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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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tust?“
    „Wir heiraten ja nur auf dem Papier, und niemand wird je davon erfahren. Begreifen Sie doch, Ruth! Ohne den Trauschein würde man mich nie nach Quamar einreisen lassen. Nur als Jaspars Frau habe ich Anspruch auf seine Unterstützung. Hätte ich mich mit vagen Versprechungen abspeisen lassen sollen? Außerdem handelt es sich nur um eine vorübergehende Abmachung …“
    „Wie das?“
    Freddy setzte sich auf die Bettkante. „Der König wird früher oder später das Interesse an seinem Enkel verlieren. Jaspar wird erfahren, wer ich wirklich bin, und froh sein, mich und den Jungen wieder loszuwerden. Wir könnten nach England zurückkommen, oder …“ Freddy zögerte, denn Ruth schüttelte unwillig den Kopf. „Vielleicht finden sich auch Adoptiveltern für Ben. Jaspar hat bereits so etwas angedeutet. Sollte das geschehen, würde ich mich natürlich widerspruchslos fügen und das Feld räumen.“
    „Nimm einmal an, du hättest dem Kronprinzen gesagt, dass du nur Ericas Cousine und Bens Kinderfrau bist“, meinte Ruth nachdenklich. „Glaubst du nicht auch, dass alles dann ganz anders gekommen wäre? Vielleicht hätte der Prinz dich aufgefordert, ihn nach Quamar zu begleiten und weiter für Ben zu sorgen.“
    „Das glaube ich nicht“, antwortete Freddy trotzig, „und außerdem wäre mir das Risiko zu groß gewesen. Jaspar hatte schon eine neue Kinderfrau engagiert und die Ansicht geäußert, dass eine rasche Trennung am besten sei. Daran erkennt man, wie viel er von Kindern versteht!“
    „Mir gefällt die Sache nicht“, meinte Ruth unglücklich. „Du bringst Ben ein Opfer, ohne die Folgen für dich zu bedenken.“
    „Ein Opfer?“ Freddy schüttelte den Kopf. „Ich höre nur auf mein Gewissen. Ben hat nur mich. Ich muss für ihn da sein, bis er mich nicht mehr braucht.“
    Ruth seufzte. „Ich erkenne dich kaum wieder, mein Kind. Wenn Erica nur ein Testament gemacht hätte! Sie muss es wieder vergessen haben, denn sie hat öfter davon gesprochen.“
    „Es ging ihr weniger um das Testament als um den richtigen Anwalt.“ Freddy lächelte wehmütig. „Sie fand keinen, und damit wurde auch das Testament unwichtig. Übrigens glaube ich nicht, dass es viel an der Situation geändert hätte.“
    „Wer weiß? Erica war keine gute Mutter, aber sie erkannte in dir alles, was ihr fehlte. Bestimmt hätte sie dich als Ersatzmutter eingesetzt.“
    Freddy schloss den Koffer und trug ihn in den Flur, wo schon ein Koffer für Ben stand.
    „Freddy!“ Ruth kam verzweifelt hinter ihr her. „Du kannst Jaspar Al-Husayn nicht heiraten. Er verachtet dich und wird dir nicht helfen. Vielleicht wird er dich sogar dafür strafen, dass du ihn in diese unmögliche Lage gebracht hast. Warum erlaubst du mir nicht, zu ihm zu gehen? Ich könnte mit ihm sprechen, ihm sagen, wer du wirklich bist …“

6. KAPITEL
    Freddy dachte nur ungern an das Gespräch mit Ruth zurück, als sie am nächsten Morgen zur Botschaft fuhr. Ruth war ihr immer eine treue Ratgeberin gewesen. Freddy konnte sich nicht erinnern, ihr jemals ernsthaft widersprochen zu haben, und jetzt handelte sie nicht nur gegen ihren Rat, sondern auch gegen Vernunft und gesunden Menschenverstand.
    „Ich könnte mit ihm sprechen, ihm sagen, wer du wirklich bist …“
    Nein! Es war noch zu früh, ihre wahre Identität preiszugeben. Sie hätte sich damit jede Möglichkeit, Ben wiederzusehen, genommen, und dazu war sie nicht bereit. Ben brauchte sie. Mochte das Opfer noch so groß sein, das Spiel noch so gefährlich erscheinen … sie würde alles tun, um wieder bei ihm zu sein.
    Freddy hatte gehofft, dass sie sich in dem dreiteiligen blauen Designerkostüm wohlfühlen würde, aber zu elegante Kleidung verunsicherte sie. Der Rock war zu eng und zu kurz, und in dem leichten Top, das zu der knappen, auf Taille gearbeiteten Jacke gehörte, kam sie sich beinahe nackt vor.
    Erica war immer großzügig gewesen und hatte ihr oft die gleichen Modelle geschenkt, die sie selbst trug. Freddy hatte sich immer unbehaglich darin gefühlt und sie nur selten angezogen. Was zu Ericas extrem schlanker Figur gepasst hatte, war mehrere Nummern größer eher lächerlich gewesen und hatte Freddy immer daran erinnert, wie viel ihr an äußeren Reizen fehlte.
    In der Botschaft wurde Freddy in ein Zimmer geführt, in dem zwei streng aussehende Männer auf sie warteten. Sie stellten sich als Anwälte vor, und Freddy fragte sich ängstlich, wie genau sie über ihr Verhältnis zu Jaspar Bescheid

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