Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
Vom Netzwerk:
geträumt.“
    „Lügnerin.“ Jaspar bückte sich nach seiner Khakihose. „Du hast fest geschlafen, als ich vorhin vorbeikam.“
    Freddy hatte jede seiner Bewegungen beobachtet. Halb unbewusst richtete sie sich auf und küsste seinen nackten Bauch.
    Jaspar schob die Hände in ihr Haar. „Hör nicht auf“, flüsterte er und drückte sie fester an sich.
    Der Rückweg nach „Anhara“ führte zunächst über eine steinige Ebene und dann durch die weite, scheinbar endlose Wüste. Jaspar orientierte sich an winzigen Merkmalen, die für Freddy keine Bedeutung hatten. Sie dachte nur daran, wie glücklich sie war und wie sehr sie Jaspar liebte. Während er fuhr, ruhte ihre Hand auf seinem Oberschenkel, und manchmal legte er seine Hand darüber, als wüsste er, dass sie seine Nähe brauchte.
    „Wie glücklich wir sind“, sagte Freddy träumerisch. „War es mit Sabirah und dir genauso?“
    Freddy hatte ohne Überlegung gesprochen und begriff erst durch das anschließende Schweigen, was geschehen war. Sie hatte die Grenze, die sie immer noch von Jaspar trennte, überschritten und den glücklichen Augenblick zerstört.
    „Natürlich nicht“, antwortete er nach einer angespannten Pause. „Wir sind uns immer nur in Gegenwart anderer begegnet.“
    Seltsamerweise hatte Freddy das nicht gemeint. Sie wusste bereits, dass Jaspar und Sabirah im eigentlichen Sinn kein Liebespaar gewesen waren. Ihre Frage bezog sich darauf, ob die beiden sich so verbunden gefühlt hatten, wie sie sich Jaspar verbunden fühlte.
    „Doch die Zeiten ändern sich“, fuhr Jaspar mehr aus Höflichkeit fort. „In der Stadt leben die Frauen heute freier. Sie gehen gemeinsam aus und treffen sich auch mit männlichen Kollegen. Nur in ländlichen Gebieten herrschen noch die alten konservativen Verhältnisse. Dort hängt für eine Frau alles von ihrem guten Ruf ab.“
    „Wenn du das Thema wechseln willst, brauchst du mir nicht gleich einen soziologischen Vortrag zu halten!“, fuhr Freddy auf.
    Jaspar sah sie von der Seite an. „Was ist los?“
    „Gar nichts.“ Sie wandte sich ab und blickte durch die staubigen Scheiben nach draußen. Es ging auf Mittag zu, dann kamen die heißesten Stunden des Tages, in denen alles Leben unter den sengenden Sonnenstrahlen zu verdorren schien. Frühmorgens, wenn es noch kühl war, wirkte alles wie ein großer Garten, und man hatte das Gefühl, im Paradies zu sein.
    Freddy liebte Quamar. Es war ein wunderschönes Land mit herzlichen, gastfreundlichen Menschen. Jaspar hatte schon viele Ausflüge mit ihr gemacht, und es war äußerst lehrreich gewesen, mit einem Mann unterwegs zu sein, den die Quamaris fast wie einen Gott verehrten. Sie hatte in Nomadenzelten Ziegenmilch getrunken, weit draußen in der Wüste ein Pferderennen miterlebt und sich in den vornehmen Villen von Jaspars Freunden mit gekühltem Pfefferminztee erfrischt. Wohin sie auch kamen, Jaspar blieb immer derselbe höfliche und charmante Besucher, der nie ein falsches Wort sagte und nie etwas Falsches tat.
    „Du bist meine Frau“, hörte Freddy ihn neben sich sagen. „Du hast keinen Grund, auf meine Vergangenheit eifersüchtig zu sein.“
    „Wenn sich diese Vergangenheit nackt auf deinem Bett präsentiert, habe ich Grund genug!“ Freddys Temperament ging so plötzlich mit ihr durch, dass sie selbst erschrak.
    „Es ist unter deiner Würde, diesen Vorfall zu erwähnen“, wies Jaspar sie zurecht. „Hoffentlich hast du nicht auch darüber mit Hasna geklatscht.“
    „Ich habe gar nicht geklatscht!“ Es reizte Freddy, dass Jaspar von dem Besuch seiner Nichte wusste, ihr aber nichts davon gesagt hatte.
    „Aber umso aufmerksamer zugehört?“
    Freddy ballte in ohnmächtiger Wut die Hände zu Fäusten. „Halt sofort an, und lass mich aussteigen!“
    „Sei nicht albern. Wir befinden uns mitten in der Wüste.“
    Jaspar wollte Sabirah vor den Folgen ihres Verhaltens schützen, und das ärgerte Freddy am allermeisten. Natürlich hatten die Bediensteten im Palast über den skandalösen Vorfall gesprochen. Woher wusste Hasna sonst, dass sich ihre Stiefmutter in Jaspars Schlafzimmer geschlichen hatte? Aber sie, Freddy, die doch immerhin mit ihm verheiratet war, durfte nicht danach fragen und den Skandal nicht einmal erwähnen!
    „Ich weiß immer noch nicht, warum du eigentlich mit mir streitest“, bemerkte Jaspar, nachdem sie eine Viertelstunde geschwiegen hatten.
    „Weil du es nicht wissen willst!“, fuhr Freddy ihn an und sagte danach nichts

Weitere Kostenlose Bücher