Julia Festival Band 0103
bestimmt für ein Kleid mit Spitzen und Rüschen und einen üppigen Strauß mit Schleifen und Bändern entscheiden würde.
„Und wann soll die Hochzeit sein?“, erkundigte sich Holly.
Die Fremde machte einen Schmollmund. „Das steht noch nicht endgültig fest. Sie wissen ja, wie schwer es den Männern immer fällt, sich endgültig festzulegen. Aber ich möchte alles so vorbereiten, dass mich auch ein überstürzter Termin nicht aus der Fassung bringen kann.“
Clever, dachte Holly und lächelte. „Ich möchte mich erst einmal vorstellen“, sagte sie. „Ich bin Holly Lovelace, Designerin und Inhaberin dieses Ladens.“
„Caroline Casey.“ Sie reichte Holly die Hand. „Für mich ist alles so neu, ich bin das erste Mal in einem Brautsalon. Was habe ich jetzt zu tun?“
„Sie suchen sich die Kleider aus, die Ihnen gefallen, und probieren Sie an. Es sind alles nur Schaustücke, und wenn Sie sich für eins entschieden haben, wird es nach Ihren Maßen und mit den von Ihnen gewünschten Änderungen angefertigt.“
„Und der Preis?“
„Die Kleider sind alle ausgezeichnet.“ Holly hatte sich bewusst dazu entschlossen, obwohl es bei Brautkleidern eigentlich nicht üblich war. Aber sie wollte den Frauen die Enttäuschung ersparen, sich in ein Kleid zu verlieben und es dann nicht bezahlen zu können. Ihrer Erfahrung nach sahen sich die zukünftigen Bräute Roben, die außerhalb ihrer Preisvorstellungen lagen, gar nicht erst an.
„Aber wenn Sie sich ein Limit gesetzt haben, Ihr Wunschdesign jedoch teurer ist, können wir bei einigen Modellen auch auf einen preisgünstigeren Stoff zurückgreifen.“
„Oh nein!“ Wieder erklang das gespielt schulmädchenhafte Lachen. „Geld spielt keine Rolle.“ Sie zuckte die Schultern. „Mein Verlobter hat gerade eine große Erbschaft gemacht.“
Holly schluckte. Das kam ihr doch bekannt vor! Obwohl Caroline Casey sich auf ihren Verlobten ziemlich viel einzubilden schien und äußert selbstzufrieden wirkte, lächelte Holly zuvorkommend – wahrscheinlich wurde man etwas überheblich, wenn man unverhofft zu Geld und Ansehen kam. „Wie schön für Sie beide“, erwiderte sie deshalb und tat, als wäre sie hellauf begeistert. „Es ist schon wunderbar, dem Mann seines Lebens zu begegnen“, fügte sie dann etwas leiser hinzu. „Und wenn er dann noch reich ist, ist es natürlich noch wunderbarer.“
„Oh, wenn er diese Erbschaft nicht gemacht hätte, würde ich ihn bestimmt nicht heiraten.“ Caroline lachte, als sie Hollys entsetzten Blick bemerkte. „Nein, nicht das, was Sie denken! Aber das Geld hat meinen Verlobten verantwortungsbewusster gemacht. Er hat gelernt, dass es Pflichten gibt, vor denen man sich nicht drücken darf. Vorher war er ganz anders.“ Sie zog die Nase kraus. „Er war äußerst unzuverlässig.“
„In welcher Beziehung?“, wollte Holly wissen.
„In jeder.“ Wieder zuckte Caroline die Schultern. „Er war ein richtiger Windhund, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
Holly verstand sehr gut und nickte. Der Mann konnte einem fast leidtun, denn eine Frau wie Caroline würde ihn mit letzter Sicherheit an die Leine legen. „Schauen Sie sich jetzt in Ruhe um“, empfahl sie Caroline dann. „Ich mache uns in der Zwischenzeit eine Tasse Kaffee.“
Caroline stimmte begeistert zu.
Als Holly mit dem Tablett zurückkam war es an ihr, selbstzufrieden und leicht überheblich zu lächeln. Wie sie es geahnt hatte, hatte es Caroline das aufwendigste Kleid der ganzen Kollektion angetan. Der tiefe Ausschnitt war mit Rüschen besetzt, und die Enge des Mieders, das über und über mit Perlen bestickt war, wurde durch üppige Puffärmel und einen weit ausladenden Reifrock noch stärker betont.
Holly gefiel dieses Kleid nicht. Aber da sie nicht nur Designerin, sondern auch Geschäftsfrau war, nahm sie Rücksicht auf den Geschmack ihrer Kundinnen. Und selbst unter den ganz jungen Frauen gab es nicht wenige, die sich ein Brautkleid im traditionellen Stil wünschten.
Caroline hielt sich das Kleid vor. „Meinen Sie, dass es mir steht?“
„Sie werden darin eine Taille wie Scarlett O’Hara haben“, antwortete Holly und meinte das auch.
„Von solch einem Kleid habe ich seit meiner Jungmädchenzeit geträumt.“ Caroline lächelte versonnen.
„Das tun viele Frauen. Probleme gibt es nur, wenn der Bräutigam andere Vorstellungen hat, weil er Motorrad fährt und sofort nach der Trauung mit seiner frischgebackenen Braut im roten Minikleid auf dem Sozius
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