Julia Festival Band 0103
sie mit ihrem T-Shirt viel zu dünn angezogen.
Aber es half nichts, sie wollte ihren Laden noch in diesem Monat eröffnen und durfte sich durch das Wetter nicht abschrecken lassen. Sie musste sofort ihre Sachen ausladen, damit sie sich erst einmal einen Tee machen und einen warmen Pullover anziehen konnte. Das Auto würde sie einfach so lange auf der Straße stehen lassen.
Verzweifelt durchwühlte Holly ihre Umhängetasche nach dem Schlüsselbund. Das war eben der Nachteil von geräumigen Taschen: Man fand nie das, was man gerade suchte. Irritiert blickte sie auf, als sie spürte, dass jemand vor ihr stehen geblieben war.
Sie neigte den Kopf zur Seite, sodass ihr die kupferroten Locken über die Schulter fielen, und hielt mitten in der Bewegung inne. Sie kniff die Augen zusammen, um ganz sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Aber der Mann war wirklich keine Fata Morgana, sondern aus Fleisch und Blut. Holly schluckte.
Er war der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte, und wirkte in dieser verschlafenen Kleinstadt völlig deplatziert. Woran mochte das liegen? Er war groß, schlank, und Aussehen und Haltung verrieten, dass er seine Zeit bestimmt nicht am Schreibtisch verbrachte. Er hatte eine athletische Figur, sein Gesicht war tief gebräunt, und die Spitzen seines dunkelbraunen Haars waren von der Sonne golden gebleicht.
Er trug Jeans, denen man ansah, dass sie von der Arbeit abgewetzt waren. Sie saßen auch nicht hauteng, sondern locker und bequem, ließen seine muskulösen Beine aber dennoch deutlich erkennen. Mit dem grob gestrickten weißen Wollpullover und der abgetragenen Lederjacke erinnerte er Holly an den Helden eines Actionfilms. Er ließ sie den grauen Tag vergessen, und wie gebannt sah sie ihn an.
Die Beine leicht gespreizt, stand er vor ihr. Er wich ihrem Blick nicht aus, sondern erwiderte ihn spöttisch. Seine Augen waren blau – blauer als das Meer, blauer als der Sommerhimmel. Dieser Mann hatte die Augen eines Idealisten und Abenteurers.
Holly suchte verzweifelt nach den passenden Worten, um den Zauber, den er auf sie ausübte, zu brechen. Sie musste den Bann möglichst schnell brechen, sonst würde sie noch die Hand heben und ihm zärtlich die Wange streicheln.
„Hallo“, begrüßte sie ihn und lächelte. Wenn alle Männer in Woodhampton so aussehen wie er, dachte sie, habe ich mir ja den richtigen Standort für meinen Brautsalon ausgewählt.
Luke sah sie sprachlos an, bewunderte ihr kupferrotes Haar, den hellen Teint und die tiefgrünen Augen. Luke war wie betäubt und hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen erhalten zu haben. Sein Puls hämmerte, das Blut schoss ihm in die Wangen, und sein Mund war mit einem Mal wie ausgetrocknet. Luke verachtete sich dafür, dass er unwillkürlich ein schmerzhaftes Ziehen verspürte.
Diese Frau war eine Fremde – weshalb ergriff ihn also dieses plötzliche und heftige Verlangen, gegen das sein Wille machtlos war?
Hollys Knie drohten nachzugeben, und sie musste sich mit aller Macht darauf konzentrieren, normal und unbeeindruckt zu erscheinen. Warum, in aller Welt, starrte dieser Mann sie nur so an?
„Hallo“, wiederholte sie, diesmal bedeutend kühler, denn sie war pikiert, dass er ihren Gruß nicht erwiderte. „Kennen wir uns?“
Er verzog keine Miene. „Natürlich nicht. Das wissen Sie ganz genau.“ Dann rang er sich doch zu einem Lächeln durch. „Wir hätten einander wohl kaum vergessen können, oder?“
Er hatte eine tiefe, melodische Stimme, und sein Englisch war ohne den geringsten Akzent. Trotz seines scherzhaften Tons hatte er die Wahrheit gesprochen: Einen Mann wie ihn konnte man einfach nicht vergessen, dazu war seine Ausstrahlung viel zu beunruhigend.
„Da mögen Sie recht haben“, antwortete sie und zuckte gespielt gleichgültig die Schultern. „So unfreundlich wird man nicht alle Tage begrüßt.“
„ Sie bestimmt nicht, darauf möchte ich wetten.“ Obwohl er die Stimme nicht hob, gelang es ihm, diese Antwort wie eine Beleidigung klingen zu lassen.
Plötzlich wünschte Holly, statt ihrer alten Jeans und des noch älteren T-Shirts ein schickes Kostüm und elegante, hochhackige Pumps zu tragen. Vielleicht würde dieser Mann sie dann höflich und respektvoll behandeln, statt sie mit den Blicken förmlich zu verschlingen und anzügliche Bemerkungen zu machen. Die Frage, warum ihr an der Meinung dieses unverschämten Fremden überhaupt etwas lag, stellte sie sich lieber erst gar nicht.
Nein, es war ihr egal, was
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