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Julia Festival Band 0103

Julia Festival Band 0103

Titel: Julia Festival Band 0103 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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sie gar nicht gehört.
    „Nein“, sagte er endlich.
    „Dann wird es aber Zeit, dass du die Leute, die du einladen willst, anrufst. Du weißt, wie begehrt die Einladungen sind. Jeder, der auf eine Einladung von dir hofft, wird sich erst etwas anderes vornehmen, wenn er sich ganz sicher ist, keine zu erhalten.“
    „Ja.“ Finn klang gequält.
    Das erstaunte Amber, denn Finn freute sich sonst schon immer lange vorher auf die Silvesterparty, die schon zur Tradition geworden war. Es war die einzige Gesellschaft, die Finn regelmäßig gab, und jede Party war bisher ein rauschender Erfolg gewesen. Manche Leute bettelten regelrecht darum, eingeladen zu werden. Finn jedoch lud nur Menschen ein, die ihn interessierten, das waren in einem Jahr mehr, im anderen weniger, sodass bisher keine Feier der anderen geglichen hatte.
    Nur eins war immer gleich: Finn spielte zwei Stücke auf dem Klavier. Er hatte damit aus Spaß vor vielen Jahren begonnen – lange bevor er und Amber sich kennengelernt hatten –, und es war zum unbestrittenen Höhepunkt des Abends geworden.
    Obwohl Finn Talent hatte, fehlte ihm der Hang zur Selbstdarstellung, was auch einer der Gründe gewesen war, weshalb er seine Karriere als Dressman aufgegeben hatte. Er spielte stets nur zwei Stücke, immer dieselben, denn er behauptete, es seien die einzigen, die er beherrschen würde. Und er hörte immer so auf, dass sein Spiel von den Glocken beendet wurde, die das neue Jahr einläuteten.
    Normalerweise nutzte er in den letzten Dezemberwochen jede Möglichkeit, die Stücke zu üben. Erst jetzt fiel Amber auf, dass er überhaupt noch nicht am Klavier gesessen hatte. Kein einziges Mal.
    „Finn, du willst doch die Party geben, oder?“, fragte Amber beklommen.
    „Natürlich, das habe ich dir doch schon gesagt.“
    „Aber ich habe dich noch gar nicht üben hören!“
    Er lächelte, doch es kam nicht von Herzen. „Das bedeutet nicht, dass ich nicht gespielt habe. Es bedeutet nur, dass du nicht in der Nähe warst, als ich gespielt habe.“
    „Bitte veralbere mich nicht, Finn!“
    „Ich und dich veralbern? Wie kommst du denn darauf?“
    Mit zitternden Händen setzte sie ihren Becher auf dem Fensterbrett ab. „Streiten wir uns schon wieder? Zum zweiten Mal an einem Morgen? Das ist ein trauriger Rekord.“
    Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Zwei erwachsene Menschen müssen schließlich nicht immer ein und derselben Meinung sein, auch nicht, wenn sie zufällig zusammenleben.“
    Amber biss sich auf die Lippe, um ihm nicht zu widersprechen. Finn und sie waren in fast allen Dingen einer Meinung – so war es jedenfalls bis heute gewesen. Aber das wagte sie ihm nicht zu sagen. Sie hatte Angst, ihn mit ihren Argumenten noch weiter in die Ecke zu drängen, weil er dann vielleicht die Konsequenzen ziehen könnte und …
    Diesen Gedanken zu Ende zu denken war für Amber einfach zu schrecklich, daher lächelte sie lieber wieder. „Also hast du doch geübt? Heimlich?“
    Bildete sie es sich lediglich ein, oder wirkte Finn plötzlich enttäuscht? Enttäuscht, dass sie eine weitere Auseinandersetzung vermieden hatte?
    „Nein, ich habe nicht geübt“, gab er widerwillig zu. „Ob du es glaubst oder nicht, ich hatte einfach keine Zeit dazu, während ich in Australien zwischen diversen Krankenhäusern hin- und herfliegen und in England nach Installateuren suchen und Wohnungen trockenlegen musste.“
    „Dann üb heute“, schlug sie vor. „Ich weiß doch, wie sehr dir daran gelegen ist, an den beiden Stücken so lange herumzufeilen, bis dich deine Gäste für einen begnadeten Virtuosen halten. Du bist ein Perfektionist, Finn. Das ist es, was dich nicht zur Ruhe kommen lässt.“
    Er stellte seinen Becher derart heftig auf den Tisch, dass der restliche Kaffee überschwappte. „Es gibt nur einen, der bestimmt, wann ich übe, und das bin ich “, herrschte er sie an. „Und heute übe ich nicht !“ Damit stand er auf und ging zur Tür.
    „Was hast du vor?“, fragte Amber mit bebenden Lippen.
    „Ich gehe jetzt ins Büro!“
    „Aber warum denn das? Du hast doch selbst gesagt, dass du viel zu viel arbeitest!“
    „Nein, Honey“, verbesserte er sie und verzog abschätzig den Mund, „das hast du gesagt.“
    Wie betäubt saß sie da, als Finn aus der Küche stürmte und laut die Tür hinter sich zuschlug.
     
     
     
     
     
     
     
     

7. KAPITEL
    „Ursula, bitte, du musst unbedingt kommen!“
    Am anderen Ende der Leitung war ein tiefer Seufzer zu hören.

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