Julia Extra Band 375
ihnen doch nicht einfach nehmen. Doch leider schien es jetzt keinen anderen Ausweg mehr zu geben.
„Dieses Schreiben habe ich gestern erhalten.“ Percy Green reichte Kat den Brief. „Mikhail Kusnirovich ist bereit, Ihre Schulden in voller Höhe zu begleichen und Ihr Haus zu kaufen. Er sichert Ihnen zu, in Zukunft dort als Mieterin wohnen zu können.“
Kat war blass geworden. „Mikhail … wer?“
„Kusnirovich. Ich habe mich über ihn informiert, aber keinen Hinweis darauf gefunden, warum er Ihre Schulden übernehmen will. Er ist Ölmilliardär, kein Kredithai.“
„Milliardär?“ Ungläubig sah Kat den Rechtsanwalt an. „Öl? Mikhail ist reich?“
Percy Green reagierte überrascht. „Sie kennen ihn persönlich?“
Verlegen erklärte Kat knapp, dass Mikhail und zwei Freunde von ihm im vergangenen Monat von einem Schneesturm überrascht worden waren und in ihrer Pension Zuflucht gesucht hatten. „In dem Schreiben steht tatsächlich, dass er vorschlägt, meine Schulden zu übernehmen und Birkside zu kaufen? Warum sollte er das tun?“, fragte Kat konsterniert.
Ratlos zuckte der Anwalt die Schultern. „Vielleicht ist es die Laune eines reichen Mannes? Für Sie ist es jedenfalls Rettung in letzter Sekunde. Natürlich gehen Sie auf sein Angebot ein. Sonst würden Sie ja demnächst auf der Straße sitzen.“
„Natürlich.“ Ganz geheuer war Kat die Sache allerdings nicht.
Sie steckte den Brief ein und fuhr nach Hause. Mikhail war also steinreich und konnte sich alles leisten. Umso unbegreiflicher war es für sie, dass er ausgerechnet ihr Haus kaufen wollte und bereit war, ihre Schulden zu begleichen. Dafür erwartete er sicher eine Gegenleistung von ihr.
Zu Hause setzte sie sich sofort mit der Kanzlei in Verbindung, die den Brief geschickt hatte, und bat um Mikhails Telefonnummer, weil sie einen Termin mit ihm vereinbaren wollte. Erst als sie ihren Namen nannte, rückte man die Nummer schließlich heraus. Noch schwieriger gestaltete sich das Gespräch mit Mikhails Vorzimmerdame, die den Anruf auf gar keinen Fall durchstellen wollte. Immerhin ließ sie sich schließlich dazu erweichen, Kat einen Termin zu geben. Aber auch erst, nachdem Kat ihr mitgeteilt hatte, Mikhail hätte ihr Haus gekauft, und es gäbe einige Punkte zu besprechen.
Vier Tage später fuhr Emmie sie zum Bahnhof, wo Kat den Zug nach London nahm. Sie fühlte sich unwohl in dem schwarzen Kostüm, das sie zuletzt zur Trauerfeier einer Nachbarin getragen hatte, und konnte vor Nervosität kaum die Hände stillhalten. Was erwartete Mikhail von ihr? Etwa Sex? Warum ausgerechnet mit ihr? Ein Mann wie er konnte doch jede Frau haben.
Schließlich stand sie am Empfang im obersten Stockwerk von Mikhails beeindruckendem Bürohochhaus, das ihm als Londoner Niederlassung diente. Eine bildhübsche Blondine holte Kat ab und führte sie zum Chefbüro.
„Sie sind also Katherine Marshall? Und ihr Haus gehört Mikhail? Wie ist es denn dazu gekommen?“, erkundigte sie sich neugierig.
„Keine Ahnung. Ich bin hergekommen, um es herauszufinden“, antwortete Kat.
Die blauäugige Blondine musterte sie kühl von oben bis unten. „Dazu haben sie exakt zehn Minuten Zeit. Dann hat Mikhail den nächsten Termin.“
Kat verkniff sich einen scharfen Kommentar, atmete tief durch und betrat das Büro. Gleißendes Sonnenlicht blendete sie so, dass sie im ersten Moment überhaupt nichts erkennen konnte.
4. KAPITEL
Mikhail nutzte seinen Vorteil sofort, ging auf Kat zu und umfasste ihre beiden Hände. „Kat! Wie schön, dich hier zu sehen, milaya moya .“
Überwältigt von der herzlichen Begrüßung und dem unglaublichen Charisma des blendend aussehenden Mannes im maßgeschneiderten schwarzen Anzug, konnte Kat ihm nur sprachlos in die hypnotisierenden schwarzen Augen schauen. Ihr wurde am ganzen Körper warm, und sie fühlte sich seltsam geborgen. Schnell blinzelte sie einige Male, verdrängte diese trügerischen Gefühle und riss sich los. „Ich bin hier, weil du mein Haus gekauft hast“, stieß sie wütend hervor.
„Ja, du bist ja jetzt meine Mieterin. Ein Vermieter ist dir doch bestimmt lieber, als auf der Straße zu sitzen und mit anzusehen, wie dein Hab und Gut an den Meistbietenden verscherbelt wird, oder?“, fragte Mikhail aalglatt.
Diese Bemerkung nahm Kat sofort den Wind aus den Segeln. Natürlich ärgerte sie sich über Mikhails Einmischung in ihre Angelegenheiten. Andererseits war sie unendlich erleichtert, nicht mehr Tag und Nacht den
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