Julia Extra Band 374
nie etwas über seine italienischen Wurzeln oder das Rossi-Imperium erfahren. Ich muss es beschützen, es soll nicht zu einem Menschen werden, wie du einer bist oder Giovanni es gewesen ist.“
Seine Augen blitzen vor Zorn. „Das werde ich nicht dulden! Du machst einen großen Fehler, Bella!“
„Ich weiß nicht, was du hast, Antonio, du solltest mir dankbar sein.“ Isabella trat über die Schwelle. „Du bekommst alles, was du wolltest und das auch noch kampflos.“
„Ich bekomme nicht alles. Du fehlst.“
„Darüber mach dir keine Sorgen, Antonio. Über kurz oder lang wirst du mich vergessen haben.“
13. KAPITEL
Vier Monate später …
Mühsam atmend hielt sich Isabella am Geländer fest. Der Kaiserschnitt hatte sie mehr geschwächt als sie zugeben wollte. Doch sie musste sich zusammenreißen, schließlich wollte sie mit ihrer kleinen Tochter in wenigen Stunden entlassen werden. Aber wie sollte sie allein zurechtkommen, wenn sie noch nicht einmal beschwerdefrei laufen konnte?
Der Flur der Entbindungsstation schien ihr endlos lang, und ihr Zimmer lag am äußersten Ende. Eins jedoch war sicher, sie würde nicht um einen Rollstuhl bitten, bisher hatte sie alles aus eigener Kraft geschafft, und so sollte es auch bleiben.
Sich in Kalifornien ein neues Leben aufzubauen, war ihr nicht leicht gefallen. Nach ihrer Rückkehr aus Rom hätte sie sich am liebsten verkrochen und nur noch geweint. Doch die Verantwortung für ihr Kind verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Mit Tatkraft und Durchsetzungsvermögen war es ihr gelungen, eine Existenz aufzubauen und verlässliche Freunde zu finden. Inzwischen bewohnte sie ein hübsches Apartment und hatte einen Job in einer Kunstgalerie gefunden. Wenn sie wieder bei Kräften war und den Alltag mit Kind organisiert hatte, würde sie ihr Studium beenden.
Alles wäre gut, wenn sie nur Antonio vergessen könnte … Der Gedanke an ihn verfolgte sie bis in ihre Träume. Sie war einfach nicht in der Lage, ihn und das Glück, das er ihr geschenkt hatte, zu vergessen. Dieser Verlust, diese innere Leere, die sie fühlte, ließ sich durch nichts überbrücken. Ihre einzige Hoffnung war die Zeit, die ja angeblich alle Wunden heilen sollte …
Mühsam einen Fuß vor den anderen setzend, betrat sie schließlich ihr Zimmer. Sie wollte nichts weiter, als sich endlich auf ihrem Bett ausstrecken und ausruhen.
„Bella.“
Erschrocken hob sie den Kopf, und die abrupte Bewegung hätte sie beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie musste sich an der Wand abstützen, als sie Antonio neben dem Fenster erblickte.
War sie schon so weit geschwächt, dass sie unter Wahnvorstellungen litt? Sie kniff die Augen einige Male fest zusammen, doch Antonios Bild ließ sich nicht verscheuchen.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als sie ihn betrachtete. Er hatte sich nicht verändert. Er wirkte ebenso männlich und sexy wie beim Abschied in Rom, und sein maßgeschneiderter Geschäftsanzug unterstrich noch die Aura von Macht und Reichtum, die ihn umgab.
Daran, wie sie selbst aussah, dachte Isabella lieber nicht. Ihr Haar war glanzlos und strähnig, und das Krankenhaushemd, das sie trug, glich einem unförmigen Sack.
„Was machst du hier?“, fragte sie schwach.
„Das sollst du entscheiden. Ich stehe ganz zu deiner Verfügung.“
Isabella schluckte. Der verborgene erotische Sinn seines Angebots ließ sie erschaudern, obwohl Antonio längst tabu für sie war. Sie wollte ihn nicht und brauchte ihn nicht.
„In dieser Umgebung erholst du dich nie“, meinte er. „Du musst unbedingt raus aus dieser Klinik.“
Der Meinung war sie auch, obwohl sie in ihrem jetzigen Zustand allerdings nicht weit kommen würde. Sie biss die Zähne zusammen, stieß sich von der Wand ab und machte sich auf den Weg zu ihrem Bett. Sie musste es unbedingt erreichen, bevor ihre Knie unter ihr nachgaben.
Antonio runzelte die Stirn, als er ihren schleppenden Gang bemerkte. Im Nu war er bei ihr und wollte sie stützen, doch Isabella wehrte ab.
„Ich schaffe das alleine“, behauptete sie. „Ich muss mich bemühen, wieder in Form zu kommen.“
Antonio ließ den Arm zwar wieder sinken, blieb jedoch eng an ihrer Seite. Sie merkte ihm an, wie bedrückend er ihr schwerfälliges Vorankommen empfand und wie sehr er an sich halten musste, sie nicht hochzuheben und zum Bett zu tragen. Doch allein seine Nähe verlieh Isabella Sicherheit und neue Kräfte, und sie ging etwas schneller. Antonio mochte sie verraten haben, aber stürzen lassen
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