Julia Festival Band 0103
deshalb so heftig mit mir! Wollen Sie etwas haben, auf das sie im Falle eines Misserfolgs zurückgreifen können? Wenn Sie mit dem Laden Schiffbruch erleiden, wollen Sie dann wenigstens noch den Vermieter als Rettungsinsel haben?“
Holly sah ihn an, erst entsetzt, dann ungläubig, und schließlich lachte sie. „Das darf doch nicht wahr sein! Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich mit Ihnen ins Bett ginge, nur weil ich die Miete nicht bezahlen könnte?“
Luke wusste, dass er zwei Möglichkeiten hatte. Die eine war, Holly in dem Glauben zu lassen, dass er im Ernst gesprochen hatte. Aber dann würde sie ihn für einen Spinner halten, was ihm nicht behagte – obwohl ihm, noch dazu in Anbetracht von Caroline, die Meinung seiner Mieterin völlig gleichgültig sein konnte. Die zweite Möglichkeit war, das Ganze als einen Scherz abzutun. Vielleicht könnte ein Lachen die Spannung, die sich zwischen dieser Frau und ihm aufgebaut hatte, wieder vertreiben.
Er entspannte sich und lächelte, nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen. Es war ein kalkulierter Schachzug, denn aus Erfahrung wusste er, welche Macht er mit diesem Blick ausüben konnte, auf Männer, Frauen, Kinder und Tiere.
„Natürlich war es nur ein Scherz“, antwortete er sanft.
„Aber ein sehr schlechter“, protestierte Holly, wenn auch nur schwach, denn es war unmöglich, diesen Augen zu widerstehen.
„Ich biete Ihnen an, Ihr Auto auszuladen“, schlug Luke freundlich vor. „Dann können Sie es ein Stück weiter auf dem Parkplatz abstellen.“
Holly wusste nicht, was sie ernsthaft dagegen hätte einwenden können.
2. KAPITEL
Luke sah Holly fragend an. „Oder haben Sie jemand, der Ihnen hilft?“ Er kniff die Augen zusammen.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin völlig auf mich gestellt.“
„Dann los, sagen Sie mir, was ich machen soll.“
Holly war von seinem plötzlichen Sinneswandel irritiert. Eben noch hatte er sie beleidigt und zurückgewiesen, jetzt ließ er seinen Charme nur so sprühen. Dass ihm das mühelos und überzeugend gelingen könnte, hätte sie wirklich nicht gedacht. „Und wo ist der Haken an der Sache?“, fragte sie misstrauisch.
„Es gibt keinen Haken.“
„Das ist wirklich nett von Ihnen …“, begann sie, doch er unterbrach sie sofort.
„Nein! Ich bin niemals nett , Miss Lovelace.“
„So?“ Holly überlegte. „Wie sollte ich Sie denn aufgrund meiner Erfahrung mit Ihnen sonst beschreiben? Freundlich? Aufmerksam? Der geborene Gentleman?“
Luke lachte und hatte das seltsame Gefühl, selbst das sei ein Verrat an Caroline. Aber wahrscheinlich reagiere ich überzogen, dachte er, schließlich können Mann und Frau auch einfach gute Freunde sein und ganz unkompliziert miteinander umgehen. Dass er mit Holly zusammen lachte, hieß doch noch lange nicht, dass er auch mit ihr schlafen wollte.
„Einigen wir uns doch darauf, dass ich ein schlechtes Gewissen hätte, wenn ich eine Frau mit dem ganzen Gepäck einfach sitzen lassen würde. In dieser Beziehung bin ich sehr altmodisch.“
Holly betrachtete ihn aufmerksam, und ihr Herz schlug plötzlich schneller. Sein leicht überholtes männliches Rollenverständnis machte diesen Luke ausgesprochen liebenswert. „Sie halten mich also für so zart und zerbrechlich, dass Sie glauben, ich könnte keine zwei Koffer vom Dachgepäckträger eines Autos heben?“, fragte sie.
„Zerbrechlich?“ Luke musterte sie eingehend – aus gutem Grund, denn schließlich musste er ihre Frage nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.
Er schätzte Holly auf mindestens einsachtzig, für eine Frau also alles andere als klein, und sie hatte aufregend lange Beine, schmale Hüften und eine schlanke Taille. Dennoch würde kein Mann auf die Idee kommen, diese Frau als eine Bohnenstange zu bezeichnen. Besonders ihre üppigen Brüste, die in atemberaubendem Kontrast zu ihrer ansonsten sehr sportlichen Figur standen, waren verlockend rund.
„Nein“, musste er schließlich widerwillig zugeben. „Zart und zerbrechlich würde ich Sie nicht nennen.“
Hoffentlich merkt er nicht, dass ich rot geworden bin, dachte sie. Es war jedoch unwahrscheinlich, denn seine Blicke hatten nicht ihrem Gesicht gegolten, sondern ihrem Körper. Hätte ein anderer Mann sie derart offen taxiert, sie hätte ihn rausgeworfen. Nicht jedoch diesen Mr. Goodwin, es war ihr nämlich sehr angenehm gewesen, so von ihm betrachtet zu werden.
„Möchten Sie meine Hilfe
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