Julia Festival Band 0103
viel zu tun hattest, aber …“ Sie versuchte, all ihren Mut zusammenzunehmen und endlich auszusprechen, was ihr schon seit Wochen auf der Seele lag. „Aber wir haben auch überhaupt nicht mehr über unsere Hochzeit gesprochen.“
Er lachte spöttisch. „Ich nicht, du schon, wenn ich dich an das Interview erinnern darf.“
Amber schluckte. „Trägst du mir das immer noch nach?“
„Ich bemühe mich, es zu vergessen, Amber. Um der Wahrheit jedoch die Ehre zu geben, bin ich immer noch entsetzt“, antwortete er mit brutaler Offenheit. „Es ist wirklich die sprichwörtliche Ironie des Schicksals: Seit Beginn meiner Karriere habe ich alles darangesetzt, nichts über mein Privatleben in die Öffentlichkeit dringen zu lassen, was bei meinem Job wirklich nicht einfach, ja sogar ungeheuer schwierig ist. Und dann kommst du und machst an einem einzigen Nachmittag alles kaputt.“
„Willst du mir Schuldgefühle einreden?“
„Ich will dir erklären, wie es in mir aussieht. Es tut mir leid, wenn es dir nicht gefällt, was ich zu sagen habe, Amber, aber du hast mich gefragt.“
Hätte ich das Thema also lieber nicht anschneiden sollen?, fragte sich Amber. Hätte ich so tun sollen, als wäre alles in Ordnung? Nein, das wäre auch nicht richtig gewesen. Irgendetwas stimmte nicht mehr zwischen Finn und ihr, und je eher sie herausfand, was, desto besser.
Sie hatte ihn eigentlich fragen wollen, was er von einer Hochzeit im Frühling hielt, aber ein Blick auf sein verschlossenes Gesicht zeigte ihr, dass es der falsche Zeitpunkt war. Also spielte sie das Hausmütterchen.
„Möchtest noch eine Tasse Kaffee?“, fragte sie fürsorglich und lächelte ihn an.
„Da sage ich nicht Nein.“ Er nahm ihren Teller und sammelte sorgsam alle Krümel von der Bettdecke. „Du brauchst den Kaffee nicht zu bringen, ich trinke ihn in der Küche.“ Er reichte ihr den Teller. „Würdest du bitte deinen Abfall mitnehmen?“
„Natürlich.“ Blass und mit zusammengepressten Lippen verließ sie das Schlafzimmer. Finn sollte nicht sehen, wie sie unter seinem Verhalten litt. Es hätte alles so schön sein können, denn es war Sonntag, keine Termine standen an, und sie hätten den ganzen Tag im Bett bleiben können – wenn Finn es gewollt hätte.
Gestern hatte er noch gesagt, er würde Ruhe brauchen, heute konnte er sie haben, den ganzen Tag lang. Weshalb war er dann mit solch schlechter Laune aufgewacht? Als Amber den Kaffee aufbrühte, spürte sie, dass sie mit den Nerven am Ende war.
Da Finn immer noch auf sich warten ließ, setzte sie sich an den Tisch, schloss die Augen und atmete tief den aromatischen Duft des Kaffees ein. Allmählich wurde sie ruhiger. Als sie die Augen öffnete, stand Finn vor ihr und beobachtete sie. Er trug seine ältesten Jeans, natürlich schwarz, und ein ebenfalls schwarzes T-Shirt.
Finn blickte sie nicht mehr ganz so abweisend an. Amber lächelte zärtlich und wäre am liebsten aufgestanden, hätte sich in Finns Arme geschmiegt und darum gebettelt, er möge ihr doch sagen, dass alles wieder gut werden würde.
Aber sie traute es sich nicht, denn sie hatte Angst vor seiner Reaktion.
Also schenkte sie den Kaffee in zwei Becher, reichte Finn den einen, nahm den anderen und setzte sich auf einen der Barhocker vor dem Fensterbrett. Sie blickte hinaus und tat, als wäre sie ganz in den Anblick des Winterjasmins vertieft, der draußen in einem Kübel blühte. Ganz bewusst ignorierte sie Finn, und ihre Taktik hatte Erfolg.
Finn kam zu ihr und setzte sich auf den anderen Hocker. Er sprach jedoch nicht, sondern hielt den Becher mit beiden Händen umschlossen und blickte angestrengt in die dunkle, dampfende Flüssigkeit, als könnte er dort die Lösung all seiner Probleme finden.
Wieder geriet Amber in Panik, die sie jedoch sofort unterdrückte. Nüchtern betrachtet war Finn einfach überarbeitet und gereizt, und statt ihm zu helfen, hatte sie durch ihr unkontrolliert emotionales Verhalten alles nur noch schlimmer gemacht.
Wenn hinter Finns mürrischem Verhalten doch mehr steckte als körperliche Erschöpfung, würde sie es bald genug herausfinden. Fürs Erste würde sie das Thema Hochzeit nicht mehr anschneiden und nicht über Probleme, sondern über alltägliche Dinge mit ihm reden. Sie trank einen kleinen Schluck Kaffee und sah Finn über den Rand des Bechers an. „Hast du schon etwas wegen der Silvesterfeier unternommen?“
Er ließ sich mit seiner Antwort so viel Zeit, dass Amber schon dachte, er habe
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