Julia Extra Band 375
auch noch stolz auf seine vielen Eroberungen.
Das anhaltende Schweigen ging Mikhail auf die Nerven. Die Frau macht mich wahnsinnig, dachte er und sagte ausdruckslos: „Ich will dich wiedersehen.“
„Nein!“ Wütend funkelte sie ihn an.
„Mehr hast du mir nicht zu sagen?“ Ihr Verhalten raubte ihm noch den Verstand.
„Nein. Oder doch: Ich bin nicht interessiert.“ Energisch schüttelte sie den Kopf, dass die roten Locken nur so flogen.
„Du lügst.“ Mikhail musterte sie abschätzend und fügte noch etwas hinzu, was aber im Lärm des gerade übers Haus fliegenden Hubschraubers unterging.
Doch Kat hatte genug verstanden. Wütend stützte sie die Hände auf die Hüften und funkelte ihren russischen Gast an. „Du hältst dich wohl für absolut unwiderstehlich, oder? Das bist du aber nicht. Ich kann es kaum erwarten, dass du endlich verschwindest.“
„Dass ich das noch erleben darf“, witzelte Peter Gregory. „Da lässt dich doch tatsächlich eine Frau abblitzen.“
„Sei still!“, zischte Luka seinem zukünftigen Schwager zu.
Jetzt näherte sich ein zweiter Helikopter und landete neben dem anderen auf Rogers Feld. Roger hatte also mit dem Traktor den Schnee geräumt, damit die Hubschrauber sicher landen konnten.
Bei einem kurzen Blick über ihre Schulter stellte Kat fest, dass Mikhail sein Frühstück noch nicht angerührt hatte.
„Willst du nichts essen?“, fragte sie.
„Ich habe keinen Hunger.“
Oje, dachte Kat, jetzt ist er beleidigt. Vielleicht hätte sie sich nicht im Ton vergreifen sollen. Sie überlegte gerade, ob eine Entschuldigung fällig war, als laut an die Hintertür geklopft wurde.
Mikhail öffnete sie und ließ eine Gruppe von Männern in die Küche, die alle gleichzeitig auf Russisch auf ihn einredeten. Ein alter Mann mit grauem Haar begrüßte ihn auffällig herzlich und sichtlich erleichtert. Kat bot den Männern Kaffee und Kekse an. Offenbar war Mikhail wichtig genug, um sich per Hubschrauber abholen zu lassen. Sogar von zwei Hubschraubern. Er musste sie gestern Abend geordert haben.
Wer genau war Mikhail Kusnirovich? War er ein Banker wie Peter Gregory, der gestern Abend ja mit seinen großartigen Geschäften geprahlt hatte? Oder ein steinreicher Unternehmer?
Luka suchte in seinen Taschen nach Geld, um die Rechnung zu begleichen, die Kat auf den Tisch gelegt hatte. Mikhail griff nach der Rechnung, überflog sie und warf Kat einen süffisanten Blick zu. „Deine Preise sind viel zu niedrig“, sagte er nachdrücklich, zog einige Geldscheine aus seiner Brieftasche und knallte sie auf den Tisch.
„Danke.“ Ihr Tonfall klang allerdings nicht sonderlich dankbar.
Mikhail bedachte sie mit einem hochmütigen Blick. „Ich denke nicht daran, mich zu bedanken, denn ich wüsste nicht, wofür. Du hast bisher nichts, aber auch gar nichts getan, um mich zu erfreuen.“
Kat konnte sich kaum das Lachen verkneifen. Mikhail klang so hochtrabend wie ein Sultan, den seine neue Haremsdame enttäuscht hatte und von der er erwartete, dass sie Besserung gelobte. Doch als sie ihm in seine dunklen Augen sah, verging ihr das Lachen. Eine dunkle Vorahnung stieg in ihr auf.
Die Männer machten sich auf den Weg zu den Hubschraubern. Mikhail wartete, bis alle das Haus verlassen hatten. Der ältere Mann wartete vor der Tür auf ihn.
„Ich melde mich“, sagte Mikhail rau zu Kat und ärgerte sich, weil sie schon wieder seinen Blick mied.
„Die Mühe kannst du dir sparen“, murmelte Kat.
„Sieh mich an!“, herrschte er sie an.
Erschrocken über seinen Tonfall sah Kat zu ihm hoch, und sofort legte sich eine sanfte Röte auf ihre Wangen. Mikhail musterte sie düster, doch er konnte sich der Faszination ihrer strahlend grünen Augen nicht entziehen. Als Kat sich selbstvergessen mit der Zunge die Lippen befeuchtete, stellte er sich vor, wie sich ihre Zunge wohl auf seinem Körper anfühlen würde, und stöhnte unterdrückt vor Erregung. Schnell wandte er sich ab und ging nach draußen in die Kälte.
„Ich melde mich“, wiederholte er trotzig, doch Kat schloss nur wortlos die Tür.
Auf dem Weg zum Hubschrauber wandte sich Mikhail an den grauhaarigen Mann neben ihm. „Ich will alles über Katherine Marshall wissen, was sich herausfinden lässt.“
Verblüfft warf Stas ihm einen Seitenblick zu. „Wozu?“ Die Feindseligkeit zwischen den beiden war ihm nicht entgangen.
„Ich will ihr Manieren beibringen“, stieß Mikhail frustriert hervor. „Sie war sehr unhöflich.“
Stas
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