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Julia Festival Band 0103

Julia Festival Band 0103

Titel: Julia Festival Band 0103 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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davonbrausen möchte.“
    Caroline runzelte die Stirn. „Ich glaube, wenn es nach den Männern ginge, würden Hochzeiten längst nicht so festlich begangen.“
    „Das mag sein“, antwortete Holly, die ihren Kundinnen gegenüber stets um Diplomatie bemüht war.
    „Dabei sind Traditionen doch so wichtig!“, betonte Caroline ernst.
    „Aber doch bestimmt nicht um ihrer selbst willen.“ Obwohl Holly damit ihren Prinzipien untreu wurde, konnte sie sich diesen Einwand nicht verkneifen.
    Caroline lächelte herablassend. „Gerade um ihrer selbst willen, Miss Lovelace! Traditionen sind die Grundvoraussetzung für Ehe und Familie, für Zivilisation und Kultur. Sie sind das, was unsere Gesellschaft zusammenhält, und sie verbinden uns mit der Vergangenheit.“ Zärtlich strich sie über die aufwendige Spitzenborte an den Puffärmeln des Kleides. „Jetzt möchte ich aber unbedingt das Kleid anprobieren.“
    „Die Kabinen sind dort drüben.“ Holly deutete auf einen Samtvorhang. „Welche Schuhgröße haben Sie?“
    „Nur sechsunddreißig.“ Caroline hob den Fuß und setzte ihn wie eine Balletttänzerin nur mit der Spitze auf. „Ich bin sehr zierlich.“
    „Dann nehmen Sie diese Schuhe mit.“ Holly zog den Vorhang hinter Caroline zu und fragte sich, warum Caroline allein gekommen war. Meistens brachten Bräute ihre Mutter oder die beste Freundin mit, um ein wirklich ehrliches, von der Verkäuferin unabhängiges Urteil zu hören. Dann suchte sie für Caroline die nötigen Accessoires zusammen, die zu dem Kleid passten: Schleier, Kranz, Handschuhe und Pompadour.
    Durch die ungewohnte Pracht des Kleides etwas eingeschüchtert, trat Caroline aus der Kabine. Wie stets war Holly wieder erstaunt, wie ein Brautkleid eine Frau veränderte: Sie hielt sich anders, sie ging anders, sie wirkte anders – sie war innerhalb von Minuten zur Märchenprinzessin geworden.
    Caroline drehte sich vor dem Spiegel so schnell, dass der Rock sich noch mehr bauschte und geheimnisvoll raschelte. „Sehe ich nicht einfach toll aus?“, fragte sie atemlos.
    „Das Kleid ist in der Taille viel zu weit. Lassen Sie es mich einhalten.“ Geschickt nahm Holly einige Nadeln von dem Kissen an ihrem linken Handgelenk und steckte das Kleid ab, erst das Mieder, dann den Rocksaum.
    Während der ganzen Zeit unterhielt sie sich mit Caroline, die ihr viel von sich erzählte. Auch das war Holly von ihren Kundinnen gewöhnt. Als sie mit den Änderungen fertig war und Caroline sich schließlich das Zubehör ausgewählt hatte, war Holly zu dem Urteil gekommen, dass Caroline eine sehr zuverlässige, aber auch sehr langweilige Frau sein musste.
    Es war schon fast Mittag, als Caroline sich wieder in ihr normales Selbst verwandelt hatte und zu Holly an den Tresen trat, wo diese sich Carolines Maße und Änderungswünsche notierte. Holly sah auf und lächelte. „Wie sind Sie gerade auf mein Atelier gekommen?“, fragte sie.
    „Rein zufällig.“ Caroline puderte sich die niedliche Stupsnase. „Ich bin hier vorbeigekommen, weil ich neu in der Gegend bin und mich hier umsehen wollte.“
    „Und wo wohnen Sie?“
    „In Woodhampton selbst, genauer gesagt in Apson House. Das kennen Sie doch bestimmt, oder?“
    Holly hatte das Gefühl, die Welt hätte aufgehört, sich zu drehen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und die Farbe wich ihr aus dem Gesicht. „Ja.“ Sie schluckte mühsam und stellte die Frage, deren Antwort sie schon wusste. „Und wie heißt Ihr Verlobter?“
    Caroline runzelte die Stirn. Hier stimmte doch etwas nicht! Wieso war diese Holly Lovelace plötzlich so blass geworden? Der Blick von Carolines grauen Augen wurde hart. „Goodwin, Luke Goodwin“, antwortete sie. „Kennen Sie ihn zufällig?“
    Holly fühlte sich so schwach wie noch nie. Sie befürchtete, ohnmächtig zu werden. Luke will diese entsetzlich fade Caroline heiraten! , konnte sie nur noch denken. Luke hat mich hintergangen!
    „Kennen Sie ihn?“, wiederholte Caroline spitz.
    Holly konnte nicht lügen. Margret und alle in Woodhampton wussten, dass sie während der Renovierungsarbeiten bei Luke in Apson House gewohnt hatte. „Ja“, antwortete sie deshalb.
    Caroline, von der einsilbigen Antwort irritiert, zog die Brauen hoch und sah Holly fragend an.
    „Ich … Luke hatte mich nach Apson House eingeladen …“
    „Wie bitte?“
    „Aber nur für zwei Wochen.“
    „ Zwei Wochen? Könnten Sie mir das vielleicht näher erklären?“ Caroline machte aus ihrer Empörung keinen

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