Julia Extra Band 375
er weitergehen sollte. Dieses Gefühl, diese Hitze, dieses – er wusste nicht, welches Wort er dafür verwenden sollte – war ihm fremd.
Doch so schnell wie er aufgetaucht war, war der Moment wieder vorüber. „Das war die letzte Pfanne“, sagte Liz. Sie zog ihre Hand zurück „Ihre Verpflichtungen für heute Abend sind erfüllt. Den Rest schaffe ich allein.“
„Das müssen Sie nicht“, erwiderte er. Unter dem Geschirrtuch ballte er die Hand zu einer Faust und fragte sich, ob er nur das Geschirr meinte. „Ich kann Ihnen helfen.“
„Nicht nötig. Sie haben bereits mehr als genug getan.“
Ihr Lächeln konnte nicht verbergen, dass die Worte spröde klangen. „Vielen Dank noch einmal, dass Sie Andrew geholfen haben.“
Liz wich zurück und ging auf Distanz. Er war sich ziemlich sicher zu wissen, warum sie das tat. Sie hatte dasselbe gespürt wie er und hatte Angst, weil sie nicht verstand, was diese Verbindung bedeutete. Er wusste, was in ihr vorging, weil er es auch gespürt hatte.
„Vielleicht sollten Sie jetzt besser gehen.“
„Wahrscheinlich haben Sie recht. Ich habe auch noch einiges zu tun.“ Außerdem wollte er verarbeiten, was gerade passiert war. Herausfinden, wie er mit der Anziehung umgehen sollte, die er gerade sehr deutlich empfand. „Wir sehen uns morgen im Büro.“
„Noch einmal vielen Dank für Ihre Hilfe.“
Ihr Lächeln sieht so verführerisch aus. „Bitte hören Sie auf, mir zu danken“, sagte er. „Ich wollte helfen.“ Danach hielt er an der Tür noch einmal kurz inne und weil der Mann in ihm nicht anders konnte, ließ er seinen Blick zu ihren roten Lippen wandern. „Gute Nacht, Elizabeth.“
Sie war überrascht, dass ihre Hände nicht zitterten, als sie die Tür hinter ihm ins Schloss zog.
Das hast du dir alles nur eingebildet, Liz. Seine Augen haben nicht deinen Mund gesucht. Die Berührungen haben nichts zu bedeuten. Sie sagte sich, dass sie sich all diese Dinge nur einbildete, weil sie davon geträumt hatte, von zwei starken Armen gehalten zu werden. Oder?
Oder war es vielleicht doch …? In ihrem Herzen wusste sie, dass sie sich nicht eingebildet hatte, wie seine Augen bei der Verabschiedung dunkler geworden waren. Aber warum sollte Charles mich wollen? Denkt er, nachdem er meine pathetische Geschichte gehört hat, ich sei ein leichter Fang?
Sie wünschte sich, sie würde wissen, was in ihm vorging, wünschte, sie hätte sich den Fantasien nicht so hingegeben und dass sich ihre Sehnsucht wieder legte.
Aber mehr als alles andere fragte sie sich, was wohl schlimmer war: die Möglichkeit, dass sie sich alles nur einbildete oder dass das Verlangen in Charles’ Augen echt war.
„Guten Morgen, Elizabeth.“
Zu ihrer Bestürzung ging ihr Charles’ seidige Stimme direkt bis ins Mark. Liz hatte die Nacht in ihrem kalten Bett verbracht und gegen die Bilder von blauen Augen und seifigen Händen angekämpft. Nun, da sie ihre Gedanken wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, brach wegen drei einfacher Worte von ihm alles wieder hervor.
Ich hasse ihn.
„Guten Morgen“, antwortete sie den Blick weiterhin auf ihre Unterlagen gerichtet. „Doug Metcalf hat Ihnen eine E-Mail mit den Verkaufszahlen vom letzten Monat geschickt. Ich hab sie Ihnen ausgedruckt und auf den Tisch gelegt.“
„Vielen Dank. Und nochmals vielen Dank für das Abendessen gestern.“
„Vielen Dank, dass Sie Andrew geholfen haben und auch für die Hilfe beim Abwasch.“
Sie hörte ihn lachen. Da sie auch weiterhin vermied, ihn anzuschauen – sie würde ohnehin nur rot anlaufen – sah sie seinen Gesichtsausdruck nicht. Doch sie konnte sich das aufreizende Funkeln in seinen Augen sehr gut vorstellen. „Was sind wir heute Morgen nicht für ein herrliches Duo“, sagte er noch immer mit dieser tiefen verführerischen Stimme und sprach dabei jede Silbe etwas gedehnt aus. „Haben Sie gut geschlafen?“
„Ja. Außerdem hat die Sekretärin des Bürgermeisters angerufen, um mit Ihnen einen Termin für nächste Woche zu vereinbaren.“ Sie ging die Papiere auf ihrem Tisch durch. „Ich habe ihr gesagt, dass ich zurückrufe, um ihr verschiedene Termine vorzuschlagen …“
Er streckte die Hand aus und legte sie auf ihre. „Haben Sie vor, den ganzen Tag meinem Blick auszuweichen?“
Nein, nur solange bis ich meinen Realitätssinn wiedergefunden habe. Sie richtete den Blick auf die Hand, die ihre festhielt. Sie hätte nur schnell ihre Hand zurückziehen müssen. Das Problem war, dass sie
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