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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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wäre begeistert!“
    Nach dem Tee ging Misty in ihr Zimmer hinauf und öffnete ihren Schrank. Er enthielt die Garderobe, die Flash ihr geschenkt hatte, um sie über die geplatzte Verlobung mit Philip hinwegzutrösten. Freche, manchmal ziemlich offenherzige Modellkleider, die seit über zwei Jahren nicht das Tageslicht erblickt hatten. Sie wählte ein Ensemble aus türkisfarbenem Schlangenimitat und dazu Sandaletten mit hohen Pfennigabsätzen. Nach einem kurzen Bad holte sie die Schminksachen hervor, die aus derselben Zeit stammten und ebenfalls unberührt geblieben waren, seit sie sich von Flashs glitzernder Fantasiewelt verabschiedet hatte.
    Flash hatte sie zu einem Rockstar-Groupie umgemodelt, und sie hatte gelernt, das Beste aus sich zu machen. Aber ihr freches, sexbetontes Image hatte den Kummer über Philips Zurückweisung nicht gemildert und letzten Endes auch die Beziehung zu Flash zerstört, jeder Schritt, mit dem sie sich seinem Idealbild annäherte, führte von ihm weg. Er sah nicht mehr die Schwester in ihr, nicht mehr das magere kleine Mädchen, das fünf Jahre in demselben Pflegeheim gelebt hatte. Er wollte plötzlich mehr von ihr, und damit hatte er sie verloren.
    Misty holte das alte Auto aus der Garage, das nur noch von Nancy zum Einkaufen benutzt wurde, und fuhr zum „Belstone House“, wo Leone Andracchi abgestiegen war. Die elegante Lounge konnte als Wahrzeichen des kleinen exklusiven Hotels gelten. Misty fragte am Empfang nach Mr. Andracchi und erfuhr, dass er noch beim Dinner war.
    Sollte sie warten oder Leone beim Essen stören? Während sie noch überlegte, tauchte ein blonder Mann aus der Bar auf und blieb bei ihrem Anblick unvermittelt stehen. Der Dritte, dachte sie, denn schon der Türsteher und der Portier hatten auffällig stark auf ihr Erscheinen reagiert.
    „Melissa … Misty?“
    Im ersten Moment glaubte Misty zu träumen. Seit drei Jahren hatte sie diese kultivierte, etwas schleppende Stimme nicht gehört und erkannte sie sofort. Blitzartig drehte sie sich um.
    „Philip!“
    „Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen.“ Philip Redding betrachtete sie wie einen Geist. „Geht es dir … gut?“
    Misty nickte. Es fiel ihr schwer, etwas zu sagen. Philip wohnte noch in ihrer Nähe, aber seit der Trennung vor drei Jahren mied Misty alle Orte, an denen sie eine Begegnung mit ihm fürchten musste. Ab und zu sah sie auf der Straße sein Auto vorbeifahren, aber ansonsten war ihre Taktik erfolgreich gewesen.
    „Du siehst einfach fabelhaft aus!“ Philip musste den Kopf etwas zurückbeugen, um Misty in die Augen sehen zu können. „Ich wollte immer wieder in ‚Fossetts‘ vorbeikommen …“
    „Mit Frau und Kindern?“, unterbrach Misty ihn lächelnd.
    Philip wurde blass. „Wir haben nur ein Kind. Um ehrlich zu sein … Helen und ich lassen uns scheiden. Unsere Ehe war kein Erfolg.“
    Leone Andracchi verließ den Speiseraum und blieb in einiger Entfernung stehen. Er erkannte Misty kaum wieder. Das kupferrote Haar fiel ihr in üppigen Wellen bis auf die Schultern, die grauen Augen leuchteten, und ihre vollen Lippen waren pfirsichrot geschminkt.
    Was sie trug, war aus der Entfernung nicht genau zu erkennen. Das Oberteil schien mit dünnen Kettchen befestigt zu sein, die symmetrisch über die schmalen Schultern liefen. Das weiche Oberlicht ließ den glänzenden Stoff aufleuchten, unter dem sich Brüste und Hüften verlockend abzeichneten. Und dann die langen, langen Beine …
    „Melissa?“
    Philips offenes Eingeständnis, dass seine Ehe vor dem Scheidungsrichter enden würde, hatte Misty verwirrt. Sie wandte sich Leone zu, dessen Anwesenheit sie instinktiv spürte, und fühlte sich sofort von ihm gefangen. Ihre Blicke schienen miteinander zu verschmelzen, und einen Moment war es Misty, als fehlte ihr die Luft zum Atmen.
    „Entschuldige, dass ich dich warten ließ, amore.“ Leone trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Er war größer als Philip, dunkler und so aufreizend sicher, dass kein andrer Mann neben ihm bestehen konnte.
    „Philip Redding.“ Philip, der immer noch wie ein hübscher Junge wirkte, streckte naiv die Hand aus. „Misty und ich sind alte Freunde.“
    „Wie interessant.“ Leone sagte das so gelangweilt, dass Philip errötete. „Leider sind wir spät dran.“
    Leones mangelnde Höflichkeit befremdete Philip. Er wandte sich wieder an Misty und sagte halb entschuldigend: „Ich werde dich anrufen.“
    „Das können Sie sich sparen.“ Leone warf

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