Julia Extra Band 375
wie Ihnen nicht besonders wohlfühle.“
Sie hatte gehofft, dass dieses offene Eingeständnis ihr etwas mehr Selbstbewusstsein verleihen würde, doch dem war nicht so. Stattdessen fühlte sie sich jetzt genau wie das unbedarfte Landei, als das sie sich soeben geoutet hatte.
In diesem Augenblick kehrte die Rothaarige mit dem Wein zurück. Zuerst ließ sie Drake einen kleinen Schluck probieren, damit er ihn absegnete, und als dieser zustimmend nickte, schenkte sie auch Layla ein.
Drake tat nichts, um die hübsche Kellnerin länger als unbedingt nötig an ihrem Tisch zu halten. Nach einem geschäftsmäßigen Lächeln und einem kurzen „Danke“, wandte er erneut seine volle Aufmerksamkeit Layla zu.
„Cheers“, sagte er leise und hob sein Glas – eine Geste, die ganz und gar nichts Geschäftsmäßiges an sich hatte. Seine umwerfenden Augen waren von feinen Lachfältchen umgeben. Sein Lächeln war breit und offen und ließ seine kräftigen weißen Zähne aufblitzen.
Dieser Mann war der geborene Herzensbrecher, so viel stand fest. Laylas ganzer Körper kribbelte vor wohliger Erwartung, ohne dass sie etwas dagegen hätte tun können.
„Cheers“, murmelte sie und berührte sein Glas mit dem Rand des ihren.
„Ich halte Sie keineswegs für ein einfaches Vorstadtmädchen , das einem Mann wie mir nicht gewachsen ist“, sagte Drake, als wäre ihr Gespräch nie unterbrochen worden. „Ich habe eher den Eindruck, dass Sie sehr vorsichtig und deswegen auch ziemlich angriffslustig sind. Wie eine Löwenmutter, die sich auf jeden Eindringling stürzt, um ihre Jungen zu beschützen.“
„Tatsächlich? Und wovor genau will ich mich Ihrer Meinung nach schützen?“ Laylas ironischer Tonfall änderte leider nichts an der Tatsache, dass sie sich bis auf die Knochen durchschaut fühlte.
„Vor mir natürlich.“ Drake setzte sein Glas ab und betrachtete Layla mit unverhohlenem Begehren. „Was mich natürlich nicht zwangsläufig zum gefährlichen Raubtier macht …“
Sein Blick hielt ihren weiter fest, und Layla fand nicht die Kraft, sich aus seinem Bann zu befreien.
„Ich bin noch nie einer Frau hinterhergejagt, Layla. Oft war es sogar so, dass ich mich als der Gejagte fühlte, aber dabei …“ Er verstummte für einen Moment, als wollte er seine nächsten Worte sorgfältig abwägen. „… irgendwie habe ich dabei immer gewusst, dass ich eines Tages der großen Ausnahme von der Regel begegnen würde.“
Layla leckte sich die trockenen Lippen und versuchte, eine einigermaßen zusammenhängende Antwort zu formulieren, was alles andere als einfach war, wenn einem gerade flüssige Lava durch die Adern schoss.
„Wollen Sie …“ Sie räusperte sich und begann von Neuem. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie die Absicht haben, Jagd auf mich zu machen, Drake?“
Sein leises, amüsiertes Lachen schien tief aus seinem Innern zu kommen. „Das hängt ganz von Ihnen ab. Ich hoffe aber sehr, dass Sie mir diese Strapaze ersparen.“
Er nahm sein Glas und trank einen großen Schluck von dem blutroten Wein, der im Kerzenlicht verlockend schimmerte.
„Sind Sie und Ihre Begleiterin jetzt bereit zu bestellen, Mr Ashton?“
Der Kellner hatte den Zeitpunkt seines Erscheinens gut gewählt. Das fand zumindest Layla, der die kleine Atempause mehr als gelegen kam.
Sie war nicht naiv, was die Begierden der Männer betraf. Ihr Aussehen machte sie ständig zur Zielscheibe männlicher Aufmerksamkeit, die in den meisten Fällen unerwünscht war. Es hatte ihr allerdings noch nie ein prominenter, viel bewunderter und noch dazu umwerfend attraktiver Mann ohne Umschweife mitgeteilt, dass er sie zu erobern beabsichtigte, ob sie nun wollte oder nicht.
Was das im Einzelnen bedeutete, mochte Layla sich gar nicht vorstellen. Es genügte ja schon ein Blick in Drakes silbergraue Augen, um ihr heißkalte Schauer über den Rücken zu jagen. Und die Stelle direkt über ihrem Po, an der seine Hand gelegen hatte, kribbelte immer noch wie verrückt. Wie sollte sie es bloß schaffen, seiner verheerenden Wirkung zu widerstehen, falls er seine Drohung wahr machen würde!
Als der Kellner sich diskret räusperte, teilte Drake ihm mit, dass sie wohl doch noch einen Moment brauchen würden.
Schon seit einigen Minuten hatten sie kein einziges Wort miteinander gewechselt. Sie aßen die erlesenen Speisen, die ihnen serviert wurden, tranken Wein, und wann immer Drakes Blick auf Layla fiel, schien sie ganz woanders zu sein.
Nicht, dass ihm das Schweigen
Weitere Kostenlose Bücher