Julia Festival Band 0103
Gedanken auf und sah Paul Millington verstört an. Dieser blickte sie berechnend an und wiederholte seine Frage gespielt beiläufig. „Wo also hat Finn Fitzgerald um Ihre Hand angehalten?“
„Auf der Gästetoilette, ausgerechnet auf der Gästetoilette“, antwortete sie unkonzentriert, da sie mit ihren Gedanken immer noch mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart war.
„Auf der Gästetoilette ?“
„Das sagte ich bereits. Weitere Einzelheiten werden Sie jedoch nicht erfahren.“
Paul Millington lächelte zufrieden. Er brauchte auch gar nicht weiter nachzuhaken, denn Amber O’Neils Mienenspiel hatte einem erfahrenen Reporter wie ihm genug verraten. Er konnte sich deshalb sehr gut vorstellen, was dem Heiratsantrag vorausgegangen war. Daher versuchte er, Amber mit einer ganz anderen Frage aus der Reserve zu locken.
„Sie sind eine äußerst gut aussehende Frau …“, begann er und spielte mit seinem Kugelschreiber, „… aber Finn arbeitet in einem Beruf, in dem er es ausschließlich mit Frauen zu tun hat, die vielleicht … wie soll ich mich ausdrücken? … Unter denen bestimmt etliche sind, die noch attraktiver sind als Sie. Wären Sie bereit, unseren Leserinnen Ihre Geheimwaffe zu nennen, mit der Sie alle Konkurrentinnen aus dem Feld geschlagen haben?“
„Sie meinen, was Finn und mich zusammenhält?“
„Genau.“ Er betrachtete sie anzüglich, und Amber wusste, worauf er anspielte. Was bildete sich dieser Mensch eigentlich ein? Dass sie ihm jetzt ihre Sexpraktiken im Detail schilderte? Dass sie jetzt behauptete, im Bett besser als alle anderen zu sein?
„Ich habe keine Geheimwaffe“, antwortete sie daher. „Schon das Wort ‚Waffe‘ finde ich unpassend, denn zwischen Finn und mir hat es bisher kaum Konflikte gegeben. Toi, toi, toi!“ Sie klopfte auf den Holztisch. „Was sich zwischen uns abspielt, ist ganz einfach und lässt sich mit einem Wort umschreiben.“ Lächelnd blickte Amber Paul Millington an, der sie ungläubig ansah. „Liebe“, fügte sie hinzu, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.
„Oh.“ Darauf war der welterfahrene Reporter anscheinend nicht vorbereitet gewesen, und ihm fehlten im Moment die Worte, was Amber geschickt ausnutzte.
„Damit sollten wir das Interview dann wohl beenden, denn meiner Meinung nach habe ich alles gesagt, was es zu sagen gibt.“
„Nein, denn eine Frage haben Sie noch nicht beantwortet. Sie ist ganz einfach: Wann soll die Hochzeit sein?“
Wenn sie das nur wüsste! „Finn hat vom Valentinstag gesprochen. Aber das scheint mir recht früh, denn bis dahin sind es ja nur noch gut zwei Monate. Das ist meiner Meinung nach eine viel zu kurze Zeit, um eine Hochzeit richtig vorzubereiten.“
Paul Millington konnte sein Glück kaum fassen. „Eine Hochzeit am Valentinstag?“ Er lächelte verschlagen. „Das wird eine Titelstory, die unsere Auflage in die Höhe treibt, das verspreche ich Ihnen!“
Obwohl sie nicht so recht wusste, warum, hatte Amber ein ungutes Gefühl, als sie den Reporter verabschiedete und zur Tür begleitete. Was sollte Paul Millington schließlich schon Sensationelles schreiben können? Bis auf die letzten paar Sätze hatte sie nichts gesagt, was die Öffentlichkeit nicht sowieso schon wusste. Und was war schon Schlimmes dabei, wenn ein Mann seiner Freundin auf der Gästetoilette einen Antrag machte?
Amber summte leise vor sich hin und begann, Zwiebeln fürs Abendessen zu würfeln.
2. KAPITEL
Finn kam und kam nicht.
Immer wieder blickte Amber auf die Uhr, während sie das Essen zubereitete. Dass Finn die Agentur nicht pünktlich verlassen konnte, kam häufiger vor. Aber bisher hatte er dann immer angerufen und ihr Bescheid gesagt.
Doch schließlich klingelte das Telefon.
„Amber?“ Finn sprach vom Handy aus und war nur sehr schlecht zu verstehen. „Ich musste noch mit New York verhandeln. Es hat Ärger mit Karolina Lindberg gegeben. Sie hat …“ Die Verbindung fiel aus, und Amber hörte nur ein lautes Rauschen in der Leitung. „Ich erzähle dir alles, wenn ich zu Hause bin“, hörte sie Finn dann wieder. „Aber momentan stecke ich im Stau.“
„Okay.“ Amber hob die Hand, sodass sich das Licht der Deckenlampe im Stein ihres Ringes brach. „Fahr vorsichtig!“
„Das tu ich doch immer!“
„Nein, du fährst viel zu schnell.“
„Mecker, mecker, mecker.“ Finn lachte und beendete das Gespräch.
Amber legte auf und ging wieder in die Küche, um das
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