Julia Festival Band 0103
ich wieder nach Apson House zurückkehrte. Nachdem ich dann dahintergekommen war, dass du ihr weisgemacht hattest, wir hätten zusammen geschlafen, hätte ich jubeln können vor Glück.“
„Wie bitte?“
Luke zuckte die Schultern. „Es ist immer ein erhebendes Gefühl, wenn man sich in seinen Vorurteilen bestätigt fühlt. Außerdem war mir damit der Weg frei für die einzige Therapie, von der ich mir Hilfe versprach: dich ganz zu besitzen, um dadurch deinen Zauber zu brechen.“
„Und? Hat die Therapie angeschlagen?“
Er schüttelte den Kopf. „Leider hatte sie den gegenteiligen Effekt. Ich musste erkennen, dass ich dir unheilbar verfallen war. Und dann kam die absolute Katastrophe: Ich war für dich der Erste! Eine ganze Welt brach für mich zusammen …“
„Ich dachte, du hättest dich darüber gefreut“, wandte Holly ein, die sich noch genau an seinen triumphierenden Blick erinnern konnte.
Luke lächelte widerwillig. „Ja und nein. Ich habe mich wie der letzte Schuft gefühlt, weil ich dich so ungerecht und falsch beurteilt hatte. Außerdem war es schrecklich für mich, so brutal vorgegangen zu sein. Ich wäre gern liebevoller gewesen, sehr viel liebevoller.“ Er betrachtete sie kopfschüttelnd. „Warum? Warum hast du keinen Mann an dich herangelassen? Leidest du unter einem traumatischen Kindheitserlebnis?“
Holly schüttelte den Kopf. „Es ist ganz einfach: Du bist der erste Mann, in den ich mich verliebt habe. Und Sex ohne Liebe wäre für mich nie infrage gekommen – nicht nach meinen Erfahrungen. Eben so, wie die Ehe deiner Eltern dein Frauenbild geprägt hat, haben die zahllosen Affären meiner Mutter mein Männerbild geprägt: Männer betrachten körperliche Liebe als Gegenleistung für Geld und ein sorgenfreies Leben.“
„Und bei mir hattest du diese Befürchtungen nicht?“
„Nein, denn ich habe dich geliebt.“
„Du hast mich geliebt?“
Holly lächelte. „Ich habe dich geliebt, ich liebe dich, und ich werde dich immer lieben.“
Luke nahm ihre Hand. „Komm her zu mir. Ich sterbe, wenn ich dich nicht sofort küssen darf.“
„Oh Luke!“ Seufzend kuschelte sie sich in seine Arme.
„Holly Lovelace, sieh mich an und hör mir gut zu“, sagte er gespielt streng. „Ich liebe dich …“
„Luke …“
„… und habe gelernt, diese Tatsache zu akzeptieren. Ich hätte mich dir gegenüber anders und weitaus rücksichtsvoller verhalten sollen, aber immerhin habe ich erreicht, dass du jetzt zu mir gehörst.“
„Und Caroline?“, fragte sie bedrückt.
„Caroline ist enttäuscht und ungehalten, leidet aber nicht an gebrochenem Herzen …“
„Das glaube ich nicht, Luke! Wenn ich mir vorstelle, du würdest mich …“
Luke unterbrach sie. „Caroline ist nie in mich verliebt gewesen, Holly, das darfst du nicht vergessen. Unsere Beziehung war allein vom Verstand bestimmt. Das sage ich nicht, um dich zu trösten, sondern weil es die Wahrheit ist. Caroline geht es um Sicherheit, denn ohne diese kann sie nicht glücklich und zufrieden sein.“
„Und jetzt hat sie dich verloren! Und dein Geld …“
„Holly, hättest du etwas dagegen, wenn ich ihr ein Haus kaufte?“, fragte er zögernd.
„Natürlich nicht!“ Sie zog mit dem Finger die Kontur seiner Oberlippe nach. „Meinst du, sie wird es annehmen?“
„Sie kann nicht mehr als Nein sagen.“
Als Luke Holly küsste, vermochte sie sich nicht vorzustellen, dass eine Frau zu Luke Nein sagen konnte. Doch ehe sie sich seinen Zärtlichkeiten hingab, musste sie schnell noch etwas wissen. „Luke, wie und wo hast du das Kleid meiner Mutter gefunden?“
„Es war nicht einfach“, gestand er. „Aber ich musste es unbedingt haben – wahrscheinlich weil ich wusste, dass ich ohne das Kleid als Friedensangebot keine Chancen bei dir haben würde.“ Er lächelte. „Nachdem du mich also hinausgeworfen hattest, bin ich nach Hause gefahren und habe über alles nachgedacht. Ich fragte mich, ob Ursula nicht doch mehr Anhaltspunkte besaß, als ihr bewusst war.“
„Aha?“
„Also bin ich zu ihr gegangen, ich wusste ja, dass sie hier im Gasthof übernachtete. Zum Glück konnte sie sich noch an den Namen der Zeitung erinnern, in der ihre Mutter inseriert hatte, und zum noch größeren Glück existierte die Zeitung auch noch. Ich fuhr also nach London, um mit dem zuständigen Redakteur zu sprechen.“
„Weshalb denn das?“
„Ich wollte ihn zu einem Aufruf überreden, was mir dann auch gelang. Der Redakteur
Weitere Kostenlose Bücher