Julia Extra Band 375
Besuch des Gerichtsvollziehers fürchten zu müssen. In der letzten Zeit war sie jedes Mal zusammengezuckt, wenn das Telefon klingelte. Es hätten ja die Geldeintreiber der Kredithaie sein können, deren Forderungen bei jedem Anruf unverschämter wurden. Die Tür hatte sie sowieso nur noch geöffnet, wenn sie wusste, wer davorstand.
Kat atmete einige Male tief durch, um ihre Gedanken zu ordnen und sich zu beruhigen.
„Setz dich doch“, forderte Mikhail sie auf und wies auf das Sofa in einer Ecke des riesigen Büros. „Ich bestelle Kaffee.“
„Das ist nicht nötig.“ Kat löste den Blick vom markantem Profil des energiegeladenen Mannes und machte sich ein Bild von seinem Büro. Auch diesen großen Raum beherrschte er mit seiner unglaublichen Präsenz.
„ Ich entscheide, was nötig ist.“ Mikhail griff zum Hörer und orderte Kaffee.
Er braucht mich nicht ständig an seine Dominanz zu erinnern, dachte Kat frustriert und setzte sich wortlos. Sie war entschlossen, sich völlig normal zu benehmen und ihre Anspannung zu verbergen.
Ein farbenfrohes abstraktes Gemälde zierte die gegenüberliegende Wand. Der einzige Farbtupfer im eher minimalistisch mit Stahl, Leder, Glas und hypermoderner Technik eingerichteten Büro. Es fiel ihr schwer, Mikhail Kusnirovich in der Rolle ihres Vermieters zu sehen. Der Mann hatte eine beträchtliche Summe aufgebracht, um Kat von ihren Geldsorgen zu befreien. Statt bei Banken und Kredithaien hatte sie nun bei Mikhail Schulden. Seine Beweggründe kannte sie noch immer nicht. „Warum hast du das eigentlich getan?“, fragte sie knapp.
Mikhail presste die sinnlichen Lippen zusammen und zuckte die breiten Schultern. Er wollte nicht verraten, dass er nicht aus Altruismus, sondern aus reinem Egoismus gehandelt hatte. Sowie ihm Kats Verletzlichkeit bewusst geworden war, hatte er tief im Innern den Wunsch gespürt, ihr zu helfen und davon zu profitieren. Er erhoffte sich, Kat durch diese Geste für sich zu gewinnen, denn er begehrte sie mehr als jede andere Frau zuvor. Doch nur wenn sie von den Geldsorgen befreit war, konnte sie sich unbelastet für ihn entscheiden.
Jetzt errötete sie unter seinem intensiven Blick. Das Grün ihrer wunderschönen Augen leuchtete noch brillanter. Es gefiel ihm, dass sie noch erröten konnte. Das hatte er bisher noch bei keiner Frau erlebt, mit der er liiert gewesen war. Sein Blick blieb an den vollen rosa Lippen hängen, glitt dann weiter hinunter zu dem V-Ausschnitt der Bluse, die sie unter dem Blazer trug. Sein Begehren erwachte heftig und schnell. Mikhail sehnte sich danach, Kat zu berühren. War ihre Haut wirklich so weich und seidig, wie es den Anschein hatte?
Auch Kat spürte die knisternde Spannung im Raum. Wie eine zärtliche Berührung spürte sie Mikhails sehnsüchtigen Blick auf ihren Lippen und begann zu beben, als sie sich an den leidenschaftlichen Kuss von neulich erinnerte. Ihre Brustknospen wurden hart, im Schoss begann es, heiß zu pulsieren. Verzweifelt versuchte sie, die verräterischen Gefühle zu unterdrücken. Sie hatte Mikhail eine Frage gestellt und verlangte eine Antwort! „Ich habe dich nach deinen Beweggründen gefragt, Mikhail. Du kennst mich nur flüchtig. Es ist doch nicht normal, mal eben so im Vorbeigehen die Schulden einer Fremden zu übernehmen. Dadurch stehe ich jetzt tief in deiner Schuld.“
„Das war nicht meine Absicht“, behauptete er wahrheitswidrig. Ihm gefiel, dass er eine Möglichkeit gefunden hatte, eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen. Dass er sie Kat praktisch aufgezwungen hatte, spielte für ihn keine Rolle. Schließlich hatte er sie davor bewahrt, ihr Haus zu verlieren.
Diese ausweichende Antwort frustrierte Kat noch mehr. Entschlossen stand sie auf und warf mit einer heftigen Kopfbewegung die langen Locken über die schmalen Schultern. Muss er sich denn alles aus der Nase ziehen lassen? fragte sie sich verärgert. „Tut mir leid, aber das nehme ich dir nicht ab. Immerhin schulde ich dir jetzt mehrere Tausend Pfund.“
„Wieso nicht? Ich will kein Geld von dir. Nur ein kleines Dankeschön dafür, dass ich dir das Dach überm Kopf gerettet habe.“
„Ich soll mich für deine Einmischung in mein Leben bedanken? Darauf kannst du lange warten! Mir ist vollkommen klar, dass du nicht aus reiner Menschenliebe gehandelt hast, sondern weil du dir etwas erhoffst. Ich bin hier, weil ich wissen will, welche Gegenleistung du von mir erwartest.“
„Nichts, was du mir nicht bereitwillig geben
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