Julia Extra Band 375
Kats Blick im Spiegel der Umkleidekabine auf, wo sie gerade neue Kleider anprobierten. „Betrachtet er euer Zusammenleben als Probezeit vor dem großen Schritt in die Ehe?“
„Nein. So wie es ist, gefällt es Mikhail sehr gut.“ Kat drehte sich vor dem Spiegel. „Was hältst du von dem Kleid?“
„Das mit dem metallischen Silberglanz ist am wirkungsvollsten. Du solltest es nehmen.“ Geistesabwesend strich Emmie sich über den Babybauch. „Ich möchte nicht, dass dir wehgetan wird, Kat. Du brauchst eine gewisse Sicherheit, zumal du nicht jünger wirst.“
„Danke, das musste ja mal gesagt werden.“ Kat lachte trocken.
„Du solltest wirklich mal darüber nachdenken, Schwesterherz, denn du wünschst dir ja auch Kinder. Irgendwann ist es zu spät dafür.“
„Vor einigen Monaten hatte ich nicht einmal eine Beziehung, Emmie. Und nun soll ich gleich den erstbesten Mann heiraten und Kinder kriegen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Mikhail so eine große Verantwortung übernehmen möchte.“
„Habt ihr denn schon mal darüber gesprochen?“ Emmie ließ nicht locker.
Kat dachte an den Tag zurück, an dem sich herausgestellt hatte, dass sie nicht schwanger geworden war, nachdem sie und Mikhail ohne Schutz zusammen geschlafen hatten. Mikhail hatte emotionslos darauf reagiert, sie dagegen war tief enttäuscht gewesen. Inzwischen wusste sie, dass sie sich von Mikhail nichts sehnlicher wünschte als ein Baby.
Mikhail hatte sie in sein Leben geholt, doch es drehte sich nicht allein um sie. Der Landsitz Danegold Hall war unglaublich beeindruckend, und Kat hatte freie Hand, das Herrenhaus nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Bisher hatte sie kaum etwas verändert, denn sie hatte bemerkt, dass Mikhail das Interieur sowieso egal war, Hauptsache, er hatte es möglichst bequem. Die Einrichtung von Birkside war von einer Umzugsfirma direkt in einem alten Stallgebäude auf dem Landsitz eingelagert worden. Emmie, die jetzt in Birkside wohnte, hatte nur wenige Möbel behalten. Momentan hielt sie sich mit einem eher langweiligen Job über Wasser, wollte sich jedoch bald selbstständig machen. In ihrer Freizeit besuchte sie oft ihre Schwester oder ging mit ihr auf Shoppingtour in London. Heute suchte Kat ein Kleid, das sie zu Luka Volkovs Hochzeit anziehen konnte.
„Kat?“
„Weißt du, Emmie, Mikhail ist erst dreißig Jahre alt und hat noch viel Zeit, eine Familie zu gründen.“
„Aber nicht, wenn er dich liebt und mit dir Kinder haben will“, gab Emmie zu bedenken.
„Ich glaube nicht, dass er mich liebt und an einer langfristigen Beziehung interessiert ist“, antwortete Kat ehrlich, griff nach dem silberfarbenen Kleid und marschierte zur Kasse, wo sie eine der Kreditkarten vorlegte, die Mikhail ihr förmlich aufgedrängt hatte.
Kat hätte sich gern einen Job gesucht, denn in der Rolle der ausgehaltenen Frau fühlte sie sich nicht wohl. Doch Mikhail bestand darauf, dass sie jederzeit abkömmlich war, damit sie ihn auch auf seinen Geschäftsreisen begleiten konnte. Da es ohnehin recht zeitaufwendig war, sich um den Landsitz zu kümmern und ein Auge aufs Personal zu haben, hatte Kat zunächst nachgegeben. Was war ihr wichtiger: ihr Stolz, ihre Unabhängigkeit oder ihre Liebe? Natürlich die Liebe. Das Leben mit Mikhail war wundervoll. Er war alles für sie. Mit ihm war sie überglücklich, und sie wollte dieses Glück auskosten, solange es andauerte.
Ihr Handy klingelte. Es war Mikhail.
„Kommst du zu mir ins Büro? Dann gehen wir zusammen zum Mittagessen, milaya moya “, schlug er mit seiner sexy Stimme vor, bei deren Klang Kat sofort lustvoll erschauerte.
Glücklich lächelte Kat vor sich hin. Sie hatte ihm offenbar ebenso gefehlt, wie er ihr. Mikhail war nämlich über Nacht in seiner Stadtwohnung geblieben.
Emmie musterte sie streng. „Er tut, als wärst du sein Eigentum.“
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Kat entsetzt.
„Du bist ihm ja richtiggehend hörig. Sogar Topsy ist aufgefallen, dass du nur noch Augen für ihn hast, sowie er das Zimmer betritt.“
„Ich liebe ihn eben, und das darf auch ruhig jeder sehen.“ Langsam machte sie sich Sorgen um Emmie. Zu gern hätte sie gewusst, von wem sie ihr Baby erwartete. Der Hass ihrer Schwester auf die Männerwelt wurde immer größer.
Eine Limousine brachte Kat zu Mikhails Londoner Unternehmenszentrale. Stas’ jüngerer Bruder Ark begleitete Kat heute. Aus irgendeinem Grund bestand Mikhail darauf, dass sie nie ohne Leibwächter
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