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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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wussten.
    Man legte ihr ein Dokument vor, das als Heiratsvertrag bezeichnet wurde und dreiundvierzig Seiten umfasste. Es wimmelte von Klauseln und Nebenabreden und war in fast unverständlicher Juristensprache formuliert. Bens Name tauchte nicht ein einziges Mal auf. Freddy wusste nicht genau, was sie erwartet hatte, aber nach einigem Zögern unterschrieb sie den Vertrag. Das überraschte die Anwälte, die offenbar mit Einwürfen von ihrer Seite gerechnet hatten.
    Man überließ Freddy für eine Weile sich selbst, dann erschien Jaspar in Begleitung der Anwälte und eines Priesters mit wallendem weißem Bart. Er maß Freddy mit einem Blick, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass sie eine Ehe schloss, die allem widersprach, was man ihr als Kind beigebracht hatte. Ihr Gewissen meldete sich, und sie wandte sich ab, um Jaspars Anblick nicht länger ertragen zu müssen. Doch auch abgewandt, sah sie sein Bild vor sich – sah den großen, schlanken Mann in dem hellgrauen Anzug, sah sein schmales, anziehendes Gesicht und die stolze Haltung, mit der er der ungewöhnlichen Situation begegnete.
    Zu Freddys Überraschung wurde die Trauung nach christlichem Ritus vollzogen, was ihr Gewissen nicht gerade beruhigte. Danach verließen der Priester und die Anwälte schweigend den Raum, und sie blieb mit Jaspar allein.
    „Bist du nun zufrieden?“, fragte er spöttisch.
    Freddy nickte beklommen. „Das alles wäre nicht nötig gewesen, wenn man mir eine andere Wahl gelassen hätte.“
    In Jaspars dunklen Augen lag wieder der goldene Schimmer. Ohne jede Warnung zog er Freddy an sich. Sie errötete und wollte sich befreien, aber Jaspar hielt sie fest.
    „Was tun Sie?“, fragte Freddy ängstlich.
    „Ich überprüfe die Ware, die ich gerade erworben habe.“
    Freddy stockte der Atem. „Wie bitte?“
    „Ich mag es nicht, wenn du dein Haar so trägst.“ Jaspar löste die Spange, mit der sie ihr Haar hochgesteckt hatte, und warf sie achtlos auf den Boden. „Oder hast du angenommen, dass nur du bei unserem Handel gewinnst?“
    „Wovon sprechen Sie?“ Freddy hob die Spange auf und brachte ihr Haar wieder in Ordnung.
    „Das wird dir noch klar werden. Du trägst jetzt zwar einen Ring, aber keinen Titel. Nur mein Vater kann dich zur Prinzessin erheben, und darauf würde ich an deiner Stelle nicht zählen.“
    „Was interessiert mich der Titel einer Prinzessin?“, fuhr Freddy auf. Sie hatte nie mit einer solchen Auszeichnung gerechnet und verzichtete gern darauf.
    „Wenn wir uns eines Tages trennen, wirst du vielleicht glauben, dieses Privileg verdient zu haben“, antwortete Jaspar seelenruhig.
    Er will mich einschüchtern, dachte Freddy, damit ich ihn nicht nach Quamar begleite. Er weiß noch nicht, dass ich immer zu meinen Entscheidungen stehe, aber das wird er noch lernen. Es ist mir gleich, ob ich jetzt eine Prinzessin oder nur Mrs. Al-Husayn bin. Heute Abend werde ich Ben wiedersehen, und nur darauf kommt es an.
    Die Aussicht auf das Wiedersehen gab Freddy neuen Mut, bis sie mit ansehen musste, wie alle Mitglieder der Crew beim Besteigen des Privatjets vor Jaspar auf die Knie fielen. Sie hatte sich bisher nicht klargemacht, was sein königlicher Status bedeutete, und dieser Beweis von Demut und Unterwürfigkeit beeindruckte sie tief.
    Die Innenausstattung des Flugzeugs war nicht weniger beeindruckend. Die Kabine hatte etwa die Größe von Ericas Wohnzimmer und war wie ein elegantes, modernes Büro eingerichtet. Freddy durfte in einem weichen Ledersessel Platz nehmen, wurde mit Zeitschriften und Getränken versorgt und kam sich vor, als hätte sie in einem Preisausschreiben gewonnen.
    Während des Fluges hatte sie reichlich Gelegenheit, Jaspar zu beobachten. Je länger sie ihn kannte, umso mehr faszinierte er sie. Vor allem die schlanken Hände fielen ihr auf, mit denen er seinen Laptop bediente, ebenso die ungewöhnlich langen tiefschwarzen Wimpern, die hohen Wangenknochen, die schmale, klassisch geformte Nase und der sinnliche Mund. Er war schlichtweg hinreißend, und wenn er in arabischer, spanischer oder französischer Sprache gleich fließend telefonierte, kannte Freddys Bewunderung keine Grenzen.
    Warum fühlte sie sich nur so unwiderstehlich zu ihm hingezogen? Freddy hasste sich wegen dieser Schwäche. War es nötig, dass sie in Jaspars Gegenwart wieder zu einem kleinen, unreifen Schulmädchen wurde? Der Verdacht, es könnte sich um Lust auf Sex handeln, trieb ihr das Blut in

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