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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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von Ione erwartete er, dass sie sich ihm in dieser Nacht als jungfräuliche Braut hingab, obwohl sie sich kaum kannten. Verriet das Feingefühl? Erst schenkte er ihr einen kostbaren Teddybären, und dann zwang er sie, mit ihm zu schlafen. Eine bittere Medizin in hübscher Verpackung … Nein, das verriet kein Feingefühl!
    Die Hochzeitsgesellschaft wollte bis zum Morgen durchfeiern, aber Ione ging von der Bibliothek direkt nach oben, um sich umzuziehen. Das Hausmädchen hatte ein grünes Ensemble für sie bereitgelegt, das nach Kalliopes Wünschen angefertigt worden war. Ione zog es statt des Brautkleids an, holte den kleinen Handkoffer, den sie vorbereitet hatte, und verließ ihr Zimmer.
    Bevor sie die Tür schloss, fiel ihr Blick auf den Teddy, den Alexio ihr geschenkt hatte. Er hieß Edward und war ein englischer Bär. Verdiente er nicht, nach London mitgenommen zu werden?
    Einen Moment betrachtete Ione auch die anderen Bären, die ihr so treu Gesellschaft geleistet hatten, aber sosehr es sie auch schmerzte – sie mussten zurückbleiben. Kurzentschlossen lief sie noch einmal zum Bett, griff Edward und stopfte ihn in den Handkoffer. Dann verließ sie das Zimmer.
    Alexio sah Ione die Treppe herunterkommen. Das Reisekleid, das sie trug, war im Stil veraltet, aber die Farbe schmeichelte ihr, und ihre zierliche Figur kam ausreichend zur Geltung. Ein leises Lächeln glitt über sein Gesicht. Er konnte es kaum erwarten, in Paris mit ihr einkaufen zu gehen. Wie würde sie über all die Dinge staunen, die für die Frauen seiner Bekanntschaft selbstverständlich waren. Von Vorfreude erfüllt, wollte er auf sie zugehen, aber ihr Vater, ihre Tante und ein Schwarm von Gästen nahmen sie in Anspruch.
    Zwanzig Minuten später stiegen sie in den Hubschrauber, der sie zum Athener Flughafen bringen sollte.
    „Kannst du den Piloten bitten, noch einmal über die Insel zu fliegen?“, fragte Ione, als sich die Rotorblätter zu drehen begannen.
    „Natürlich, wenn es dein Wunsch ist.“
    Alexio war überrascht. Seit er wusste, dass Ione von Minos und Kalliope kaum höher als das Hauspersonal eingeschätzt wurde, hatte er angenommen, dass sie die Insel ohne wehmütigen Rückblick verlassen würde. Er musste lernen, im Umgang mit ihr weniger zynisch zu sein. Natürlich hing sie an ihrer Familie und dem Ort, wo sie Kindheit und Jugend verbracht hatte.
    Während sie über Lexos kreisten, blickte Ione fast sehnsüchtig hinunter. Seit die Insel nicht mehr ihr Gefängnis war, sah sie sie mit anderen Augen. Sie erschien ihr wieder wie früher, und sie erinnerte sich an Dinge, die sie in den letzten harten Jahren vergessen hatte.
    „Hoffentlich gefällt dir mein Haus in Paris“, meinte Alexio, als sie zu seinem Privatjet gingen. „Es ist etwas … ungewöhnlich.“
    „Ich habe einmal einen Bericht darüber gelesen“, antwortete Ione und dachte dabei, wie gut das Wort „ungewöhnlich“ gewählt war. Zu dem Bericht hatten natürlich auch Fotos gehört. Auf einem war Crystal Denby zu sehen gewesen – ganz in Rot gekleidet, wie hingegossen auf ein Sofa mit einer leuchtend violetten Tapete als Hinter- und einem langhaarigen weißen Fell als Vordergrund. Rechts und links von ihr hatten vergoldete Mohren aus Ebenholz als lebensgroße Fackelträger gestanden. Ein wahrhaft unvergessliches Bild von der Frau, der Alexio gestattet hatte, sein elegantes Stadtpalais aus dem siebzehnten Jahrhundert in ein überladenes und geschmackloses Bordell zu verwandeln.
    „Bist du immer so still?“, fragte Alexio, als sie die vorgeschriebene Flughöhe erreicht hatten.
    Ione seufzte und täuschte ein unterdrücktes Gähnen vor. „Entschuldige, aber ich bin so müde …“
    Innerhalb weniger Minuten schien sie eingeschlafen zu sein, und Alexio widerstand der Versuchung, sie aufzuwecken. Es war ein langer und anstrengender Tag für sie gewesen, und von jetzt an konnte alles nur besser werden. Sie würde mehr mit ihm sprechen, nicht vor jeder Berührung zurückschrecken und den Blick ihrer wunderschönen grünen Augen nicht ständig abwenden.
    Vielleicht hatte er diese Zurückhaltung verdient, aber was war aus der Frau geworden, die ihm bekannt hatte, es sei ihr „größter Wunsch“, ihn zu heiraten? Hatte sie ihre Meinung geändert? Er war dreißig Jahre alt geworden, ohne sich auch nur eine Stunde um die Aufmerksamkeit einer Frau bemühen zu müssen. Sollte er bei Ione etwa damit anfangen?

5. KAPITEL
    Als Ione vor dem Pariser Stadtpalais aus dem Auto

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