Julia Extra Band 375
Leistengegend, das er dabei verspürte. „Du brauchtest einfach nur einen Deckhengst, richtig, Justina?“
„Einen Deckhengst ?“, wiederholte sie verständnislos. „Was … wovon redest du?“
Er verzog verächtlich den Mund. „Ich rede von dem Interview, das du kurz vor Roxys Hochzeit gegeben hast. In dem du betont hast, wie schade es ist, dass du kein Kind hast, und wie sehr du dir eins wünscht.“
Sie hörte die böse Unterstellung in seinem Ton mitschwingen, und einen Moment lang fühlte sie sich extrem verletzlich. Richtig, das hatte sie gesagt, aber manchmal war das, was man sagte, eben nur die halbe Wahrheit. Besonders, wenn man von einem Reporter auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Das wusste er, und eigentlich müsste er auch wissen, warum sie so reagiert hatte,
„Das war doch nur, weil ich das Gefühl hatte, dass man es von mir erwartet“, verteidigte sie sich. „Weil eine Frau gleich als Monster dargestellt wird, wenn sie nicht unbedingt Kinder will.“
„Aber es stimmt doch, oder? Du wolltest ja wirklich kein Kind. Wie auch, wo deine verdammte Karriere immer Vorrang hatte?“
Frustriert schüttelte sie den Kopf. Dante war einfach ein hoffnungsloser Fall. Er hatte nie verstanden, wie wichtig es für sie war, von niemandem abhängig zu sein. Obwohl sie ihm erklärt hatte, dass diese tief sitzende Angst vor Abhängigkeiten mit schlimmen Erfahrungen in ihrer Kindheit zusammenhing. Und als sie vorgeschlagen hatte, mit dem Kinderkriegen lieber noch etwas zu warten, war er stur geblieben. Frauen heirateten und bekamen möglichst schnell Kinder, das war für Dante das Normalste von der Welt.
„Du verstehst mich nicht, Dante.“
Er schüttelte mit einem harten Auflachen den Kopf. „Oh, ich verstehe dich sogar sehr gut, Justina. Du hattest Sex mit mir, nachdem wir uns fünf Jahre lang nicht gesehen haben. Die meisten anderen Frauen hätten mir allein für den Versuch eine gescheuert. Aber du nicht. Oh nein, du natürlich nicht! Du wolltest mich vom ersten Moment an, das konnte sogar ein Blinder sehen.“
„Bedaure, aber mit einem Heiligenschein kann ich leider nicht dienen.“
„Wir hatten ungeschützten Sex!“
„Ich wusste gar nicht, dass Verhütung allein Sache der Frau ist.“
„Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass du immer noch die Pille nimmst“, schlug er erbittert zurück, obwohl er wusste, dass er hätte nachfragen müssen. Hatte er aber nicht. Weil er nur an das eine gedacht hatte. Und hatte es sich nicht irrsinnig gut angefühlt? Es war der totale Wahnsinn gewesen! Er schluckte, während er versuchte, die Erinnerungen, von denen er überschwemmt wurde, wegzuschieben … aber es klappte nicht.
„Wie konntest du so ein Risiko eingehen mit einem Mann, von dem du wusstest, dass du ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nie wiedersehen würdest?“
Justina sah die kalte Verachtung, die sich auf seinem Gesicht spiegelte. Weil ich völlig den Kopf verloren hatte, darum. Oh, warum hatte es bloß ausgerechnet er sein müssen, der sie all dies fühlen ließ? Und warum hatte sich bis zum heutigen Tag daran nichts geändert? Wenn er jetzt versuchen würde, sie zu küssen, wäre sie wieder genauso hin und hergerissen.
„Keine Ahnung“, antwortete sie tonlos.
„Schön, dann sage ich es dir.“ In seine Augen trat ein harter Glanz. „Du wolltest offenbar zwar ein Kind, aber keinen Mann, einfach, weil es die bequemere Lösung ist. Das ist doch bei euch Karrierefrauen heutzutage so üblich, oder nicht, Justina? Sich bloß nicht mit einem Kerl rumärgern müssen, aber ein zu dem straff organisierten Designerleben passendes Designerbaby würde sich trotzdem gut machen, richtig?“
Justina zuckte zusammen. Hielt er sie wirklich für so gefühllos? „So ein Blödsinn.“
„Und als wir uns auf der Hochzeit wiedertrafen, war dir auf Anhieb klar, dass ich der geeignete Erzeuger für dein Kind bin“, fuhr er fort, als ob sie nichts gesagt hätte.
„Du?“
„Ja, ich.“ Er straffte die breiten Schultern, während seine Worte wie Pfeile durch die Luft zischten. „Stark und männlich, ein Anführertyp. Frauen sind darauf programmiert, nach einem Mann wie mir als Vater für ihre Kinder Ausschau zu halten. Deshalb sind sie ja auch alle so hinter mir her.“
Einen Moment lang war sie versucht, ihn daran zu erinnern, dass in ihrem Fall er hinter ihr her gewesen war, aber dann wurde ihr klar, dass dies kein geeigneter Zeitpunkt war, um Sinn für Humor zu beweisen. Nicht solange er sie
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