Julia Festival Band 0103
manchmal für ein trotziges Kleinkind.“ Katy schnitt ein Gesicht.
„Das habe ich nicht gesagt!“, widersprach Ursula und fächelte sich mit der Hand Luft zu.
„Nein, aber von Daddy bekomme ich das oft zu hören. Der hat sowieso viel mehr als du an mir auszusetzen – obwohl er dann leider meistens doch recht hat“, gab Katy großzügig zu.
„Das macht eben die Vaterliebe aus. Väter sagen einem Dinge, die man eigentlich nicht wahrhaben möchte, mit denen man sich aber auseinandersetzen sollte.“
„Ist das was anderes als wahre Liebe?“, erkundigte sich Katy.
Ursula zog die Nase kraus. Das war eine Frage, die man nur sehr schwer mit einem Kind erörtern konnte, dessen Eltern sich getrennt hatten. Ursula versuchte ihr Bestes. „Wahre Liebe ist, wenn zwei Menschen ohne den anderen nicht leben können.“
„So wie deine Schwester und Finn?“
„Ja, genau wie Amber und Finn!“
Katy ließ sie im Spiegel nicht aus den Augen. „Manchmal wünsche ich mir, dass du meine Mutter wärst“, platzte sie heraus.
Ursula lächelte ihr liebevoll zu. „Das wünsche ich mir auch manchmal, Katy“, gestand sie. „Allerdings bin ich es nun einmal nicht, und deine Mummy hat dich sehr, sehr lieb.“
Katy schob die Unterlippe vor. „Sie lebt in Australien , und ich sehe sie so gut wie nie !“
„Aber wenn, ist es immer wunderschön. Erinnerst du dich noch an Prag?“
Katy hatte ihre Probleme mit der unverständlichen Welt der Erwachsenen im Nu vergessen und schien nur noch an die letzten Weihnachtsferien zu denken. „Oh ja! Erinnerst du dich noch an das Feuerwerk? Es war einfach klasse, dass du dabei sein konntest!“
„Das fand ich auch, ich hatte mich über die Einladung sehr gefreut.“
„Ich habe auch gebettelt, dass du mitkommst. Aber ich brauchte mir, ehrlich gesagt, gar keine große Mühe zu geben. Daddy war nämlich schon von allein darauf gekommen.“
„So?“ Ursulas Herz klopfte aufgeregt.
„Natürlich! Und Mummy hat mir eine riesige Tüte Süßigkeiten gekauft, von denen meine Zunge ganz grün wurde, und danach ist mir ganz fürchterlich schlecht geworden. Erinnerst du dich noch daran?“
Ursula wusste es noch ganz genau, denn sie hatte den Boden aufwischen müssen. Lächelnd nickte sie.
„Und du warst mit Daddy und mir in einem Hotel!“
Ursula fühlte sich schuldig, obwohl sie keinen Grund dazu hatte. „Ja, so konnten wir uns besser absprechen, was wir unternehmen wollten. Es war einfacher so“, fügte sie hinzu.
Katy zupfte an ihrem Rock. „Mummy und Julian haben mich dauernd gefragt, ob Daddy und du auch im selben Zimmer schlafen würdet …“
„Das haben sie gefragt?“ Ursula war betroffen. „Wie, um alles in der Welt, sind sie nur auf die Idee gekommen?“
„Ich habe ihnen ja auch gesagt, dass ihr nicht in einem Zimmer schlaft“, beruhigte Katy sie. „Das würdet ihr doch nur tun, wenn ihr euch ineinander verliebt hättet – und das habt ihr nicht, oder?“
„Was muss ich denn da hören?“, ließ sich eine amüsierte Stimme aus dem Hintergrund vernehmen, und Ursula und Katy drehten sich gleichzeitig um. Ross, der – ausnahmsweise perfekt frisiert – in seinem hellgrauen Anzug ungewöhnlich elegant aussah, stand an der Tür. Er kam direkt aus dem Fernsehstudio, wo mit ihm eine Serie über Werbung gedreht wurde.
„Heraus mit der Sprache, was für Geheimnisse habt ihr gerade ausgetauscht?“
In stummem Einvernehmen sahen sich Katy und Ursula an.
„Oh, wir haben nur über die Liebe geredet“, meinte Katy unschuldig.
Ross blickte Ursula tief in die Augen. „So?“
„Ja, über Elternliebe und väterliche Liebe im Besonderen“, antwortete sie schnell, damit er nicht auf falsche Gedanken kam – oder die Wahrheit erriet. „Wir hatten nämlich gerade über Katys Geburtstag gesprochen.“
„Aha.“ Er nahm seine Krawatte ab und kam zu Katys Frisierkommode. „Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie du ihn feiern möchtest?“
„Ja. Ich möchte auf keinen Fall eine Party“, erklärte Katy nachdrücklich.
Ross tauschte mit Ursula einen Blick. Die Geburtstagsfeier letztes Jahr war schließlich das reinste Fiasko gewesen. „Gut, was stellst du dir also vor?“
„Dass wir in einem schicken Restaurant essen gehen, nur du, Ursula und ich.“
Ursula errötete, weil sie befürchtete, dass er sie verdächtigte, Katy diese Worte in den Mund gelegt zu haben. „Du musst mich aber nicht einladen, Katy!“, beeilte sie sich zu sagen.
„Das weiß ich“,
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