Julia Extra Band 377
machen.“
„Das tust du auch nicht. Maud hat es selbst angeboten, und du weißt, dass sie eine Menge Spaß haben werden. Keine Widerrede, Zoe. Außerdem kommt ja auch dein umwerfender Boss. Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, würde ich dir Konkurrenz machen.“
Zoe rang sich ein Lächeln ab. „Er ist leider nicht da.“ Sie bekam ein schlechtes Gewissen, als sie Chloes enttäuschtes Gesicht sah.
„Ich dachte, er würde heute wiederkommen. John wird wahnsinnig enttäuscht sein – er wollte sich persönlich bei ihm bedanken und sich für seine Gastfreundschaft erkenntlich zeigen. Die Hälfte der Gäste ist nur gekommen, weil sie sich das Haus und das Grundstück ansehen wollten.“
Zoes Unbehagen wuchs. „Ja, er kommt heute“, räumte sie ein. „Aber ich habe ihn noch nicht gesehen.“ Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Isandro eine Party besuchte, auf der die Gläser geliehen waren und jeder etwas zum Büfett beisteuerte.
„Versprichst du, ihn daran zu erinnern, wenn er auftaucht? Sag ihm bitte, wir würden uns sehr freuen. Ich hatte den Eindruck, dass er sehr gern kommen würde. Offensichtlich bemüht er sich, Teil der Gemeinschaft zu sein.“
Zoe brachte es nicht übers Herz, Chloe ihre Illusionen zu nehmen, indem sie ihr eröffnete, dass Isandro nur Ja gesagt hatte, um sie alle loszuwerden.
„Wenn er kommt, ja“, versprach sie und stellte sich entsetzt vor, wie Isandro tatsächlich auf der Party erschien. Er würde die Stimmung verderben, wenn er den Abend mit verächtlicher Miene wie ein Pflichtprogramm absolvierte, und das wollte sie ihren Freunden ersparen. Außerdem hatte sie keine Lust, ihre kostbare Freizeit mit einem Mann zu verbringen, der sie schon nervte, bevor er überhaupt den Mund aufmachte und ihr irgendwelche Gemeinheiten an den Kopf warf. Die Tatsache, dass er in vielen Punkten recht hatte … Schnell schüttelte Zoe den Kopf, um das Bild seiner sinnlichen Lippen zu vertreiben, das vor ihrem geistigen Auge aufgetaucht war.
„John kommt gegen sechs, um die Zwillinge abzuholen“, rissen die Worte ihrer Freundin sie aus ihren Gedanken.
Normalerweise ließen ihn die Schicksale anderer kalt. Seine Spenden an sorgfältig ausgewählte Organisationen oder Privatleute waren ausnahmslos anonym, und er reagierte nie auf irgendeine Form moralischer Erpressung oder auf rührselige Geschichten. Aber die Geschichte des kleinen Mädchens ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Gib’s zu, Isandro, die Kleine lässt dich nicht mehr los.
Isandro runzelte die Stirn. Sein Vater war sentimental gewesen, ein netter, vertrauensvoller Mensch, den das Leid anderer berührt hatte. Er hatte ihn gelehrt, wie wichtig es war, anderen zu helfen, und war mit gutem Beispiel vorangegangen.
Und was hatte es ihm gebracht?
Alle hatten ihn gemocht und bewundert – doch schließlich war er ein gebrochener, desillusionierter Mann gewesen.
Und er, Isandro, hatte hilflos mit ansehen müssen, wie die Frau seines Vaters und ihre Tochter das Familienunternehmen systematisch ruinierten. Sie hatten nicht nur seinen Vater, sondern auch dessen wichtigste Kunden um ihr Geld gebracht. Deshalb wollte er ihm nicht nacheifern. In seinem Leben gab es keinen Platz für Sentimentalitäten. Da er von anderen immer nur das Schlechteste erwartete, wurde er auch nur selten enttäuscht.
Aus Erfahrung wusste er, dass sich selbst hinter dem unschuldigsten Gesicht ein schwarzes Herz verbergen konnte. Als Isandro scharf bremsen musste, um einer Katze auszuweichen, die plötzlich über die Straße lief, schüttelte er den Kopf und verbannte die Gedanken an die beiden Frauen, die seinen Vater gezielt von allen Menschen isoliert hatten.
Er würde niemals so werden wie sein Vater, dafür würde er sorgen. Lieber wollte er als kalt und herzlos gelten denn als Trottel.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Der reizenden Zara zufolge war er beides. Sie war richtig ausgerastet und hatte ihn in ihrer Muttersprache Russisch beschimpft, bevor sie auf ihren hochhackigen Designersandaletten aus dem Restaurant geschwebt war.
Isandro atmete tief aus. Die Frau hatte selbst dann umwerfend ausgesehen, wenn sie fuchsteufelswild war, und der Sex mit ihr war toll gewesen.
Das war allerdings so ziemlich das Einzige gewesen, was sie beide miteinander verbunden hatte, und für ihn war es gerade deshalb das perfekte Arrangement gewesen. Jetzt jedoch … Isandro schüttelte den Kopf. Er war nicht sentimental, aber hätte er die letzte Nacht noch
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