Julia Festival Band 0103
es mich erklären!“ Er konnte ihren traurigen Blick kaum ertragen und hätte sie am liebsten in den Arm genommen und geküsst, bis sie wieder glücklich lächelte.
Sie zuckte nur die Schultern.
„Du weißt ja, dass mein Leben alles andere als geradlinig verlaufen ist. Ich war wurzellos und habe ein unstetes Nomadenleben geführt, bis ich dann die Stelle im Nationalpark bekam. Weshalb ich mich dort so wohl fühlte, ist klar, denn ich konnte dort meinen gewohnten Lebensstil weiterpflegen, wurde sogar noch gut bezahlt und fand obendrein noch Anerkennung dafür. Verstehst du das?“
„Ich glaube, ja.“
„Vor einem Jahr jedoch geriet ich in eine persönliche Krise. Ich hatte das Gefühl, mein Leben ändern zu müssen, denn die Vorstellung, bis zur Rente so weiterzumachen, war plötzlich schrecklich für mich. Und dann kam die Erbschaft – und mein Verhältnis zu Caroline änderte sich.“
Holly verzog die Lippen.
„Ja, ich weiß, ohne das Geld hätte Caroline mich nie heiraten wollen. Sie wollte keinen Wildhüter als Mann, der nachts unter freiem Himmel schlief. Sie wollte Sicherheit und Stabilität, bot aber als Gegenleistung auch absolute Loyalität. Und eine Zeit lang dachte ich, ich wolle das auch: gesicherte Verhältnisse, die aufgrund meiner Erbschaft auch im Bereich des Möglichen lagen. Caroline und ich unterhielten uns oft über Sinn und Zweck der Ehe, jedoch stets auf einer allgemeinen Ebene. Ich habe Caroline weder einen Antrag gemacht noch einen Ring an den Finger gesteckt. Wir haben über die Ehe auch als einen für Kinder notwendigen Rahmen gesprochen, denn dass wir Kinder wollten, darin waren wir uns einig.“
Um Verständnis bittend blickte Luke Holly an.
„Von romantischer Liebe war nie die Rede. Und gerade deshalb glaubte ich an den Erfolg einer solchen Beziehung, dauerhafte Kameradschaft statt flüchtiger Leidenschaft. Ich war jedoch mit meinen Plänen noch nicht so weit gediehen, um Caroline konkrete Vorschläge machen zu können. Dann musste ich nach England, um die Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. Diese Zeit wollte ich nutzen, um aus größerer Distanz noch einmal über mein Leben nachzudenken und herauszufinden, was für Caroline und mich das Beste sein würde.“
„Aber Caroline hatte sich bereits entschieden, dich zu heiraten. Stimmt’s?“, wollte Holly wissen.
„Ja. Ich dagegen kam zu dem gegenteiligen Ergebnis. Hier in England schien mir das Vorhaben plötzlich undurchführbar. Außerdem war ich dir begegnet, und das hatte mich total durcheinandergebracht. Ich kämpfte gegen meine Gefühle für dich, weil ich dachte, uns würde lediglich sexuelle Anziehungskraft verbinden, die ihren Zauber schnell verlieren würde.“
Luke seufzte. „Und dann bist du zu mir gezogen, und ich musste feststellen, dass der Zauber nicht schwand – dass ich dich liebe. Mir war passiert, was ich stets hatte verhindern wollen: Ich hatte mich bis über beide Ohren in dich verliebt und erkannte, dass nur du und deine Liebe meinem Leben einen Sinn geben können.“
Holly sah ihn verständnislos an. „Und warum wolltest du die Liebe aus deinem Leben ausklammern?“
„Weil ich sie nur in einer verzerrten Form kennengelernt hatte, Holly. Durch mein Familienschicksal und die Internatserziehung hatte ich ein völlig einseitiges Bild entwickelt. Meine Vorstellungen von Liebe waren allein durch meinen Vater geprägt, der von meiner Mutter regelrecht besessen gewesen war, was ihn zu einem unglücklichen und mit sich und der Welt unzufriedenen Mann gemacht hatte. Er ist von meiner Mutter immer wieder betrogen worden, ohne dass er aufhören konnte, sie zu lieben, und das hat ihn die Selbstachtung gekostet. Mir sollte so etwas nicht passieren.“
Holly nickte mitfühlend, was Luke den Mut gab, mit seinem Geständnis fortzufahren. „Du bist ebenso verführerisch schön, Holly, wie meine Mutter es gewesen ist. Deshalb hat mich die Wirkung, die du auf mich ausgeübt hast, in Angst und Schrecken versetzt, und ich musste erkennen, dass ich, wenn ich derart labil bin, Caroline unter keinen Umständen heiraten kann. Und um Caroline das zu sagen, bin ich nach Afrika zurückgeflogen.“
Deshalb also war Luke nach der Ladeneröffnung wie vom Erdboden verschluckt gewesen! „Leider hast du Caroline aber nicht angetroffen“, bemerkte Holly nachdenklich. „Denn Caroline war inzwischen schon in Woodhampton, um dich mit ihrem Besuch zu überraschen – und ihrem Brautkleid.“
„Caroline war außer sich, als
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