Julia Extra Band 375
jedem Fall war er noch lange nicht bereit, das Handtuch zu werfen. Layla Jerome hatte ihn fest am Haken. Er fühlte sich wie benommen und zugleich so hellwach wie noch nie. Sein Herz schlug schnell und hart gegen seine Rippen. Und ihre Weigerung, ihre Telefonnummer herauszugeben, machte ihn umso entschlossener, sie am Ende doch zu bekommen.
Während er seinen Gang die Hauptstraße hinunter fortsetzte, machte er sich im Stillen Notizen zu den Wohnhäusern und Geschäften links und rechts. Nach einer Weile bemerkte er, dass ihm jemand folgte. Er drehte sich um und sah zwei mit Kamera und Mikrofon bewaffnete Männer auf sich zukommen.
„Hallo, Mr Ashton“, rief ihm der Mikrofonträger zu. „Wir sind von der örtlichen Zeitung und würden gern ein Foto von ihnen machen und Ihnen ein paar Fragen stellen, wenn das in Ordnung ist. Wie Sie sich sicher vorstellen können, sind hier alle wegen des geplanten Sanierungsprojekts ganz aus dem Häuschen, und man fragt sich, welche sozialen und ökonomischen Auswirkungen das haben wird.“
„Na schön“, stimmte Drake nach kurzem Zögern zu. „Aber es muss schnell gehen, ich habe gleich einen Termin.“
„Geht klar, Mr Ashton. Am besten, wir machen zuerst die Fotos.“
Während sich nach und nach eine kleine Zuschauerschar um sie versammelte, ließ Drake ein paar Bilder von sich machen und beantwortete geduldig die Fragen des jungen Reporters. Als er jedoch aufgefordert wurde, etwas aus der Zeit zu erzählen, als er noch hier gelebt hatte, setzte er dem Interview ein abruptes Ende.
Dann zückte er sein Handy und teilte Jimmy mit, dass er ihn jetzt abholen könne.
„Und welchen Eindruck hast du von Drake Ashton, nachdem du ihn kennengelernt hast?“
Marc hatte Layla zu einem aus fish and chips bestehenden Abendessen ins untere Stockwerk eingeladen. Als die beiden nach dem Tod ihres Vaters das Haus geerbt hatten, war für sie klar gewesen, dass sie es nicht verkaufen würden. Stattdessen hatten sie die beiden Stockwerke in zwei unabhängige Wohneinheiten umgewandelt, von denen Layla die obere und Marc die untere bewohnte. Als Layla nach London gezogen war, hatte sie den Vorschlag gemacht, ihre Wohnung zu vermieten, doch Marc hatte nichts davon wissen wollen.
„Kommt gar nicht infrage“, hatte er kategorisch erklärt. „Dies ist dein Zuhause und wird es immer bleiben, egal wie lange du wegbleibst. Und wenn du mich mal am Wochenende besuchen kommst, ist es dir sicher lieber, in deinem eigenen Reich zu übernachten als im Gästebett.“
Gut, dass Marc an diesem Punkt so unnachgiebig gewesen war! Als Laylas vielversprechende Karriere zu jenem unerwarteten und demütigenden Ende gekommen war, hatte es sie gerettet, einen Rückzugsort zu haben, an dem sie sich wieder sicher und geborgen fühlen konnte.
Belogen, betrogen und um ihre gesamten Ersparnisse gebracht, war sie so verletzbar und unsicher gewesen wie noch nie in ihrem Leben, aber Marc hatte sie nie mit Fragen oder Kommentaren dazu gequält. Er hatte sie einfach nur willkommen geheißen und ihr den Job in seinem Café angeboten.
Während sie nun den Tisch deckte, packte Marc das Essen aus und verteilte es auf zwei Tellern, die er vorher im Backofen angewärmt hatte. Er wirkte schon seit einiger Zeit ziemlich erschöpft, aber an diesem Abend sah er ungewöhnlich schlecht aus. Besorgt registrierte Layla die tiefen Ringe unter seinen Augen, die dunklen Bartschatten und das ungekämmte Haar.
Wahrscheinlich quälen ihn wieder Geldsorgen, vermutete Layla und verspürte ein bohrendes Schuldgefühl, weil sie nichts tun konnte, um ihm zu helfen. Nicht dass Marc mit diesem Problem allein gewesen wäre. Die Rezession traf alle Geschäftsinhaber in der Stadt mit gleicher Härte, aber das machte es für ihn auch nicht leichter.
„Welchen Eindruck ich von ihm habe?“, wiederholte sie. Sie überlegte sorgfältig, was sie von der Begegnung mit dem charismatischen Architekten erzählen sollte, und was sie lieber für sich behielt.
„Er scheint ein Mann zu sein, der genau weiß, was er will und wie er es bekommt“, sagte sie schließlich. „Wahrscheinlich gibt es nur wenige, die sich bei einem Interessenkonflikt gegen ihn durchsetzen könnten.“
Marc ließ sich auf seinen Platz fallen und wies auf den Stuhl gegenüber.
„Setz dich und lass uns endlich essen, ich sterbe vor Hunger.“ Er schob sich eine Gabel voll fish and chips in den Mund und schluckte sie gierig hinunter, bevor er den Kopf hob und seine Schwester
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