Julia Extra Band 375
neugierig nach.
„Als wäre ich eine Gourmetmahlzeit, die du am liebsten sofort verspeisen würdest.“
Mit einem Lächeln, das Drakes Blutstrom umgehend in seine Körpermitte lenkte, drehte Layla sich auf dem Absatz um und bat die Verkäuferin, ihr die Umkleidekabine zu zeigen.
„Mmh … genau das, was ich nach dieser Riesenportion Spaghetti brauche.“
Layla, die es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte, seufzte genießerisch, als Drake mit dem Kaffee, den er gerade gemacht hatte, ins Wohnzimmer zurückkehrte. Unter gesenkten Wimpern beobachtete sie, wie er die beiden Tassen auf dem Couchtisch abstellte.
„Wir hatten einen schönen Tag zusammen, oder?“
„Allerdings“
„Drake …?“
„Ja?“
„Glaubst du, wir könnten jetzt dieses … Gespräch führen?“
Vorübergehend abgelenkt von der ultraweiblichen elfenbeinfarbenen Seidenbluse, unter der verführerisch ihr hübscher Spitzen-BH durchschimmerte, drang die Frage nicht gleich zu Drake durch.
Als sie schließlich sein Gehirn erreicht hatte, machte sein Magen einen Satz. Jetzt war also der Moment der Wahrheit gekommen. Ihm war plötzlich unangenehm heiß, und für einen schrecklichen Moment fühlte er sich wie ein in die Enge getriebenes Tier.
„Also schön, worüber willst du reden?“ Gespielt lässig ließ er sich in den Sessel auf der anderen Seite des Tisches fallen. „Über meine Lieblingsmusik? Oder soll ich dir verraten, welche zehn Filme ich für die besten halte?“
Er wollte Zeit schinden und durch seinen ironischen Tonfall der Situation von vornherein jede Ernsthaftigkeit nehmen. Als er jedoch in Laylas schönes, klares Gesicht blickte, kam er sich plötzlich wie ein erbärmlicher Feigling vor.
„Es interessiert mich durchaus, welche Musik du gern hörst, und auch, welche Filme du magst“, erwiderte sie ruhig. „Aber im Moment möchte ich lieber etwas über dich selbst erfahren.“
Drake verschränkte die Hände zwischen den Knien und hielt bewusst herausfordernd ihren Blick fest. „Stell mir eine direkte Frage, und ich tue mein Bestes, um sie zu beantworten.“
„Okay.“ Layla leckte sich nervös die Lippen und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Dann erzähl mir ein bisschen darüber, wie deine Kindheit war.“
„Was genau willst du wissen?“
„War es schwierig für dich, ein Einzelkind zu sein?“
„Das habe ich mich nie gefragt. Es war eben so, mehr kann ich dazu nicht sagen.“
„Na schön. Dann erzähl mir stattdessen, wie es war, in unserer Stadt aufzuwachsen.“
Es war die Frage, die Drake am meisten gefürchtet hatte, aber er würde ihr nicht ausweichen. Er wollte nicht, dass Layla auch nur eine Sekunde lang glaubte, er hätte nicht den Mut dazu.
„Es war deprimierend und einsam, um es mit zwei Worten zu sagen.“ Bei der Erinnerung ballte Drake unwillkürlich die Hände zu Fäusten. „Ich hatte eine Mutter, die nur daran dachte, wie sie von hier wegkommen konnte, und mein Vater war ein versoffener Tyrann. Nachdem meine Mutter ihn verlassen hatte, wurde er absolut unerträglich.“
Drake gab ein trockenes Lachen von sich. „Er konnte sehr einfallsreich sein, wenn es darum ging, sich immer wieder neue Schikanen für mich auszudenken, während ich ständig nach Fluchtmöglichkeiten suchte. Irgendwann sprach mich mein Kunstlehrer auf mein Talent für Konstruktionszeichnungen an und meinte, ich solle mal darüber nachdenken, ob ich nicht Architekt werden will. Ich wusste sofort: Das ist es! Und von da an war es mir egal, was mein Vater mir antat. Ich wusste, dass ich eines Tages von dort wegkommen würde. Dass ich mir ein völlig neues Leben aufbauen und ihn und dieses erbärmliche Kaff für immer hinter mir lassen würde.“
„Und wie ist es dazu gekommen?“, wollte Layla wissen. „Ich meine, war dein Notendurchschnitt so gut, dass du an die Uni gehen konntest?“
Drake nickte grimmig. „Es war ein verdammt hartes Stück Arbeit, aber ich habe es geschafft.“
Layla trank einen Schluck Kaffee und setzte die Tasse vorsichtig auf dem Unterteller ab. Dabei lag ein nachdenklicher Ausdruck in ihren dunklen Augen. „Hast du deinen Vater noch einmal gesehen, nachdem du weggegangen bist?“
„Nein. Ich war nur noch ein einziges Mal hier, und zwar anlässlich seiner Beerdigung. Ich war übrigens der einzige Trauergast“, fügte er zynisch hinzu. „Aber wen wundert’s? Der Mann hatte sich ja nicht gerade überwältigender Beliebtheit erfreut.“
„Und wie ist er gestorben?“
„Er
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