Julia Extra Band 376
Würde sie ihn auch abservieren? Genau wie Rebecca? Er zwang sich, unverbindlich zu lächeln. „Natürlich.“
„Danke für das Mittagessen. Es war wundervoll.“
Doch leider nicht wundervoll genug, um es zu wiederholen? „Gern geschehen!“ Er lehnte sich zu ihr herüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Ihre Haut war warm und weich. Nur zu gern hätte er Serena in die Arme genommen, um sie richtig zu küssen, doch er spürte, dass sie ihn so schnell wie möglich loswerden wollte, und er hatte keine Lust, sich lächerlich zu machen.
„Dann bis bald“, sagte er höflich und ging davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
4. KAPITEL
Serena war klar, dass sie sich George gegenüber sehr abweisend verhalten hatte. Was ausgesprochen dumm gewesen war. Er hatte doch nur vorgeschlagen, ein bisschen Spaß zu haben. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass ihr das gemeinsame Mittagessen gefallen hatte. Sehr sogar. Es war herrlich gewesen, so verwöhnt zu werden. Bei George war sie nicht nur die kompetente Ärztin für Physiotherapie oder die nette Mutter von Ethan – er mochte sie um ihrer selbst willen.
Natürlich wusste sie ganz genau, dass sie am Freitagmittag Zeit hatte. Sie hatte jeden Mittag Zeit. Dennoch war sie vage geblieben, um sich nicht festlegen zu müssen – und sie hasste sich selbst für dieses kindische Benehmen.
Nachdem sie eingehend über alles nachgedacht hatte, schrieb sie ihm eine SMS: Falls du immer noch am Freitag mit mir zu Mittag essen möchtest, bringe ich das Picknick mit. Gleiche Zeit und gleicher Ort?
George starrte auf die Nachricht. Damit hatte er nicht gerechnet. Offenbar hatte Serena doch keine faule Ausrede benutzt, sondern wirklich auf ihrem Dienstplan nachsehen müssen. Oder sie war zu dem Ergebnis gekommen, dass ihr das Picknick – und damit Georges Gesellschaft – gefallen hatte.
Nun lud sie ihn zum Essen ein.
Ihre Entschlossenheit und Unabhängigkeit beeindruckten ihn aufs Neue. Die meisten Frauen, mit denen er sich in den letzten Jahren getroffen hatte, waren nur zu gern bereit gewesen, sich von ihm verwöhnen zu lassen – indem er sie in schicke Restaurants ausführte und vor allem, indem er alles bezahlte. Serena fand Gleichberechtigung anscheinend sehr wichtig. Eine außergewöhnliche Frau!
Hört sich gut an. Bis Freitag dann. Ich freue mich! schrieb er zurück.
Am Freitagmittag schlenderte George über den Korridor der Physiotherapieabteilung und wartete darauf, dass Serena endlich herauskam. Hoffentlich störte es sie nicht, dass er sie abholte.
Nachdem mehrere Leute, die George für Patienten hielt, an ihm vorbeigekommen waren, eilte endlich Serena auf ihn zu.
„Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe“, begrüßte sie ihn.
George lächelte. „Kein Problem.“
„Ich habe leider nicht daran gedacht, einen Picknickkorb und eine Decke mitzubringen“, erklärte sie, während sie in den Park gingen. „Tut mir …“
„Keine Entschuldigungen!“, unterbrach er sie.
Sie sah ihn schuldbewusst an. „Ach ja, die Spielregeln.“
„Ganz genau.“ George hatte sich bereits eine weitere Regel ausgedacht, über die er heute mit ihr sprechen wollte. Eine, die ihr sicher genauso gut gefallen würde wie ihm.
Sie setzten sich auf eine freie Parkbank und Serena stellte ihre Tüte ab. „Das hier ist kein schicker Designer-Snack aus dem Feinkostladen“, warnte sie ihn, während sie eine Frischhaltedose öffnete.
„Heißt das, ich bekomme nur ein belegtes Brötchen aus der Krankenhauskantine?“, neckte er sie.
„Das wirst du gleich merken. Diesmal musst du raten, was du isst. Mund auf und Augen zu!“
Ihre Augen leuchteten vor Vergnügen und wieder einmal fiel George auf, dass es neben der seriösen, ernsthaften Ärztin noch viel mehr zu entdecken gab. Bereitwillig schloss er die Augen.
„Fertig? Hier kommt der erste Gang.“
Er spürte etwas Kühles an seinen Lippen und biss vorsichtig ab.
„Käse mit eingelegtem Gemüse“, vermutete er. Aber das Brot war ungewöhnlich. „Auf Fladenbrot?“
„Das ist nicht irgendein eingelegtes Gemüse! Meine Mutter hat dieses Chutney aus Tomaten und Gurken gemacht, die sie und Ethan in ihrem eigenen Garten angebaut haben.“
Selbst gemachtes Essen. Familienidylle. Genau das, was er sich sehnlich wünschte und wovor er gleichzeitig ängstlich davonlief. Wie gern hätte er auch eine eigene Familie gehabt! Doch die Erfahrung mit Rebecca wirkte noch nach. Damals war er sicher gewesen, die richtige
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