Julia Extra Band 377
vor der Gerichtsverhandlung ihre Eltern verloren hatte. Es wunderte ihn, dass ihre Verteidigerin Miss Sims diese Tatsache nicht vor Gericht zugunsten ihrer Mandantin zur Sprache gebracht hatte. Ein guter Strafverteidiger hätte das getan, um bei den Geschworenen Mitgefühl mit der Angeklagten zu wecken.
Aber Miss Sims war alles andere als eine gute Strafverteidigerin. Seinen Argumenten hatte sie kaum etwas entgegenzusetzen gehabt. Nach der Urteilsverkündung hatte sie ihm sogar noch zu seinem Erfolg gratuliert. Dante ertappte sich plötzlich dabei, wie er nach Entschuldigungen für Beth suchte.
War er zu harsch mit ihr umgesprungen? Vielleicht hatte sie in ihrem Kummer über den Verlust der Eltern gar nicht begriffen, was sie getan hatte. Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte. Die Beweislage war eindeutig gewesen, und die Geschworenen hatten Beth schuldig gesprochen. Normalerweise zog er sein einmal gefälltes Urteil über einen Menschen niemals infrage. Bei Beth war das anders, und diese Tatsache brachte ihn aus der Fassung.
Nach einem frustrierenden Wochenende hatte er daher gestern beschlossen, sich nicht länger auf die Folter zu spannen. Viel zu lange hatte das Damoklesschwert schon über ihm gehangen. Er musste sich jetzt mit eigenen Augen davon überzeugen, dass Beth nicht schwanger war. Vorher konnte er sich auf keine andere Frau einlassen. Einige Tage kam sein Team auch ohne ihn zurecht. Erst am Mittwoch hatte er wieder ein Mandantengespräch.
Also war er kurz entschlossen nach London geflogen und hatte Tony angerufen, um Beths Adresse zu erfragen. Sein Bruder hatte sich aber nicht gemeldet. In Beths ehemaliger Wohnung öffnete der neue Mieter ihr die Tür. Der junge Mann behauptete, keine Ahnung zu haben, wohin die Vormieterin gezogen war.
Schließlich hatte er Tony am Spätnachmittag doch noch erreicht und erfahren, Beth wäre schon vor Wochen ausgezogen und hätte sich selbstständig gemacht. Auf Beths ausdrücklichen Wunsch rückte sein Bruder leider weder ihre Telefonnummer noch die neue Adresse heraus.
Im Bericht des Privatdetektivs hatte Dante dann endlich herausgefunden, wo sich das Cottage befand, und sich am frühen Morgen auf den Weg gemacht. Er wollte sich persönlich ein Bild vom Stand der Dinge machen, die Frau endgültig aus seinem Leben streichen und wieder Normalität einkehren lassen.
Wenigstens hatte er die Fahrt nach Devon so gerechtfertigt. Doch beim Anblick der rothaarigen Schönheit im luftigen Hängekleidchen erwachte sofort wieder das Begehren in ihm.
Beth hörte das Klicken der Gartenpforte und sah auf. Dante erklomm sportlich die Gartentreppe. Im nächsten Moment lag schon sein Schatten auf Beth. Unwillkürlich wurde sie an die Vergangenheit erinnert und erschauerte. Bei seinem Anblick gerieten Körper und Seele sofort in Aufruhr.
„Guten Morgen, Beth. Das ist ja ein idyllisches Plätzchen hier. Allerdings nicht ganz leicht zu finden. Ich bin schon seit sechs Uhr unterwegs und würde dir beim Kaffeetrinken gerne Gesellschaft leisten“, sagte er mit Blick auf den Becher in ihrer Hand und ließ sich auf dem Liegestuhl neben Beth nieder.
„Ich trinke Tee. Kaffee bekommst du in dem kleinen Café am Hafen. Dort würde ich es gleich mal versuchen“, schlug sie kühl vor. Was fiel Dante Cannavaro ein, hier aufzutauchen? Er hatte doch versprochen, sie in Ruhe zu lassen.
„Das ist aber nicht besonders gastfreundlich, Beth. Nach allem, was wir füreinander waren.“ Betont lässig nahm er seine Sonnenbrille ab.
Sie bemerkte ein humorvolles Aufblitzen in seinen Augen, bevor Dante mit unverhohlenem Begehren den Blick auf ihrem Dekolleté ruhen ließ.
„Verschwinde!“, raunzte sie ihn an. „Wir waren uns einig, einander nie wieder zu begegnen. Ich habe mich an die Vereinbarung gehalten. Wie begründest du also dein plötzliches Auftauchen?“
„Mit mildernden Umständen. Übrigens habe ich nie versprochen, mich von dir fernzuhalten, sondern habe dir nur versichert, niemals … meine intimen Kenntnisse über dich zu verraten.“
Seine Worte trieben ihr die Röte ins Gesicht. So eine Unverschämtheit! Impulsiv holte sie aus, um ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Leider hielt er geistesgegenwärtig ihr Handgelenk fest.
„So begrüßt du also einen alten Freund“, sagte er leise und ließ sie wieder los. „Es war ziemlich mühevoll, dich wiederzufinden.“
„Die Mühe hättest du dir sparen können. Du bist hier nicht willkommen“, fauchte sie.
Er beugte
Weitere Kostenlose Bücher