Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
Vom Netzwerk:
keineswegs in ihrer Absicht, aber sie hatte fest angenommen, dass Leone an einem ungewollten Kind kein Interesse haben würde. So war es bei ihrem eigenen Vater und bei den Vätern der Kinder gewesen, mit denen sie groß geworden war. Sie hatte auch geglaubt, dass nur Mütter für ein ungeborenes Kind Liebe und Verantwortung empfinden könnten, und diese Ansicht hatte Leone gerade widerlegt.
    „Das kommt alles so überraschend“, gestand sie mit wachsender Unruhe. „Glaubst du wirklich, dass du an einer Ehe festhalten kannst, die wegen einer ungewollten Schwangerschaft geschlossen wurde?“
    „Es gibt noch andere Gründe, amore. Ich möchte auch wieder mit dir schlafen.“ Leone sagte das mit einer Offenheit, die Misty das Blut ins Gesicht trieb. „Niemand kann sagen, warum eine Ehe hält.“
    Misty hätte viele Gründe nennen können, die für eine Heirat mit Leone sprachen. Sie wusste am besten, wie das Leben einer alleinstehenden Mutter aussah, die sich auf niemanden verlassen konnte. Falls sie Leone heiratete, würde sie nie mehr finanzielle Probleme haben und ihr Kind in Ruhe erziehen können. Und dieses Kind würde das gnädige Schicksal haben, von seinem Vater umsorgt zu sein.
    Aber so gewichtig diese Gründe auch waren, ohne Mistys Liebe zu Leone hätte keiner für sie gezählt. Deshalb fiel ihr die Entscheidung so schwer. Indem Leone die Rechte des Kindes betonte, lieferte er ihr einen Vorwand, zu ihm zurückzukehren, ohne unglaubwürdig zu erscheinen. Er zeigte ihr einen Ausweg, und sosehr sie sich ihrer Schwäche schämte – sie fühlte jetzt schon, dass sie diesen Ausweg wählen würde.
    „Einverstanden“, sagte sie, als sich eine Antwort nicht länger hinauszögern ließ. „Ich tue es, weil es für unser Baby am besten ist.“
    „Natürlich.“ Leone ließ nicht erkennen, ob ihm die Antwort genügte oder ob er mehr erwartet hatte. „Ohne das Baby würden wir dieses Gespräch ja gar nicht führen.“
    Misty hätte gern darauf geantwortet, aber an der Wahrheit ließ sich nichts ändern, so demütigend und kränkend sie auch war. Deshalb schwieg sie.
    „Ich werde eine Sondergenehmigung beantragen, damit wir so schnell wie möglich heiraten können“, fuhr Leone fort.
    Misty nickte.
    „Möchtest du noch einen Ananassaft, um unsere Verlobung zu feiern?“
    „Nein, danke. Wenn es dir recht ist, würde ich gern ins Bett gehen.“
    Misty vermied es, Leone nah zu kommen, denn er durfte auf keinen Fall merken, welche Gefühle sie bewegten. Ihre Behauptung, dass sie nur wegen des Babys in die Heirat einwillige, war kleinlich und lieblos gewesen. Insgeheim sehnte sie sich nach einem versöhnlichen Zeichen von Leone, doch er tat nichts.
    Bevor Misty das Zimmer verließ, sah sie noch einmal zurück. Leone stand am Fenster. Er wirkte müde und angespannt, aber auch traurig und enttäuscht. In einer Situation, der die meisten Männer kaum gewachsen gewesen wären, hatte er sie weder beschimpft noch ihr Vorwürfe gemacht. Er hatte volle Verantwortung für ihr gemeinsames Kind übernommen und sie sogar gebeten, ihn zu heiraten. Trotzdem war er genauso unglücklich wie sie, denn die Rache an ihrem Vater stand weiter zwischen ihnen.
    Später, als Misty im Bett lag und nicht schlafen konnte, machte sie ihre eigene Rechnung auf. Menschen zu vergeben, die sie verletzt hatten, war nicht ihre Stärke. Das lag an ihrer Kindheit, in der sie gelernt hatte, Schläge einzustecken und notfalls zurückzuschlagen, um sich zu schützen.
    Leone fühlte sich schuldig und litt unter seiner Schuld. Wollte sie ihre Ehe wirklich mit dieser zusätzlichen Last beginnen? Sie liebte ihn doch so sehr. Warum konnte sie ihm nicht aus Liebe vergeben? Ein bisschen mehr Mut, etwas weniger Stolz, und sie würde nicht allein in ihrem Zimmer liegen und sich nach ihm verzehren …
    Misty schlüpfte aus dem Bett, tappte barfuß den Flur entlang und betrat Leones Schlafzimmer, ehe sie es sich anders überlegen konnte. Er kam gerade nackt aus dem Badezimmer und rieb sein Haar trocken. Als er sie erkannte, ließ er das Handtuch fallen und kam auf sie zu.
    „Dio mio, amore …“ Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. „Du verstehst es immer wieder, mich zu überraschen.“
    Misty hatte sich selbst überrascht, aber jetzt zählte nur noch das überwältigende Glück, bei Leone zu sein. Ihre Brüste fühlten sich voll und schwer an, die Spitzen hatten sich unter dem leichten Nachthemd aufgerichtet, und eine pulsierende Wärme

Weitere Kostenlose Bücher