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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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Suite hinauf, die Leone zusätzlich für sie gemietet hatte. Die Brautjungfern hatten sich nicht von der Tanzfläche weglocken lassen, um ihr, wie versprochen, beim Umziehen zu helfen. Deshalb horchte sie überrascht auf, als leise an die Tür geklopft wurde.
    Misty trug bereits den eleganten blauseidenen Hosenanzug, den sie für den Flug ausgewählt hatte, und öffnete mit einer bangen Vorahnung.
    Draußen stand Freddy Al-Husayn. Misty musste zu ihr hinuntersehen, denn sie war wesentlich kleiner als sie.
    „Darf ich hereinkommen?“, fragte sie unsicher. „Ich muss mit dir sprechen.“
    Misty wusste nicht, was sie davon halten sollte, aber sie ließ die Prinzessin eintreten.
    „Ich bin die Überraschung, der dein Mann mit gemischten Gefühlen entgegensah“, begann Freddy in entschuldigendem Ton. „Er wollte auf keinen Fall, dass du dich aufregst, aber seit ich weiß, wie mein Vater dich vor vier Jahren aus dem Haus gewiesen und behauptet hat, ich wollte nichts mit dir zu tun haben … O Misty, du ahnst ja nicht, wie ich mich geschämt und gleichzeitig gefreut habe, dass du mich kennenlernen wolltest. Ich kann nur hoffen, dass du diesen Wunsch noch immer hast.“
    Freddys Eröffnung kam so überraschend, dass Misty Mühe hatte, ihr zu folgen.
    „Wir haben dieselbe Mutter“, fuhr Freddy schnell fort, „aber ich bin nicht deine Zwillingsschwester … nur deine Halbschwester. Jaspar und Leone waren der Ansicht, ich sollte mich erst nach den Flitterwochen bei dir melden, aber dann wären noch Wochen vergangen. Ich habe einfach nicht die Geduld aufgebracht, nachdem ich schon so lange nach dir suche …“
    „Du bist meine Schwester?“ Misty fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Einen Moment lang blickte sie Freddy wortlos an, dann brach sie in ein befreiendes Lachen aus. „Und ich hatte Angst, mit dir zu sprechen, weil ich nicht wusste, wie man eine Prinzessin anredet! Was für eine wunderbare Überraschung! Wie konnte Leone dich bitten, bis nach den Flitterwochen zu warten?“
    Damit war das Eis gebrochen. Die Schwestern setzten sich nebeneinander auf die Couch, und jede versuchte, möglichst schnell möglichst viel zu sagen, ehe sie von der anderen unterbrochen wurde. Fragen über Fragen wurden gestellt, Vermutungen gehegt und Antworten gefunden.
    Am meisten freute sich Misty, als sie hörte, dass Freddy bereits seit anderthalb Jahren nach ihr gesucht hatte.
    „Du wirst es nicht glauben“, berichtete Freddy, „aber wir haben erst vor zwei Tagen erfahren, wo du dich aufhältst. Ich wollte mich gleich bei dir melden, aber Jaspar bestand darauf, wenigstens bis nach der Hochzeit zu warten. Er meinte, eine Braut sei aufgeregt genug, man könne sie daher nicht plötzlich mit einer Schwester konfrontieren, von der sie vielleicht gar nichts gewusst habe.
    Daher wandte er sich an Leone und nahm ihm das Versprechen ab zu schweigen. Ich wollte dir natürlich selbst sagen, wer ich bin. Du solltest es auf keinen Fall von jemand anderem erfahren.“
    Misty dachte daran, wie schroff sie Leones Angebot, nach ihrer Zwillingsschwester zu forschen, zurückgewiesen hatte. Kein Wunder, dass es auch ihm vernünftiger erschienen war, die Begegnung mit einer weiteren Schwester bis nach der Hochzeit zu verschieben.
    „Unsere Männer“, meinte sie. „Diese Verschwörer!“
    Freddy nickte. „Und beide darauf bedacht, uns vor Enttäuschung oder Zurückweisung zu bewahren.“
    Misty war noch immer leicht benommen. „Meine Schwester ist eine Prinzessin“, sagte sie kopfschüttelnd und nahm Freddys Hand. „Dabei kommst du mir ganz normal vor.“
    Sie lachten beide, brachen gleich darauf in Tränen aus und umarmten sich. Jede hatte nicht nur eine Schwester, sondern auch eine Freundin fürs Leben gefunden.
    Sie saßen immer noch einträchtig beisammen, als Leone erschien – gefolgt von Jaspar. Misty bemerkte, wie erleichtert und glücklich er seine Frau betrachtete, und verlor dadurch alle Scheu vor seinem hohen Rang.
    Sie ging mit Leone hinunter, um sich von den Gästen zu verabschieden. Freddy und Jaspar begleiteten sie zum Flughafen. Es fiel den Schwestern schwer, sich schon so kurz nach der ersten Begegnung wieder zu trennen.
    Es war Abend, als Leone und Misty in der „Villa Fortuna“ eintrafen. Sie lag in den fruchtbaren Hügeln oberhalb von Palermo. Ein mächtiger Torbogen aus rötlichem Sandstein bezeichnete den Eingang, von dem eine gewundene Straße durch Olivenhaine und Zitronengärten zu der eigentlichen Villa

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