Julia Extra Band 376
vorbereitete Picknicks sind nun einmal die besten.“
„Willst du damit sagen, dass du das Essen selbst zubereitet hast?“
„Nein. Aber ich habe alles selbst ausgesucht. Ich kenne ein sehr gutes kleines Feinkostgeschäft. Das hört sich womöglich etwas fantasielos oder sogar faul an, aber als Koch bin ich total unbegabt.“
Serena lachte. „Unsinn! Ein paar belegte Brote kann doch jeder machen!“
„Das nächste Mal werde ich alles selbst zubereiten, und dann reden wir weiter.“
Das nächste Mal. Serenas Lächeln verschwand. „Hör zu, George, es ist wirklich sehr nett, dass du mich zum Mittagessen einlädst, aber … ich glaube nicht, dass es ein nächstes Mal geben wird.“
„Und warum nicht?“
„Weil ich eine alleinerziehende Mutter bin, die nicht an einer Beziehung interessiert ist.“
„Gelegentlich miteinander auszugehen bedeutet noch nicht, dass man eine Beziehung hat. Dein Kind muss gar nichts davon mitbekommen“, wandte er ein. „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“
„Ein Junge. Ethan. Er ist fünf.“
„Dann geht er schon in die Vorschule. Nun, wir beide essen nur gemeinsam zu Mittag. Du brauchst Ethan nichts davon zu erzählen. Und ich versichere dir, dass ich nicht versuchen werde, mich bei ihm einzuschmeicheln oder seinen Vater zu verdrängen.“
Es rührte Serena, dass George derart verständnisvoll und umsichtig war und die Bedürfnisse ihres Kindes ernst nahm. Trotzdem konnte sie ihn nicht in seinem Irrglauben über Jason lassen.
„Es dürfte dir nicht schwerfallen, Ethans Vater zu verdrängen. Er hat sich nämlich schon vor fünf Jahren aus unserem Leben verabschiedet.“
George schwieg.
Plötzlich hatte Serena das Bedürfnis, ihm alles zu erzählen. „Jason kam mit seiner Vaterrolle nicht zurecht. Als Ethan dann auch noch unter starken Säuglingskoliken litt und nächtelang schrie, ist er abgehauen. Da war Ethan gerade sechs Wochen alt. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört.“
„Das muss verdammt hart für dich gewesen sein.“
Manchmal bedauerte Serena es, dass Ethan keinen Vater hatte, der mit ihm im Park Fußball spielte oder ihm das Radfahren beibrachte. Doch zum Glück hatte er einen Großvater, der nur zu gern einsprang, und eine Großmutter und Mutter, die ihn über alles liebten. Im Grunde hatten sie und Ethan ihr Leben gut im Griff. Sie brauchten kein Mitleid. „Ich bereue es nicht, Ethan bekommen zu haben. Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben.“
„Und er kann sich glücklich schätzen, eine Mutter zu haben, die ihn so sehr liebt, wie du es offenbar tust.“
Es klang ehrlich und einfühlsam. Dann erinnerte Serena sich an etwas, das sie in der Zeitung gelesen hatte: Georges Mutter hatte die Familie verlassen, als er noch ein Kleinkind war.
„Tut mir leid. Ich wollte keine traurigen Erinnerungen bei dir wachrufen. Wegen deiner Mutter …“
„Das hast du nicht. Ich bin mit einer Mutter aufgewachsen, die mich sehr geliebt hat. Auch wenn Frances nicht meine leibliche Mutter ist, hätte ich mir keine bessere wünschen können. Sie war immer für mich da, egal ob ich Kummer in der Schule oder nächtliche Albträume hatte. Sie hat mir zugehört, mich in den Arm genommen und eben all die Dinge getan, die eine Mutter so macht.“
So wie Serena es für Ethan tat. Die Vorstellung, dass auch George ein kleiner, verletzlicher Junge gewesen war, rührte sie zu Tränen.
„Oje, ich bin heute offenbar etwas rührselig.“
„Macht doch nichts. Aber eigentlich wollten wir ja Spaß haben. Wir sollten also besser das Gesprächsthema wechseln.“ Er nahm ihre rechte Hand und hauchte einen Kuss darauf.
Die liebevolle Geste ließ den Klumpen in ihrem Hals nur noch größer werden.
„Entschuldige dich nicht dafür“, sagte er.
„Woher weißt du, dass ich mich entschuldigen wollte?“
„Da du dich während der letzten fünf Minuten schon dreimal entschuldigt hast, war es keine große hellseherische Leistung.“ Er sah sie nachdenklich an. „Ich glaube, wir sollten einige Regeln festlegen. Zunächst einmal sind Entschuldigungen nicht nötig, in Ordnung? Wir lernen uns gerade kennen, da ist es nur normal, dass man manchmal taktlose oder neugierige Fragen stellt. Wir sollten davon ausgehen, dass der andere nicht fragt, um uns zu verletzen.“
„Gut.“ Sie sah ihn aufmerksam an. „Wie lauten die anderen Regeln?“
„Du bist nicht an einer Beziehung interessiert. Das ist gut, denn das Gleiche gilt für mich.“
„Aber wird von dir nicht
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