Julia Festival Band 0103
Vorbereitungen für Finns Silvesterparty.
Es waren außergewöhnlich viele Gäste geladen, und in der Wohnung herrschte Gedränge. Als Finn dann zum Balkon ging, um die Tür zu öffnen, wurde sie von ihm getrennt, doch beim ersten Glockenschlag spürte sie, dass er in ihrer Nähe war. Sie drehte sich um und blickte genau in seine grünen Augen.
In diesem Moment ahnte sie, dass Finn sie liebte, vielleicht nicht so sehr wie sie ihn, aber er liebte sie.
Dennoch blieb ein kleiner Rest Unsicherheit und Zweifel. Oder ging das allen Frauen so, die einem Mann mit Leib und Seele verfallen waren? Und Finn war nicht nur irgendein Mann, sondern eine beeindruckende Persönlichkeit. Neben Finn schienen alle anderen Männer zu verblassen, obwohl er wie immer Jeans trug, während alle anderen im Smoking erschienen waren.
Big Ben schlug zum sechsten oder siebten Mal – Amber war mit dem Zählen durcheinandergeraten –, als Finn sie so sanft und zärtlich anlächelte, wie sie es sich schon immer erträumt hatte, und sich dicht neben sie stellte.
„Habe ich dir schon gesagt, wie hinreißend du heute aussiehst, Amber?“
„Nein.“
„Dann sage ich es dir jetzt. Du bist einfach bezaubernd.“
Obwohl einige der schönsten und elegantesten Frauen Londons nur ein paar Schritte entfernt standen, glaubte sie es ihm und erwiderte sein Lächeln.
Langsam führte er ihre Hand an die Lippen, und Amber – inzwischen hatte sie das Zählen ganz aufgegeben – vermutete, dass es nun bald zwölf sein musste. „Ich liebe dich, Amber O’Neil“, sagte er schlicht.
Wie lange hatte Amber auf diese Worte gewartet! Ein Gefühl der Dankbarkeit und Bewunderung für diesen Mann überwältigte sie. „Und ich liebe dich, Finn“, antwortete sie leise. „Ich liebe dich so sehr.“
Finn lachte siegessicher, zog sie in die Arme und küsste sie. Als er sie schließlich losließ, waren die meisten Gäste schon wieder hineingegangen. Amber bemerkte, dass eine fabelhaft aussehende Brünette die Szene mit resigniertem Gesichtsausdruck beobachtete. Amber hatte schon den ganzen Abend bemerkt, dass diese Frau nichts unversucht gelassen hatte, um Finns Aufmerksamkeit zu erregen.
Amber hatte es lediglich registriert, jedoch nichts dagegen unternommen. Es hatte keinen Zweck, die eifersüchtige und besitzergreifende Geliebte zu spielen, denn Finn sollte aus freien Stücken bei ihr bleiben.
Jetzt, nach einem Jahr, stellte sich Amber noch einmal die Frage, warum sie das Cassini-Angebot nicht angenommen hatte. Hatte sie damals vielleicht doch befürchtet, dass Finns Gefühle für sie nicht stark genug wären, um eine längere Trennung zu überdauern? War sie im Grunde ihres Herzens misstrauisch gewesen und hatte ihm nicht zugetraut, dass er den Versuchungen widerstehen konnte, die sich ihm zwangsläufig bieten würden?
Konnte sie von sich behaupten, Finn zu lieben, wenn ihr Vertrauen nicht ausreichte, ihn für einige Zeit allein zu lassen? Spürte Finn, dass sie ihm nicht rückhaltlos vertraute? War es das, was ihn so unwirsch und abweisend werden ließ?
Sie wäre am liebsten davongelaufen, wusste aber nicht, wohin. Finn war alles für sie, nicht allein der Mann, den sie liebte, sondern auch ihr Beruf und ihr Leben. Er war der Mittelpunkt ihres Daseins. Amber biss sich auf die Lippe, als sie daran dachte, wie es wäre, wenn es wirklich zwischen Finn und ihr aus sein sollte – ihre ganze Welt würde zusammenbrechen.
Das Klingeln des Telefons riss sie jäh aus ihren Gedanken. Es war Finn, der schon seit dem frühen Morgen im Büro war, um den Computer auf Vordermann zu bringen. Das System sollte fehlerfrei laufen, wenn Jackson aus den USA zurückkehrte.
„Hallo, Amber.“
„Hallo, Finn.“ Sie schwieg, denn sie war sich sicher, dass Finn eine schlechte Nachricht für sie hatte.
„Es wird heute leider spät werden, Amber.“
„Wie spät?“ Sie runzelte die Stirn.
„Sehr spät, warte nicht auf mich.“
„So spät? Wo willst du hin?“
Finn antwortete nicht sofort. „Ich gehe nirgends hin, Honey. Ich bleibe hier im Büro und versuche, das Chaos zu lichten, damit Jackson bei seiner Rückkehr nicht der Schlag trifft.“
Warum glaube ich ihm das nicht?, fragte sich Amber und atmete einmal tief durch. „Vielleicht gehe ich zu Ursula“, sagte sie dann.
„Schön.“
Das leise Klicken verriet ihr, dass er am Computer arbeitete, während er mit ihr telefonierte, was sie zusätzlich aufbrachte. „Vielleicht bleibe ich auch über Nacht“,
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