Julia Extra Band 377
ist eher zweckmäßig als gemütlich. Ich dachte, du wärst vielleicht lieber in einem komfortablen Hotel. Deshalb habe ich für zwei Nächte eine Suite gebucht.“
Staunend sah Beth sich in dem eleganten Wohnzimmer der Suite um. Fast zu viel Luxus, dachte sie und wandte sich Dante zu, der dem Portier gerade ein Trinkgeld fürs Koffertragen in die Hand drückte und die Tür hinter ihm schloss. Dann kam er näher, und Beth bemerkte, dass der sonst so selbstsichere Dante Cannavaro offensichtlich gar nicht so gelassen war, wie es den Anschein hatte.
„Hier wirst du dich wohlfühlen, Beth. Das Hotel verfügt über einen ausgezeichneten Wellnessbereich, eine Boutique, und eigentlich alles, was du dir nur wünschen kannst. Da es Unglück bringt, wenn der Bräutigam die Braut in der Nacht vor der Hochzeit sieht und wir alles Glück der Welt brauchen, werde ich mich jetzt verabschieden, damit du dich in aller Ruhe entspannen kannst. Lass dich verwöhnen, kauf dir, was dein Herz begehrt. Ich rufe dich heute Abend an, um zu hören, ob du alles hast, was du brauchst, und hole dich morgen Nachmittag um drei Uhr ab. Die Trauung findet eine Stunde später statt. So, jetzt bestellst du dir ein Mittagessen. Bis später.“
Seltsam, sie fühlte sich plötzlich sehr einsam. Um sich abzulenken, unternahm sie einen Rundgang durch die Suite und entdeckte ein luxuriöses Badezimmer, ein Fernsehzimmer mit einem riesigen Bildschirm und das Schlafzimmer, wo sich zwischen zwei Rundbogenfenstern das größte Bett befand, das Beth je gesehen hatte. Auch einen begehbaren Kleiderschrank entdeckte sie.
Nach dem Mittagessen buchte Beth für den nächsten Vormittag einen Wellnesstermin, packte ihren Koffer aus und streckte sich auf dem Bett aus, um sich auszuruhen. In der Hand hielt sie das Ultraschallbild, das sie immer wieder betrachten musste. Ein richtiges Wunder, dachte sie verträumt. Und der Vater ihres Babys war für sie auch kein Teufel mehr, der ihr in Albträumen erschien. Stattdessen hatte sie mittlerweile romantische Träume mit Dante in der Hauptrolle – und mit einem Happy End. Ganz geheuer war Beth das nicht.
Am Nachmittag unternahm sie einen Spaziergang durch den gepflegten Garten und ließ sich später ein köstliches Abendessen in der Suite servieren. Danach schlief sie überraschenderweise wie ein Murmeltier.
Nach einer Rundumbehandlung in der Wellnessoase, einschließlich perfekter Frisur und dezentem Make-up, zog Beth das winterweiße Kostüm mit dazu passendem Body an, das Dante ihr in Mailand gekauft hatte und schlüpfte in High Heels, die sie in der Hotelboutique erstanden hatte. Nervös ging sie ins Wohnzimmer, als Dante auch schon auftauchte.
„Du bist ja schon fertig. Ausgezeichnet. Dann können wir gleich los und es hinter uns bringen.“
Beth nickte wortlos. Dantes Anblick im eleganten silbergrauen Anzug mit passender Krawatte, blütenweißem Seidenhemd und Platinmanschettenknöpfen hatte ihr die Sprache verschlagen. Das Haar trug er zurückgekämmt, seine Miene wirkte ernst. Dieser unwiderstehliche Mann würde in weniger als einer Stunde ihr Ehemann sein! Diese Aussicht ängstigte und erregte sie gleichermaßen. Beth konnte kaum den Blick von ihrem Zukünftigen wenden.
Eine halbe Stunde später standen sie im Rathaus vor dem Standesbeamten und lauschten seiner auf Italienisch und Englisch gehaltenen Ansprache, die in Rekordzeit vorbei war.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“
Schüchtern wandte sie sich ihrem frisch angetrauten Ehemann zu. Dante zog sie an sich und küsste sie zärtlich. Sie hatte ihm die Hände auf die Brust gelegt und spürte sein Herz pochen. Als Dante sich mit der Zunge Einlass verschaffte, schmiegte Beth sich sehnsüchtig an ihn.
Erst als der Standesbeamte sich vernehmlich räusperte, ließ Dante sie widerstrebend wieder los.
Beth blinzelte, als ein Blitzlicht sie plötzlich blendete.
„Lächeln!“, raunte Dante ihr zu und legte den Arm um sie. „Das Foto ist für unser Baby. Jedes Kind möchte ein Hochzeitsbild seiner Eltern sehen. Selbst wenn sie längst geschieden sind.“
„Hast du deshalb darauf bestanden, mir dieses Kostüm für die Trauung zu kaufen?“
„Selbst ein despotischer Anwalt hat mal eine Eingebung“, witzelte Dante. Arm in Arm verließen sie das Rathaus und stiegen in die wartende Limousine.
Auf der Hoteltreppe zu ihrer Suite überkam Beth ein Anflug von Panik. Was hatte sie getan? Sie war verheiratet, schwanger und gleich ganz allein mit Dante.
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