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Julia Festival Band 0103

Julia Festival Band 0103

Titel: Julia Festival Band 0103 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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wenn sie nicht hier, vor fünfzig geladenen Gästen, die Nerven verlieren wollte. „Bitte entschuldigt mich einen Moment“, sagte sie und eilte zum Badezimmer. Einige der Anwesenden blickten ihr neugierig hinterher, und sie hoffte inständig, dass man ihr ihre Verzweiflung nicht ansehen konnte.
    Der Badezimmerspiegel bewies eindeutig das Gegenteil. Ihre Augen waren groß vor Schreck, und sie atmete so heftig, dass sich ihre Brüste unnatürlich stark hoben und senkten.
    Auf der Konsole standen, als wäre alles wie immer, ihre Flakons mit Badezusätzen und Körperlotion, auch die Flasche mit dem tiefroten parfümierten Badeöl, das sie von Ursula zu Weihnachten bekommen hatte. Die drei gelben Plastikenten, die Finn ihr zum Scherz an ihrem ersten Arbeitstag in der Agentur auf den Schreibtisch gestellt hatte, saßen verlassen auf dem Wannenrand. Amber bedeutete das billige Kinderspielzeug fast ebenso viel wie der Brillantring, den er ihr an den Finger gesteckt hatte – wenn nicht sogar mehr. Denn der Ring hatte ihr bisher nichts als Leid und Kummer gebracht und die schreckliche Ahnung, dass die Verlobung ein großer Fehler gewesen war.
    Aber Ahnungen konnten trügen. Gewissheit konnte sie nur erlangen, wenn sie Finn zur Rede stellte. Die Versuchung, einfach davonzulaufen, anstatt sich der Auseinandersetzung zu stellen, war groß, aber das wäre feige gewesen.
    Als es plötzlich klopfte, schreckte Amber zusammen. Noch bevor sie eine Stimme hörte, wusste sie, dass es Finn war, machte die Tür auf und trat zu ihm auf den Flur.
    „Amber!“ Er sah sie an.
    „Was hast du mir zu sagen?“, fragte sie, ohne seinem Blick auszuweichen. „‚Amber, es tut mir leid, dass ich mich so benommen habe, aber ich war einfach überarbeitet‘? Oder: ‚Amber, du musst schon akzeptieren, dass ich mich so intensiv um die attraktive Mutter meines Starmodels kümmere‘?“
    „Du machst es mir sehr schwer, Amber“, antwortete er leise.
    „Das verstehe ich nicht, Finn. Wenn du mich nicht mehr liebst, brauchst du es mir einfach nur zu sagen.“
    „Und wenn ich dir sage, dass es alles andere als einfach ist?“
    Amber erstarrte. Sie hatte Finn nur provozieren wollen, hatte erwartet, er würde ihr widersprechen und seine Liebe beteuern. Auf diese Reaktion jedoch war sie nicht gefasst gewesen: Finn benahm sich, als hätte er ein schreckliches Geheimnis vor ihr …
    „Finn! Finn!“, rief jemand laut nach dem Gastgeber.
    „Nein!“ Amber hätte weinen können vor Verzweiflung. „Können wir uns denn nirgends ungestört unterhalten?“
    „Wenn du früher gekommen wärst, hätten wir es bestimmt gekonnt“, entgegnete er kalt. „Jetzt, kurz vor Mitternacht, da die Party ihrem Höhepunkt zustrebt, ist das natürlich schlecht.“
    „Und wenn du nicht so störrisch und verschlossen gewesen wärst, hätte ich eine bessere Gelegenheit abwarten können“, warf sie ihm vor. „Du konntest mich ja gar nicht schnell genug zu Ursula abschieben! Du hast mir unmissverständlich klargemacht, dass dies deine Party ist und dass du meine Hilfe nicht brauchst! Du hast mich nicht nur von der Vorbereitung der Feier ausgeschlossen, du hast mich völlig aus deinem Leben und aus deinen Gedanken verbannt!“
    Sie war noch längst nicht am Ende, doch in diesem Moment kam Andy, Finns Buchhalter, um die Ecke und blieb peinlich berührt stehen. „Oh, eurem Gesichtsausdruck nach zu schließen, habe ich einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt erwischt.“
    „Den schlechtesten überhaupt“, stimmte ihm Finn zu und lächelte verkniffen. „Aber es dauert ja bestimmt nicht lange. Was möchtest du also, Andy?“
    „Es ist kurz vor Mitternacht, Finn. Die Gäste können es kaum noch erwarten, dass du ans Klavier gehst. Sie wollen dich endlich spielen hören.“
    „Sieh zu, dass jeder ein gefülltes Sektglas in der Hand hält. Ich komme sofort.“
    „Geht in Ordnung.“ Erleichtert zog sich Andy zurück.
    Als er außer Hörweite war, drehte sich Finn zu Amber um und sah sie an. Seine Miene drückte Bedauern aus – aber noch etwas anderes, das Amber bisher noch nie an ihm bemerkt hatte: Verletzlichkeit. Trotz ihrer aufgewühlten Gefühle und trotz ihrer Wut keimte plötzlich unsägliche Zärtlichkeit für diesen Mann in ihr auf. Am liebsten hätte Amber Finn in die Arme genommen, ihn tröstend gestreichelt und ihn wieder glücklich gemacht.
    „Seit Tagen schon habe ich eine Gelegenheit gesucht, um mich mit dir zu unterhalten.“ Er seufzte. „Ich habe sie nur

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