Julia Festival Band 0103
tiefschwarzes Haar hatte sie in einem strengen Knoten im Nacken zusammengefasst.
„Ich bin Holly Lovelace.“ Holly reichte ihr die Hand.
„Ich bin Ursula O’Neil.“ Sie schien ihre Befangenheit überwunden haben, denn sie lächelte jetzt, und Holly stellte fest, dass Ursula zwei niedliche Grübchen hatte.
„Und ich bin Luke Goodwin“, ließ sich Luke aus dem Hintergrund vernehmen und kam auf die beiden zu.
„Hallo.“ Ursula neigte leicht den Kopf und schien wieder in ihre anfängliche Schüchternheit zurückfallen zu wollen.
„Was für ein Kleid schwebt Ihnen denn vor?“, erkundigte sich Holly geschäftsmäßig und signalisierte Luke zum wiederholten Male, dass er endlich verschwinden solle. Doch er rührte sich nicht.
„Oh nein, ich will nicht heiraten.“ Ursula O’Neil schüttelte den Kopf. „Es ist eine etwas komplizierte Geschichte …“
„Setzen wir uns doch.“ Holly deutete auf das mit rotem Plüsch bezogene Stilsofa. „Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.“
Ursula sah zu Luke. „Ich möchte aber nicht stören …“
„Sie stören wirklich nicht. Mr. Goodwin wollte nämlich gerade gehen, nicht wahr, Luke!“
Obwohl das ein ausgesprochen deutlicher Wink gewesen war, reagierte Luke nicht darauf. „Nein. Ich habe es mir anders überlegt und bleibe doch noch“, antwortete er ganz selbstverständlich.
Holly war empört. Wie konnte sie sich auf ihre Kundin konzentrieren, wenn er wie ein dunkler, drohender Racheengel in der Ecke stand und sie allein durch seine Anwesenheit ständig daran erinnerte, was vor nicht einmal zehn Minuten passiert war?
„Miss O’Neil möchte aber vielleicht lieber unter vier Augen mit mir sprechen“, entgegnete sie daher eisig.
Luke blickte zu Miss O’Neil und schenkte ihr ein Lächeln, das einen Eisberg zum Schmelzen gebracht hätte. „Ich störe Sie doch nicht, oder?“
„Natürlich nicht.“ Ursula schüttelte den Kopf und setzte sich gehorsam auf das Sofa. Sie verschränkte nervös die Hände im Schoß und ließ das Kleid im Fenster nicht aus den Augen. Sie atmete tief durch und fasste sich ein Herz. „Das Kleid dort drüben …“ Sie verstummte wieder.
„Ja?“, fragte Holly, um sie zum Weitersprechen zu ermutigen.
„Ist es … Ist es ein sehr altes Kleid?“
Holly war überrascht. „Nein, das kann man wirklich nicht sagen. Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, dass ich es entworfen habe.“
„ Sie haben es gemacht?“
Hollys Verwunderung wuchs. „Ja.“
„Schade.“ Ursula suchte in ihrer Handtasche, fand schließlich auch ein Taschentuch und putzte sich geräuschvoll die Nase. „Ich habe nämlich das Bild in der Zeitung gesehen, und da dachte ich …“
„Was haben Sie gedacht?“, fragte Holly, als Ursula wieder verstummte.
„Ich habe gedacht, es sei das Brautkleid, das meine Mutter gekauft hatte.“ Sie klang, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. „Aber das kann ja gar nicht sein.“
„Nein“, antwortete Holly, runzelte dann jedoch die Stirn, als ihr plötzlich eine Idee kam. „Können Sie sich erinnern, wann ihre Mutter das Kleid gekauft hat?“
Ursula machte eine unbestimmte Geste. „Es könnte vor ungefähr zwanzig Jahren gewesen sein. Sie arbeitete damals in einem vornehmen Modesalon in London. Als dieser einen Ausverkauf veranstaltete, stand sie die ganze Nacht Schlange, nur um das Kleid zu kaufen. Es sollte das Brautkleid für meine Schwester und mich werden.“
„Und dann?“
Ursula hob stolz den Kopf und sah Holly direkt in die Augen. „Mein Vater starb, und wir hatten kein Geld. Meine Mutter musste das Kleid in der Zeitung annoncieren und verkaufen, obwohl es ihr beinahe das Herz gebrochen hat.“ Sie zuckte die Schultern. „Aber was nützt ein Modellkleid im Schrank, wenn kein Brot auf dem Tisch ist?“
„Nichts“, ließ sich Luke aus dem Hintergrund vernehmen. Ursula und Holly drehten sich überrascht zu ihm um, denn sie hatten ihn ganz vergessen gehabt. „Und übrigens: Ihre Mutter hat damals nicht das Kleid gekauft, das Sie hier im Schaufenster sehen, sondern das Originalkleid.“
Ursula blickte verwirrt von Luke zu Holly. „Ich verstehe kein Wort.“
„Das Kleid im Schaufenster habe ich entworfen“, erklärte Holly. „Mein Entwurf basiert jedoch auf Skizzen, die ich noch von meiner Mutter habe, die ebenfalls eine bekannte Modeschöpferin war. Und Ihre Mutter hat nicht dies Kleid gekauft, sondern das meiner Mutter. Die Kleider sind nicht identisch, sind sich jedoch sehr,
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