Julia Festival Band 0103
und betrachtete Holly nachdenklich. „Wahrscheinlich möchtest du von mir jetzt eine Erklärung für mein Verhalten an jenem Abend hören?“
„So ist es.“
Er kniff die Augen zusammen. „Vorher schuldest du mir jedoch eine Erklärung. Weshalb hast du es widerstandslos zugelassen, dass ich dich derart roh geliebt habe, da es doch für dich das erste Mal war?“
„Vielleicht, weil ich das Gefühl hatte, es dir schuldig zu sein?“ Sie lächelte bitter.
Luke zuckte zusammen. „Du weißt, dass ich das nie gesagt hätte, wenn ich gewusst hätte …“
„Dass ich nicht das Mädchen mit dem lockeren Lebenswandel bin, für das du mich gehalten hast?“
„Holly, du bist eine sehr geheimnisvolle Frau.“ Er seufzte und versuchte, seine Empfindungen in Worte zu fassen. „Du hast das gewisse Etwas, deine Augen … deine Lippen … wie du dich bewegst …“
„Was willst du damit sagen, Luke?“
„Dass du wie eine erfahrene Frau wirkst, Holly. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass du noch unschuldig sein könntest.“
„Weil ich sechsundzwanzig bin?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Mit dem Alter hat das nichts zu tun, sondern mit der Art, wie du mich bei unserer ersten Begegnung angesehen hast.“ Er zuckte die Schultern. „Ohne arrogant klingen zu wollen …“
„Keine falsche Bescheidenheit, bitte“, unterbrach Holly ihn spöttisch.
„Du hast mich angesehen, als wolltest du, dass ich dich ins nächste Gebüsch zerre und über dich herfalle.“
„Aha. Auf diesem Gebiet bist du also Experte?“
„Ich kann mich durchaus an Frauen erinnern, die es mit dieser Masche bei mir versucht haben.“
„Und deren Aufforderung du stets gefolgt bist, oder?“
„Ehrlich gesagt, nein, denn gerade da liegt ja mein Problem.“
„Willst du etwa behaupten, dass du nie auf solche Angebote eingegangen bist?“ Ungläubig sah Holly ihn an.
„In den letzten Jahren jedenfalls nicht mehr. Ich hatte genug von unverbindlichen Affären.“
„Wenigstens ein kleiner Trost für Caroline – die du bezeichnenderweise noch immer nicht erwähnt hast.“
„Auf dieses Thema wollte ich gerade zu sprechen kommen.“
„Nichts, was du über sie zu sagen hast, kann eine Entschuldigung für dein Verhalten mir gegenüber sein.“
„Gibst du mir nicht die Chance, es dir zu erklären?“
Sie zuckte die Schultern und hätte am liebsten Nein gesagt, aber das wäre feige gewesen, weil sie sich damit vor der Wahrheit gedrückt hätte. „Doch. Also fang an“, forderte sie ihn schließlich auf.
Luke blickte auf seine Hände und die breite Narbe am rechten Daumen. Beinahe hätte er ihn vor Jahren bei einem Unfall verloren, und er konnte sich noch genau an die Schmerzen erinnern. Aber im Vergleich zu dem, was er jetzt durchmachte, schienen sie ihm gering gewesen zu sein. „Ich kenne Caroline schon lange“, begann er zögernd. „Sie war Lehrerin an der einzigen Schule in der Nähe des Nationalparks, und wir trafen uns bei allen wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen.“
„Wie schön für euch. War es Liebe auf den ersten Blick?“
„Überhaupt nicht. Caroline ließ kein gutes Haar an meinem Lebenswandel, ich wiederum fand sie als Frau nicht sehr reizvoll. Wir konnten uns jedoch gut miteinander unterhalten und wurden gute Freunde.“
„Und wie kam es, dass ihr mehr als das wurdet? Wahrscheinlich durch deine überragenden Fähigkeiten im Bett – oder sollte ich besser sagen: auf einem Ballen Duchesse?“
Glücklicherweise hatte er sich seinen Trumpf für diesen Augenblick aufgespart. Er konnte nur hoffen, dass Holly ihm auch glaubte. „Ich habe nie mit Caroline geschlafen.“
„ Geschlafen hast du mit mir auch nicht“, antwortete sie, und ihre Augen blickten kalt.
Das war nun wirklich nicht die Reaktion, die er sich gewünscht hatte. „Gut, dann lass es mich anders ausdrücken. Also: Ich hatte mit Caroline keinen Geschlechtsverkehr.“
Holly blickte zu Boden. „Das nehme ich dir nicht ab!“
„Das hatte ich schon befürchtet. Aber es ändert nichts an den Tatsachen, Holly. Caroline und ich sind nie intim gewesen.“
Hoffnung keimte in Holly auf, was sie sich jedoch nicht anmerken ließ. „Und warum nicht?“
Er zögerte, denn er wollte Caroline nicht lächerlich machen – außerdem hatte er ja selbst einmal diese Theorie vertreten. „Sie glaubte, wenn wir schon vor der Hochzeit miteinander schlafen würden, würde ich den Respekt vor ihr verlieren.“
Sie sah ihn wortlos an.
„Holly, lass
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