Julia Extra Band 375
beobachtet.“
Marc fuhr sich grinsend durch den zerzausten Haarschopf, während Layla missbilligend sein zerknittertes schwarzes T-Shirt musterte.
„Ich habe dir gestern einen ganzen Stapel saubere T-Shirts gebügelt“, tadelte sie ihn mit mütterlicher Strenge. „Und jetzt läufst du in diesem alten Ding herum, in dem du aussiehst, als hättest du darin geschlafen. Meinst du nicht, dass du dir für das Meeting mit Drake etwas Anständiges anziehen solltest?“
„Ah, inzwischen ist er also Drake !“, zog Marc sie auf. „Dann seid ihr euch gestern anscheinend doch nähergekommen. Ich hatte ja meine Zweifel, nachdem ich heute Morgen deine Grabesmiene gesehen habe.“
„Mach dir darüber mal keine Gedanken.“ Layla warf einen unruhigen Blick auf die Wanduhr. „Er wird in weniger als einer halben Stunde hier sein. Da bleibt dir nicht mehr viel Zeit, um nach Hause zu fahren und dich einigermaßen menschlich herzurichten. Das heißt, falls du willst, dass er dich als Geschäftsmann ernst nimmt.“
„Natürlich will ich das!“, schnaubte Marc empört. „Was glaubst du wohl, warum ich letzte Nacht kaum ein Auge zubekommen habe?“
Layla tätschelte ihm beschwichtigend den Arm. „Schon gut, mich brauchst du von deiner Ernsthaftigkeit nicht zu überzeugen. Ich wollte nur sagen, dass sich nicht alle Tage die Gelegenheit zu einem Gespräch mit jemandem wie Drake Ashton ergibt, und dass du das Beste daraus machen solltest. Also geh unter die Dusche, rasier dich und zieh dir etwas Anständiges an. Du wirst dich dann viel selbstbewusster fühlen, glaub mir.“
„Du hast ja recht, wie immer.“ Seufzend drückte Marc ihr einen Kuss auf die Wange. „Falls Ashton auftaucht, bevor ich zurück bin, sorg dafür, dass er sich wohlfühlt, okay? Danke, Schwesterherz.“
Kaum hatte Marc das Café verlassen, zückte Layla ihren Kosmetikspiegel und kontrollierte ihr Haar und ihren Lidstrich. Dabei versuchte sie angestrengt, ihre Nerven im Griff zu behalten. Würde Drake ihr überhaupt einen Blick gönnen, wenn er kam? Bei ihrem Abschied war er von geradezu arktischer Kälte gewesen, und er hatte bisher auch nicht angerufen, um die Luft zwischen ihnen zu reinigen.
Um sich auf andere Gedanken zu bringen, stellte sie das Radio an und suchte einen Sender mit leichter Popmusik. Danach begann sie, den bereits blitzsauberen Tresen mit Hingabe zu polieren.
Zwanzig Minuten später ging die Tür auf, und ein Schwall kühler Luft wehte herein. Obwohl es erst September war, lag schon eine erste Ahnung des Winters in der Luft. Doch Layla hatte in diesem Augenblick nicht die innere Ruhe, um über die Wetterlage nachzudenken. All ihre Aufmerksamkeit wurde von dem großen schlanken Mann in Anspruch genommen, der gerade das Café betreten hatte und jetzt mit einem unwiderstehlichen Lächeln auf sie zukam. In dem eleganten kaffeebraunen Kaschmirmantel, den er über einem dunklen Anzug trug, sah der attraktive Architekt einfach zum Niederknien aus.
Noch bevor Layla etwas sagen konnte, war ihre Körpertemperatur bereits um mehrere Grad angestiegen.
„Wissen Sie noch, wer ich bin?“
Seine tiefe, rauchige Stimme ging Layla durch und durch. „Allerdings“, antwortete sie, ohne zu überlegen. „Sie sind der Mann, der mir am Ende unserer gestrigen Verabredung die kalte Schulter gezeigt hat.“
Kaum waren die Worte heraus, hätte Layla sich am liebsten geohrfeigt. Anstatt sich bei ihm zu entschuldigen, wie es eigentlich ihre Absicht gewesen war, fiel sie gleich mit einem Vorwurf über ihn her. Und noch dazu mit einem so blöden!
Zwischen Drakes Brauen bildete sich eine steile Falte. „Es tut mir wirklich leid, wie der Abend ausgeklungen ist, Layla. Anscheinend haben Sie das Talent, mich immer auf dem falschen Fuß zu erwischen – aber egal. Ich hätte sie sofort anrufen und die Sache in Ordnung bringen sollen. Leider habe ich es nicht getan, aber ich wollte ganz sicher nicht, dass wir auf diese Weise auseinandergehen.“
Er wirkte ehrlich zerknirscht, und dabei lag ein so sehnsüchtiger Ausdruck in seinen Augen, dass Layla kaum glauben konnte, dass er ihr galt. Plötzlich fühlten sich ihre Knie wie Watte an.
„Manchmal vergesse ich nachzudenken, bevor ich den Mund aufmache“, murmelte sie verlegen. „Wenn ich etwas gesagt habe, das Sie verärgert hat, möchte ich mich ebenfalls entschuldigen.“
Drake nickte langsam. „Dann lassen Sie uns noch einmal ganz neu anfangen, einverstanden? Nach dem Gespräch mit Ihrem Bruder
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