Julia Extra Band 376
Frau gefunden zu haben – eine kluge, hübsche Frau, die ihn um seinetwillen liebte. Stolz hatte er sie mit nach Hause genommen und gewusst, dass seine Familie sie mit offenen Armen empfangen würde.
Doch der Antrittsbesuch auf Somers Hall hatte alles verändert. Plötzlich waren Probleme aufgetaucht, die er vorher nie für möglich gehalten hatte. Rebecca war nicht damit zurechtgekommen, dass sie aus völlig unterschiedlichen Schichten stammten. Sie hatte gesagt, sie würde den Druck nicht aushalten – einen Druck, den er weder bemerkte noch nachvollziehen konnte. Hatte sie denn nicht gewusst, dass er ihr beistehen und sie beschützen würde?
Doch weder seine Argumente noch seine Beteuerungen hatten Rebeccas Meinung ändern können. Sie hatte ihn verlassen, obwohl sie ganz anders gewesen war, als die Frauen, die nur auf sein Geld aus waren. Sein Titel hatte seinem Glück wie immer im Weg gestanden.
Entschlossen verbannte er diese trüben Gedanken aus seinem Kopf. Mit Serena würde alles anders sein. Sie hatten schließlich bloß unverbindlichen Spaß vereinbart.
„Richte deiner Mutter bitte aus, dass es köstlich ist!“
Das nächste Sandwich war ein Wrap. Diesmal erkannte er die Zutaten sofort. „Schinken und Avocado. Außerdem schmecke ich Rucola.“
„Sehr gut! Du bekommst ein Sternchen.“
George grinste. „Wie wäre es mit einer anderen Belohnung?“
„Kommt darauf an, was dir da vorschwebt.“
Er würde wohl nicht bekommen, was er sich erhofft hatte. Zumindest noch nicht. Serena war die erste Frau, die seinem Charme scheinbar mühelos widerstand. George zeigte sich auf die Wange und sah Serena mit einem schiefen Lächeln bittend an.
Und tatsächlich gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Während sie sich zu ihm beugte, roch er ihr Erdbeershampoo. Obwohl er an Frauen gewöhnt war, die sich großzügig mit teuren Parfums einsprühten, fand er den Duft von Serenas Shampoo erregender …
Um sich abzulenken, und weil er sie wirklich besser kennenlernen wollte, fragte er: „Wieso hast du gerade Physiotherapie als Fachrichtung gewählt?“
„Meine beste Freundin hatte Mukoviszidose. Als der Schleim in ihren Lungen immer zähflüssiger wurde, brauchte sie Physiotherapie, um zu lernen, wie sie am besten abhusten und sich entspannen kann. Ihr Physiotherapeut hat ihr und ihren Eltern gezeigt, was zu tun war, wenn sie Atemnot bekam. Und weil wir viel Zeit miteinander verbracht haben, habe ich es auch gelernt. Am Anfang fand ich es furchtbar, ihr heftig auf den Rücken zu schlagen, aber ich wusste, dass ich ihr damit half, den Schleim abzuhusten.“
Serena zuckte die Achseln. „Ich wollte schon als kleines Mädchen Medizin studieren, und in dieser Zeit kam mir die Idee, mich auf Physiotherapie zu spezialisieren. Mir gefällt die große Bandbreite an Patienten und Therapien, mit denen ich jeden Tag zu tun habe. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man sieht, wie es den Leuten nach der Therapie besser geht!“
„Sehr interessant. Und wie bist du dann zu deinem Job hier an der Klinik gekommen?“
Serena freute sich, dass George sich für ihre Arbeit interessierte. „Ich habe mein Medizinstudium mit vierundzwanzig abgeschlossen. Danach war ich drei Jahre als Assistenzärztin an der Uniklinik. Kurz nachdem ich die Prüfung zur Fachärztin für Physiotherapie beendet hatte, wurde ich mit Ethan schwanger. Meine Doktorarbeit ist deshalb nie fertig geworden …“
Ein weiterer Grund, weshalb Jason gegen die Schwangerschaft gewesen war. Er hatte gesagt, der Zeitpunkt wäre unglücklich, und das Baby würde ihrer beruflichen Karriere schaden. Sogar eine Abtreibung hatte er vorgeschlagen. Eigentlich hätte Serena schon da wissen müssen, dass auf ihn kein Verlass war. „Meine Karriere hat etwas gelitten, denn nach Ethans Geburt bin ich ein halbes Jahr zu Hause geblieben.“
„Aber jetzt leitest du die Physiotherapieabteilung?“
Serena nickte. „Inzwischen denke ich darüber nach, was ich als Nächstes machen könnte. Ich gebe schon seit Längerem gelegentlich Weiterbildungskurse, und mein Chef hat mir kürzlich vorgeschlagen, im nächsten Semester an der Uni die angehenden Physiotherapeuten zu unterrichten.“
„Würde dir das denn Spaß machen?“
„Ja und nein. Das Unterrichten gefällt mir, aber die Arbeit mit den Patienten ist mir viel wichtiger. Wenn es mir gelänge, beides zu machen – ein, zwei Tage pro Woche zu unterrichten, aber weiterhin in der Klinik zu bleiben –
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