Julia Extra Band 376
yeah!“
Ethan stimmte in Georges Schrei ein, und sie rutschten los. Es war fantastisch und wirklich schnell. George hatte sich seit Wochen nicht mehr so gut gefühlt.
„Das war voll cool!“, rief Ethan begeistert, als sie unten angekommen waren.
„Wollen wir noch mal?“
Der kleine Junge nickte aufgeregt.
„Komm doch mit, Serena“, bat George und streckte eine Hand nach ihr aus.
Entsetzt schüttelte sie den Kopf.
„Du verpasst etwas, es macht großen Spaß.“
Doch Serena ließ sich nicht überreden.
„Na gut. Komm, Ethan!“
Die zweite Abfahrt war sogar noch besser. Als sie aber zum dritten Mal in atemraubender Geschwindigkeit heruntersausten, erkannte George, dass sie leichte Schieflage hatten und nicht sanft landen würden. Er musste Ethan festhalten, und gleichzeitig verhindern, dass er auf seinem verletzten Bein landete. Schnell drehte er sich, damit er mit dem gesunden Bein zuerst auf dem Boden aufkam. Der Aufprall war heftig, und ein scharfer Schmerz schoss in sein Bein.
Na toll! Bestimmt hatte er sich das Fußgelenk verstaucht. Natürlich würde er es Serena gegenüber nicht erwähnen.
„Können wir noch mal rutschen?“, bat Ethan.
Hätte sein Knöchel nicht so wehgetan, wäre George gern den ganzen Nachmittag geblieben. „Nein, ich finde, dreimal ist genug. Außerdem steht deine Mum hier in der Kälte herum und wartet auf uns.“ Er zerzauste dem Jungen liebevoll das Haar. „Zeit, nach Hause zu gehen.“
Irgendwie gelang es ihm, zu Serenas Haus zurückzugehen, ohne zu humpeln – auch wenn jeder einzelne Schritt wehtat.
„Ich mache uns allen eine heiße Schokolade“, schlug Serena vor, als sie vor der Haustür angekommen waren. „Möchtest du vielleicht zum Abendessen bleiben, George?“
Ja, das wollte er. Doch Ethan war auf dem Heimweg immer stiller geworden. War er nur müde, oder wollte er gern wieder mit seiner Mutter allein sein?
George konnte sich noch gut erinnern, wie er sich gefühlt hatte, wenn ihm jemand die Aufmerksamkeit seines Vaters streitig machen wollte. Die Klavierlehrerin war nicht die einzige Bewerberin um die Gunst des Barons gewesen.
Verdammt! Egal, wie sehr er es wollte: Das hier würde nicht funktionieren. Und George hatte nicht vor, einem kleinen Jungen die gleichen Qualen zuzumuten, die er damals durchlitten hatte.
„Nein, vielen Dank, ich fahre lieber zurück. Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, bevor ich morgen zu meinen Eltern fahre.“ Es war eine Ausrede, doch immerhin meinte er es gut.
Bei der Verabschiedung gab er sich Mühe, fröhlich und unbeschwert zu wirken. Die Rückfahrt zu seiner Wohnung verursachte ihm jedoch höllische Schmerzen. Als er endlich in seinem Apartment angekommen war, konnte er kaum noch gehen. Er zog Schuhe und Strümpfe aus und betastete den stark angeschwollenen Knöchel. Definitiv eine Verstauchung. So was war ihm schon oft passiert; er wusste, was zu tun war. Er musste den Fuß kühlen und hochlagern, dann würde bald alles wieder gut sein.
Leider würde er aber ruhig auf der Couch liegen müssen, was ihm mehr Zeit zum Nachdenken gab, als ihm lieb war.
Es war ein ganz und gar erstaunlicher Tag gewesen. Zum ersten Mal hatte er erkannt, was er wirklich wollte. Und gleichzeitig war ihm schmerzhaft vor Augen geführt worden, was er selbst niemals haben würde. Er konnte keine Familie mit Serena gründen. Außerdem schien Ethan ihm gegenüber sehr skeptisch zu sein – trotz des Spaßes, den sie auf der Rutsche gehabt hatten. Sagte man nicht, Kinder hätten einen sechsten Sinn für Menschen? Offenbar hatte Ethan intuitiv gespürt, dass George nicht der richtige Mann für Serena war.
Schlagartig wurde George klar, was er zu tun hatte. Er musste sich verantwortungsvoll benehmen – ihnen allen zuliebe.
Mühsam erhob er sich von der Couch und holte sein Handy. Auf dem Display sah er, dass er eine Nachricht hatte: Danke für den wunderschönen Tag. Es hat mir großen Spaß gemacht. Und Ethan auch.
Daran hatte George seine Zweifel.
Er selbst fand den Tag wundervoll. Zu wundervoll. Denn er wusste, dass er nicht darüber hinwegkommen würde, wenn er Serena und Ethan verlor. Er musste das Ganze beenden, bevor einer von ihnen ernsthaft verletzt wurde.
Aber wie um alles in der Welt sollte er es ihr sagen?
Wenn man sich ein Heftpflaster abreißen wollte, musste man es schnell und heftig tun, damit es möglichst wenig schmerzte. Hier war es ebenso. Er musste direkt sein und es sofort tun.
Tut mir leid. Ich kann das
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