Julia Extra Band 377
mit dem Gedanken, ihn anzulügen. Ihre leiblichen Eltern hatte sie nie kennengelernt. Diese Ungewissheit wollte sie ihrem eigenen Kind ersparen. Selbstverständlich sollte es wissen, wer sein Vater war!
„Ich weiß es nicht. Es ist noch zu früh.“
„So ein Unsinn!“ Dante stand auf und fuhr sich durchs Haar. „Du musst doch wissen, ob du deine Regel hattest oder nicht.“
„Spiel dich hier bloß nicht so auf! Wer hat denn das Kondom vergessen?“
„Okay, okay.“ Frustriert verzog er das Gesicht. „Nun sag schon! Hat deine Regel ausgesetzt?“
„Vielleicht. Ich weiß es nicht. Bei mir ist das sowieso eher unregelmäßig.“
„Gut, dann wirst du das jetzt herausfinden. Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Je eher ich mich auf eine Veränderung in meinem Leben einstellen kann, desto besser. Morgen Mittag muss ich in Rom sein. Ich habe also nicht alle Zeit der Welt. Komm, wir fahren jetzt zu diesem Café, das du erwähnt hast. Ich brauche wirklich einen Kaffee. Und es wird ja wohl auch eine Apotheke geben, wo du einen Schwangerschaftstest besorgen kannst.“
Beth musterte ihn entgeistert. „Spinnst du? Wenn ich hier einen Schwangerschaftstest kaufe, weiß das gleich das ganze Dorf.“
„Dann fahren wir eben in die nächste Stadt.“
Die lag vierzig Autominuten entfernt. Beth war am Nachmittag sowieso zu einem Stadtbummel mit Janet und ihrer Tochter verabredet. Dabei würde sich wohl die Gelegenheit ergeben, unauffällig in einer Apotheke zu verschwinden.
Doch Dante wollte sich nicht darauf einlassen. Also saß sie zehn Minuten später neben ihm im Bentley auf der Fahrt in die Stadt.
„Schöner Wagen“, sagte sie schließlich, um das Schweigen zu brechen und sich von Dantes erregender Nähe abzulenken. „Was ist denn mit dem Ferrari passiert? Bist du seiner schon überdrüssig?“
„ Du bist passiert“, antwortete er knapp.
„Was soll das denn heißen?“
Dante warf ihr einen Seitenblick zu und lächelte verlegen. „Auf der Fahrt von deiner Wohnung zu meiner ist mir plötzlich eingefallen, was ich getan, beziehungsweise nicht getan hatte. Ich war so schockiert, dass ich vor einer roten Ampel auf den Abschleppwagen vor mir geprallt bin, sodass die Front des Ferrari völlig verbeult wurde. Ich hatte vorher noch nie einen Unfall.“
„Du bist auf einen Abschleppwagen geprallt?“ Beth lachte schadenfroh über sein Missgeschick. „Na, das muss ein Anblick gewesen sein.“
„Der Ferrari wurde zur Reparatur zurück nach Italien gebracht. Ich bin erst vor zehn Tagen aus Amerika zurückgekehrt und hatte noch keine Zeit, den Wagen abzuholen. Deshalb bin ich im Bentley unterwegs.“
„Aha. Aber du hast Zeit, hier aufzukreuzen“, meinte Beth trocken.
„Ja. Weil ich nicht länger im Ungewissen sein will. Solltest du schwanger sein, muss ich einiges in meinem Leben verändern. Du übrigens auch. Diese Sache geht uns beide an, Beth. Ob dir das nun passt oder nicht.“
Er hat ja recht, dachte sie. Es ist besser, sofort herauszufinden, ob ich ein Kind erwarte. Und wenn ja, werde ich mich eben mit Dante Cannavaro auseinandersetzen müssen. Und dabei wahrscheinlich den Kürzeren ziehen …
6. KAPITEL
Zwei Stunden später stieg Beth bedrückt vor ihrem Haus aus dem Bentley. Noch immer konnte sie kaum fassen, wie Dante sich in der Apotheke aufgeführt hatte. Es war so peinlich gewesen, als er die Apothekerin unverblümt um den zuverlässigsten Schwangerschaftstest gebeten hatte.
Je näher die Minute der Wahrheit rückte, desto nervöser wurde Beth. Die gute Laune, mit der sie aufgewacht war, hatte sich schon lange verabschiedet.
„Komm, wir bringen das jetzt schnell hinter uns“, sagte Dante und zog sie energisch in ihr eigenes Haus.
„Moment!“ Beth blieb in der großen Eingangshalle stehen und befreite sich von Dantes Griff. Ihr Blick war feindselig. „Ich bin durchaus imstande, mich allein darum zu kümmern. Es wäre mir sogar lieber.“
„Kommt nicht infrage. Es ist meine Verantwortung, und ich will wissen, was los ist.“
„Wie blöd bist du eigentlich? Ich gebe dir gerade die perfekte Entschuldigung, dich auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub zu machen, und du rührst dich nicht von der Stelle. Die meisten Männer würden sich das nicht zweimal sagen lassen.“
„Ich bin aber nicht wie die meisten Männer. Wir haben zusammen geschlafen. Wenn nun ein Baby unterwegs sein sollte, ist es genauso meins wie deins. Obwohl ich keine Ahnung habe, ob ich ein guter Vater sein werde. Das
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