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Julia Festival Band 0103

Julia Festival Band 0103

Titel: Julia Festival Band 0103 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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weinen sollte.
    Dennoch war es die schönste Zeit ihres Lebens gewesen. All ihre Träumen schienen plötzlich wahr geworden zu sein – bis auf einen.
    Ursula schreckte aus ihren Erinnerungen auf und merkte, dass Ross sie erwartungsvoll ansah. Natürlich, sie war ihm ja noch eine Antwort schuldig.
    „Die Reise nach Prag werde ich nie vergessen.“ Sie suchte krampfhaft nach den passenden Worten. „Es war ein einmaliges Erlebnis, die Stadt …“
    Ross schüttelte unwillig den Kopf. „Ich möchte jetzt keinen Reisebericht hören. Mir geht es um Jane und ihre Beweggründe. Ist dir in Prag etwas an ihr aufgefallen?“
    Und ob! Jane hatte sich wie ein schönes, verwöhntes Kind aufgeführt, und entsprechend hatte sie Katy wie ihr Lieblingsspielzeug behandelt. War sie, Ursula, in der Annahme nach Prag gekommen, Jane würde nach der langen Trennung jede freie Minute mit ihrer Tochter verbringen, hatte sie sich gründlich getäuscht.
    Jane holte Katy nur zu bestimmten Anlässen ab, um dann mit ihr eine Ballettaufführung zu besuchen oder in einem der eleganten Cafés am Wenzelsplatz Schokolade zu trinken.
    Sie, Ursula, hatte sich damals eines Urteils enthalten, denn sie hielt sich für voreingenommen. Es stand ihr einfach nicht zu, über Jane den Stab zu brechen.
    „Nun, Ursula?“ Ross bestand offenbar auf einer Antwort.
    Gab es eine höfliche Floskel, der er entnehmen konnte, dass sie Jane für eine Rabenmutter hielt, ohne dass sie aussprechen musste? Unruhig rutschte Ursula auf ihrem Stuhl hin und her. „Was erwartest du jetzt von mir, Ross?“
    „Dass du mir die Wahrheit sagst.“ Seine Augen erschienen ihr so dunkel wie noch nie. „Was ist nur mit dir los, Ursula?“, fragte er ungeduldig. „Früher warst du doch anders, da hast du mir unverblümt und ohne mit der Wimper zu zucken die Wahrheit ins Gesicht gesagt – selbst wenn ich sie gar nicht hören wollte!“
    Ursula stellte ihr Glas zurück auf den Tisch. „Das ist nicht fair!“, beklagte sie sich. „Das kann man gar nicht vergleichen, denn dabei ging es um ganz alltägliche Dinge – ob ein Slogan fetzig genug war oder eine Reklame genug Aufsehen erregen würde … jetzt möchtest du von mir wissen, was ich von deiner Ehefrau halte!“
    „Und wo ist da der Unterschied?“
    „Es ist mir peinlich, einen Kommentar zu ureigensten Angelegenheiten abzugeben! Aber wenn du meine Meinung wirklich hören möchtest … ich kann einfach nicht verstehen, warum Jane Katy nicht öfter bei sich haben wollte.“
    Er presste die Lippen zusammen. „Jane ist keine besonders fürsorgliche Mutter.“
    „Nein.“ Und plötzlich vergaß sie ihre Zurückhaltung, und die Fragen sprudelten nur so aus ihr heraus. „Warum hast du Jane überhaupt geheiratet, Ross? Hast du sie so sehr geliebt? Natürlich, Jane war schwanger, und du wolltest sie nicht im Stich lassen, aber ist das ein Grund, eine Frau zu heiraten, für die man nichts empfindet?“
    Ross lachte so zynisch, dass es ihr trotz der Hitze kalt über den Rücken lief. Nie hätte sie gedacht, dass er derart herzlos klingen könnte.
    „Mir kommt es vor, als hätte ich früher in einer anderen Welt gelebt, und es ist mir fast unmöglich, mich an meine Gefühle von damals zu erinnern. Jane und ich lernten uns während des Studiums in einer Musikkneipe kennen, wo sich die Studenten am Wochenende zu treffen pflegten. Jane stand stets im Mittelpunkt, denn die Männer waren fasziniert von ihrer Figur, ihrem Gesicht und ihrem extravaganten Stil, an dem man sofort die angehende Designerin erkennen konnte.“
    „Sie hat also auch dir den Kopf verdreht.“
    „Nein, jedenfalls nicht von Anfang an. Ich habe Jane anfangs überhaupt nicht beachtet, denn für meinen Geschmack wirkte sie viel zu knabenhaft.“ Nachdenklich trank er einen Schluck. „Aber gerade das war es, was mich in ihren Augen interessant machte. Endlich war sie einmal die Jägerin und nicht die Gejagte.“
    „Wie aufregend für dich“, sagte Ursula ausdruckslos.
    Ross musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Ja, es war eine aufregende Zeit“, gab er zu und öffnete betont langsam den obersten Hemdknopf. Wie gebannt sah sie zu. „Jane und ich waren jung, lebenshungrig und beide überdurchschnittlich begabt. Es war also wohl nur eine Frage der Zeit, bis wir zueinanderfanden.“
    Unverständlicherweise verspürte sie brennende Eifersucht, obwohl sie keinerlei Ansprüche auf Ross hatte und das, wovon er erzählte, passiert war, als sie ihn noch gar nicht

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