Julia Festival Band 0103
veröffentlichte also einen Artikel über langjährige Leser der Zeitung und fragte wie nebenbei, ob auch der Käufer jenes Kleides die Zeitung noch beziehe.“
„Und was ist passiert?“, fragte Holly gespannt.
„Die Frau, die das Kleid gekauft hatte, meldete sich, und ich habe mit ihr gesprochen. Die Geschichte, die sie mir erzählte, war sehr traurig, denn die Hochzeit, zu der sie das Kleid tragen wollte, hat nie stattgefunden. Wie es sich herausstellte, war ihr zukünftiger Bräutigam bereits verheiratet und hat sie sitzen lassen, nachdem sie schwanger geworden war.“
„Oh nein!“ Holly biss sich auf die Lippe.
„Zuerst hing die Frau mit einer Art Hassliebe an dem Kleid. Es war so schön und doch mit so schrecklichen Erinnerungen verbunden. Dann wollte sie es verkaufen, aber niemand bot ihr eine Summe, die annähernd dem Wert entsprach. Also bot ich ihr an, das Kleid zu kaufen, und zwar zu dem heutigen Wert.“
Holly pfiff leise durch die Zähne. „Das ist viel Geld!“
„Ein lächerliches Trostpflaster, wenn man bedenkt, was sie mitgemacht hat. Ich habe das Kleid also gekauft, um es dir zu geben.“
„Und was erwartest du für ein derartig großzügiges Geschenk?“
„Nichts. Mach mit dem Kleid, was du willst.“
Holly legte den Kopf zurück und sah Luke aus ihren großen grünen Augen an. „Ich möchte es zu unserer Hochzeit tragen.“
Luke lächelte. „Das ist die Antwort, auf die ich gehofft hatte.“
Michelle McCormack zupfte ein letztes Mal an dem Brautstrauß. „Jetzt wird es aber wirklich Zeit!“, ermahnte sie Holly. „Alle sind schon da, die Gäste, der Pfarrer und natürlich Luke. Wenn du dich nicht beeilst, werden deine lieben Freundinnen dir noch den Ehemann entführen. Schon mehr als eine hat ihre Krallen nach ihm ausgestreckt, das kann ich dir versichern.“
Holly betrachtete ihr Spiegelbild, und Michelle, die es beobachtet hatte, lächelte verklärt. „Du siehst einfach bezaubernd aus, Holly.“
„Wirklich?“ Holly konnte es immer noch nicht fassen, dass die Braut, die hier im Laden auf ihren großen Auftritt vorbereitet wurde, sie selbst war. Sie war die Erste, die das Kleid ihrer Mutter trug, das Jahrzehnte verschollen gewesen war. „Es wirkt doch überhaupt nicht altmodisch, oder?“, fragte sie Michelle.
„Nicht im Geringsten. Du bist wirklich die schönste Braut, die ich je gesehen habe“, antwortete Michelle überzeugt.
„Du mit deinem Hut wirst mir noch die Schau stehlen.“ Holly lachte, und Michelle trat neben sie, um ihr das Bouquet zu reichen. Jetzt blickten beide Frauen in den Spiegel und bewunderten den perfekten Fall der Falten, der durch das Spiel mit Licht und Schatten die matte Seide noch prächtiger und geheimnisvoller schimmern ließ.
Hollys Kranz bestand, wie ihr Strauß, aus kupferroten Rosen und Efeu. Luke hatte auf dieser Kombination bestanden, die Rosen entsprachen der Farbe von Hollys Haar und das Efeu der ihrer Augen. Die Wirkung war einfach faszinierend.
„In meiner ganzen Laufbahn als Floristin war Luke der erste Mann, der persönlich die Blumen für den Brautstrauß ausgesucht hat. Und ich muss ehrlich eingestehen, dass ich mit seinem Vorschlag zunächst überhaupt nicht einverstanden war – er schien mir viel zu unkonventionell für dieses zeitlos elegante Kleid.“
„Luke hält nichts von Traditionen, das weißt du doch, Michelle.“ Holly lächelte verträumt.
„Luke ist ein wunderbarer Mann, Holly, und du bist zu beneiden.“ Michelle warf ihrer Freundin einen kritischen Blick zu. „Stimmt etwas nicht, Holly?“, fragte sie dann besorgt.
„Wie?“
„Du wirkst irgendwie abwesend, das ist mir schon die ganze Woche aufgefallen. Du hast es dir doch nicht etwa anders überlegt?“
Holly lachte und schüttelte den Kopf. „Wie kommst du denn darauf?“
Michelle runzelte die Stirn. „Du bist anders, so verträumt.“ Plötzlich kniff sie die Augen zusammen und neigte den Kopf zur Seite. „Täusche ich mich, oder spannt das Kleid etwas in der Taille?“
„Du brauchst wirklich nicht um den heißen Brei herumzureden, Michelle. Ja, du hast es ganz richtig erkannt: Ich bin schwanger.“
Michelle war eine Weile sprachlos. „Aber was soll dann mit deinem Laden werden?“
Holly zuckte die Schultern. „Der Laden ist nicht mehr mein Ein und Alles. Mir ist es wichtig, Kleider zu entwerfen, ohne dass mir jemand reinredet. Und das kann ich auch weiterhin von zu Haus aus. Luke hat vorgeschlagen, dass ich mir jemanden suche, der
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