ich wünsche dir einen guten Flug.“
9. KAPITEL
Meg wollte nicht an einem Strand auf Hawaii liegen.
Von Niklas geheilt zu werden, war unmöglich.
Sie wollte ihm nahe sein, für ihn da sein, zumindest bei der Anhörung. Sie hoffte auf ein Wunder. Er würde es ablehnen, sie dabeizuhaben, das wusste sie. Aber er war ihr Ehemann, und sie konnte in der Stadt bleiben für ihn, sich die Anhörung in den Nachrichten ansehen. In der Nähe sein, selbst wenn er nichts davon ahnte.
Und dann würde sie ihn noch einmal besuchen, bevor sie abreiste. Eine Scheidung kam jetzt nicht infrage.
Wahrscheinlich bin ich verrückt, dachte Meg, als sie den Flug nach Hawaii stornierte und in Brasilien blieb. Sie wagte sich nach draußen auf die belebten Straßen, und die Sehenswürdigkeiten, die Gerüche, das Essen und der Lärm lenkten sie ab und halfen ihr aus ihrer gedrückten Stimmung heraus.
Zuerst nahm Meg zusammen mit vielen anderen Touristen an Führungen teil, doch allmählich stellte sie sich auf die Energie der Stadt ein und traute sich öfter allein hinaus. Sie freute sich über alles, was sie zu sehen, zu hören und zu fühlen bekam. Jede Kleinigkeit. Sie probierte pamonha und konnte sie nicht aufessen, als sie sich das erste Mal eine kaufte. Aber am nächsten Tag war sie wieder da, angelockt von dem seltsamen Geschmack des süßen, in Maisblättern gekochten Maisteigs.
Wie gern hätte sie einen Ausflug in die Berge gemacht, in den Regenwald, den Niklas ihr beschrieben hatte. Nur wäre es zu schmerzlich, ohne ihn hinzufahren.
In dieser ersten Woche wagte sie es nicht, ihn anzurufen. Stattdessen saß sie am Mittwoch um sechs Uhr abends in einem Restaurant. Im Hotel hatte man ihr gesagt, es sei berühmt für seine Meeresfrüchte. Vielleicht war es nicht dasselbe, von dem Niklas ihr erzählt hatte, aber Meg bestellte feijoada und fand, dass sie himmlisch schmeckte und dass es richtig war, hier zu essen.
Als die Tage vergingen, verliebte sie sich immer mehr in die Stadt, in ihre Gegensätze, die Atmosphäre, ihren Klang. Es war eine Welt, die sich ständig veränderte. Meg liebte es, in der Anonymität einer riesengroßen Metropole unterzutauchen, und zwei Wochen lang tat sie es.
Wie ihr gesagt worden war, nahm sie keinen Kontakt mit Rosa auf. Ihre Eltern waren die einzigen Menschen, mit denen Meg sprach.
Am Abend vor der Anhörung sah sie in der oberen rechten Ecke des Fernsehbildschirms Niklas’ Gesicht eingeblendet, während ein Reporter schon vor dem Gerichtsgebäude stand. Sie konnte nicht warten, bis morgen aus der Verhandlung berichtet wurde, sie musste einfach Niklas’ Stimme hören. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der im Gefängnis saß. Sie sollte sich scheiden lassen, sollte dankbar sein für die Chance, ihr normales Leben weiterzuführen. Stattdessen saß sie in ihrem Hotelzimmer und starrte das Telefon an …
Ohne ihn war sie völlig verwirrt. Die Leidenschaft und Liebe, die sie für ihn empfand, machten nur Sinn, wenn Niklas bei ihr war. Meg zählte die Minuten, bis sie ihn anrufen konnte.
Er hatte geahnt, dass sie diesmal anrufen würde.
Andros holte ihn aus der Zelle, und Niklas saß zur vorgesehenen Zeit vor dem Telefon. Er wollte, dass Meg in Sicherheit war. Dieser Wunsch überwog sein Verlangen danach, ihre Stimme zu hören.
Als das Telefon klingelte, biss Niklas die Zähne zusammen und überlegte, ob er einfach nicht
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