Julia Extra Band 376
ich dich dort.“
Sie fuhren mit der U-Bahn zu dem schicken Apartmenthaus am Ufer der Themse, in dem George wohnte. Beim Treppensteigen fiel Serena auf, dass sein Humpeln schlimmer wurde.
Die Wohnung war typisch für einen reichen Junggesellen: zweckmäßig eingerichtet, kaum Dekoration, ein unpraktischer weißer Teppich und ein riesiger Flachbildfernseher an der Wand. Er lebte wirklich in einer ganz anderen Welt als sie.
„Möchtest du einen Kaffee oder etwas anderes?“, fragte er höflich.
„Nein, danke.“
„Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich behandelst.“ Schuldbewusst blickte er sie an. „Es war meine Schuld. Wir waren zu schnell auf der Rutsche. Ich habe versucht, mein krankes Bein zu schonen.“
„Und dabei hat dein gesundes den Aufprall allein abbekommen.“
Er nickte.
„Warum hast du mir das nicht gesagt?“
George zuckte die Achseln. „Weil ich ein Idiot bin.“
Sie widersprach nicht.
George machte das Licht im Wohnzimmer an und zog die Vorhänge zu, bevor er sich neben Serena aufs Sofa setzte.
„Krempel die Jeans hoch und zieh die Socke aus.“
Er gehorchte ihr, und sie untersuchte vorsichtig den geschwollenen Fuß. „Das muss ein heftiger Aufprall gewesen sein.“
„Stimmt.“
Sie biss sich auf die Lippe. „Tut mir leid.“
„Blödsinn! Es war meine Idee. Du warst dagegen. Es ist allein meine Schuld.“
„Ist die Schwellung schon zurückgegangen?“
„Ja.“
„Ich muss sehen, wie du läufst. Könntest du einmal zur Tür und zurück gehen?“
Aufmerksam beobachtete sie ihn beim Humpeln.
„Gut. Du kannst dich wieder setzen. Es scheint nichts gebrochen zu sein. Ich tippe auf einen Bänderriss. Du wirst regelmäßig Übungen machen müssen, um die Mobilität zurückzubekommen.“
„Was schlägst du vor?“
„Du könntest zum Beispiel den Fuß langsam hoch und runter bewegen. Als würdest du auf ein Pedal treten.“
„Aufs Gaspedal zum Beispiel?“
Serena musste lachen. „Ja. Zum Beispiel. Und dann beweg den Fuß langsam im Kreis.“
Brav befolgte er ihre Anweisungen.
„Tut das weh?“
„Ein bisschen“, gab er zu.
„Dann musst du mit der Gymnastik noch warten. Man darf nie gegen den Schmerz arbeiten. Wenn es besser geworden ist, fang mit kurzen Trainingseinheiten an und steigere das Pensum dann langsam.“
„Okay.“
„Das war’s dann. Mehr kann ich nicht für dich tun. Ich werde jetzt gehen.“
„Serena!“ Er stand auf und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Es tut mir leid.“
„Mir auch.“ Sie musste ihn einfach fragen. „Warum hast du mit mir Schluss gemacht?“
„Weil ich nicht gut genug für dich bin.“
Sie verzog das Gesicht. „Was für eine bescheuerte Antwort! Du hast mich verlassen. Ohne eine Erklärung. Und das hat mich furchtbar verletzt.“
„Es tut mir leid“, wiederholte er.
Mühsam blinzelte sie die Tränen fort. „Warum gerate ich immer an Männer, die emotional gestört sind?“
Georges Miene verfinsterte sich. „Ich bin nicht wie dein Ex!“
„Nein. Aber du hast mich ohne Vorwarnung verlassen. Ich habe gedacht, dass wir einen schönen Tag hatten. Ich …“ Sie verstummte. Nein, sie würde nicht zugeben, dass sie schon angefangen hatte, an eine gemeinsame Zukunft zu glauben.
„Ich habe meine Gründe“, erklärte er.
„Aber du hast nicht vor, mit mir darüber zu sprechen.“
Er seufzte. „Nein.“
„Aber wie um alles in der Welt willst du jemals deine Probleme lösen, wenn du dich weigerst, darüber zu sprechen?“
„Keine Ahnung.“ Er schlang ihr einen Arm um die Taille, zog sie an sich und lehnte seine Stirn an ihre, ohne etwas zu sagen.
Später wusste Serena nicht mehr, wer von ihnen sich zuerst bewegt hatte, doch plötzlich lag sie in seinen Armen, und er küsste sie.
Sie wusste, dass sie einen großen Fehler machten. Dass es am besten wäre, wenn sie so schnell wie möglich nach Hause fuhr. Doch sie konnte nicht mehr vernünftig handeln. Ihr Verlangen nach ihm war so stark, dass ihr schwindlig wurde.
Als George endlich aufhörte, sie zu küssen, zitterte er. „Serena, ich weiß, es ist nicht fair und vollkommen unvernünftig, aber ich will dich. Mehr als ich jemals irgendetwas gewollt habe. Bitte schlaf mit mir!“
Dieses Gefühl kannte sie nur zu gut. Dennoch würde sie auf ihren gesunden Menschenverstand hören und so schnell wie möglich verschwinden.
Doch als sie den Mund öffnete, um es ihm mitzuteilen, kam das falsche Wort heraus. „Ja.“
9. KAPITEL
George küsste Serena
Weitere Kostenlose Bücher