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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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widersprach Sander prompt. „Damals, als du die Nacht auf Lexos verbracht hast. Ich weiß das von Minos persönlich.“
    Alexio dachte angestrengt nach. Vor zwei Monaten war er mit seiner Jacht vor der Küste von Lexos in schwere See geraten und hatte über Funk um die Erlaubnis gebeten, die Insel, die Minos gehörte und schwer bewacht wurde, zum Schutz anzulaufen. Die Erlaubnis war ihm erteilt worden. Minos, der sehr zurückgezogen lebte, hatte ihn sogar mit besonderer Aufmerksamkeit empfangen und ihm einen Abend bereitet, der noch in der Erinnerung gespenstisch wirkte.
    Der über sechzigjährige Tycoon unterhielt nämlich in seiner prachtvollen Villa einen kleinen Harem und hatte Alexio aufgefordert, sich zur Krönung des Abends eine der Insassinnen auszusuchen. Es hatte Alexio zutiefst abgestoßen, wie willig die Schmeichelkätzchen alle perversen Neigungen des alternden Mannes befriedigten, aber er war vorsichtig genug gewesen, nach seiner Rückkehr darüber zu schweigen. Minos Gakis konnte ein gefährlicher Gegner sein. Es gehörte mehr als Dummheit dazu, ihn durch Indiskretion zu reizen oder gegen sich aufzubringen, und Alexio Christoulakis war nicht dumm. Nicht, wenn es um sein blühendes wirtschaftliches Imperium ging.
    War etwa eine dieser Schönheiten Ione Gakis gewesen? Alexio bemerkte den Blick seines Vaters und lachte trocken auf. Nein, mit dieser Annahme ging er sogar bei Minos Gakis zu weit, der zwar unangenehm, aber immer noch bei Verstand war. Doch so angestrengt Alexio auch überlegte, er konnte sich nicht erinnern, an dem Abend noch eine andere Frau getroffen zu haben. Nur die Haushälterin, die ihm sein Zimmer gezeigt hatte, nachdem er zum Gespött des Hausherrn geworden war, weil er das großzügige Angebot, mit einer der Frauen zu schlafen, rundweg abgelehnt hatte.
    „Ich werde deinem Gedächtnis nachhelfen.“ Mit leichtem Unbehagen legte Sander eine Fotografie auf den Tisch. Er hatte gehofft, sein Sohn werde sich auch ohne diesen Beweis an die junge Frau erinnern.
    Alexio warf einen kurzen Blick auf das Foto und stieß einen Ruf der Überraschung aus. Es war eine Profilaufnahme, keine besonders gute, aber er erkannte die demütige Kopfhaltung, das helle, streng zurückfrisierte Haar und die zarten Gesichtszüge sofort.
    „Und ich hielt sie für die Haushälterin!“ Leichte Verlegenheit klang aus diesem Geständnis. „Sie benahm sich so und gar nicht wie die Tochter des Hauses. Sobald Minos mit den Fingern schnippte, tauchte sie auf und befolgte seine Befehle. Also dieses ängstliche kleine Geschöpf ist Ione Gakis?“
    „Minos nannte sie ruhig und zurückhaltend.“
    „Blass und unscheinbar wären die passenderen Umschreibungen“, urteilte Alexio unbarmherzig, und dabei färbten sich seine Wangen dunkler. Er war an jenem Abend zwar in denkbar schlechter Stimmung gewesen, aber Iones natürlichen Charme hatte auch er nicht leugnen können.
    Jetzt sah er sie wieder vor sich – das fein geformte Gesicht, die großen, leuchtend grünen Augen und das hellblonde Haar, das bei einer Griechin besonders ungewöhnlich war. Ihre natürliche Anmut hatte in krassem Gegensatz zu den anderen üppigen Schönheiten gestanden, und nur Iones Förmlichkeit und sein angeborenes Taktgefühl hatten ihn davon abgehalten, sich ihr eindeutiger zu nähern.
    „Soweit ich weiß, hat Ione die Insel kaum verlassen.“ Aus Sanders Worten sprach heimliche Sehnsucht, denn Louisa und seine beiden Töchter waren ständig mit dem Flugzeug unterwegs, um irgendwo Freunde zu besuchen oder einzukaufen. „Ihr Vater scheint der Ansicht zu sein, dass Frauen ins Haus gehören.“
    „Vielleicht werde ich irgendwann eine Konvenienzehe eingehen, aber bestimmt nicht mit Minos’ fader Tochter“, erklärte Alexio und verzog den klassisch schönen Mund. Insgeheim ärgerte es ihn, dass er Ione auf dem Foto sofort wiedererkannt hatte. „Meine zukünftige Frau sollte zumindest einen Hauch von Persönlichkeit haben.“
    „Es gibt Persönlichkeiten, die sich erst mit der Zeit entwickeln.“ Sander betrachtete die geplante Heirat als einmalige Gelegenheit und wollte den Gedanken daran unter keinen Umständen aufgeben. „Im Übrigen solltest du dich fragen, was du einer Frau zu bieten hast, ehe du Ione Gakis kritisierst.“
    „Zu bieten?“, wiederholte Alexio betont locker. „In welcher Hinsicht?“
    „Wenn du kein Herz zu verschenken hast, wirst du nur eine Frau bekommen, die dein Geld heiratet“, warnte sein Vater zunehmend

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