Julia Festival Band 0103
nachvollziehen kann. Bitte gib dir keine Mühe, das abzustreiten.“ Ihr fiel auf, dass er es auch gar nicht erst versuchte. „Was willst du mit diesem Benehmen eigentlich erreichen, Finn?“
Seine Miene wurde abweisend, und er senkte die Lider, sodass sie den Ausdruck seiner Augen nicht erkennen konnte. „Was denkst du wohl, Amber?“, fragte er.
„Wenn ich auch nur die geringste Idee hätte, würde ich dich nicht fragen! Du bist unerträglich, ja, es gibt wirklich kein anderes Wort dafür, unerträglich . Ein harmonisches Zusammenleben mit dir ist einfach nicht mehr möglich! Und ich weiß nicht, was ich getan haben sollte, das ein solches Verhalten deinerseits rechtfertigen würde! Außer natürlich …“ Ambers Stimme überschlug sich fast, „… außer natürlich, dass ich das unverzeihliche Verbrechen begangen habe, Krümel im Bett zu verteilen, und es gewagt habe, einem Reporter eine unverfängliche kleine Geschichte zu erzählen!“
„Amber, Sweetheart …“
„Ich bin nicht dein Sweetheart!“ Es war ihr egal, ob die anderen Gäste sie hören konnten oder sich nach ihr umdrehten. Es war ihr auch egal, dass zu allem Unglück jetzt Karolina und ihre verführerische Mutter zur Tür hereinkamen und sich suchend umblickten – höchstwahrscheinlich nach Finn. Aber Finn bemerkte es glücklicherweise nicht, denn er sah nur sie. Frustriert schüttelte sie den Kopf. „Bitte hör auf, Versteck zu spielen, und sag mir endlich, was los ist. Das ist alles, worum ich dich bitte, Finn!“
„Um Himmels willen, Amber!“, flehte er rau. „Warum machst du es mir nur so schwer? Warum siehst du ausgerechnet heute so wunderschön aus?“
Amber sah, dass Finn den Blick nicht von dem Ausschnitt ihres Kleides wenden konnte, der den Ansatz ihrer Brüste freigab. Plötzlich verstand sie – und war grenzenlos enttäuscht. „Jetzt wird mir einiges klar“, sagte sie langsam. „Du liebst nur noch meinen Körper, für dich bin ich eine Frau, die du begehrst, aber nicht mehr respektierst. Obwohl – wenn ich es mir recht überlege – du mich in letzter Zeit auch nicht mehr begehrst, stimmt’s, Finn? Und dafür kann es nur einen Grund geben, du …“
„Hallo, Finn!“ Amber wurde von einer wohlklingenden weiblichen Stimme unterbrochen. Amber und Finn sahen überrascht auf, denn Birgitta stand vor ihnen, ihre außergewöhnlich schöne, jedoch verdrießlich dreinblickende Tochter neben sich.
Amber schlug jedes höfliche Benehmen in den Wind und blickte beide Frauen, besonders aber Birgitta, mit offener Feindseligkeit an. Zumindest sie müsste doch merken, dass sie störte! Jeder Mensch mit auch nur einer Spur von Feingefühl hätte gespürt, dass Finn und sie, Amber, eine private Unterhaltung führten und nicht gestört werden wollten!
Birgitta sprach mit ausgeprägtem schwedischen Akzent, was apart und sexy klang. Finns Namen sprach sie „Fien“ aus, was „Fien“ anscheinend unwiderstehlich fand, denn er lächelte Birgitta dabei so charmant an, wie er sie, Amber, schon lange nicht mehr angelächelt hatte.
„Ich habe gehört, dass du Klavier spielen wirst“, sagte sie und strich sich eine widerspenstige Strähne ihres weißblonden Haars hinters Ohr zurück. „Ich freue mich sehr darauf, denn ich habe mir sagen lassen, dass du ein äußerst talentierter Pianist bist.“
Amber sah, wie Finn sich versteifte, und sie kniff die Augen zusammen. Er hatte noch nie Lampenfieber gehabt, warum reagierte er jetzt so nervös? Hatte er etwa Angst, Birgitta, die ihn regelrecht anhimmelte, zu enttäuschen?
Und Finn betrachtete Birgitta liebevoll …
Amber schlug das Herz bis zum Hals, und die Angst raubte ihr den Atem. Sie war schon länger eifersüchtig auf Birgitta, aber nur weil Finn ihr so viel seiner kostbaren Zeit schenkte. Keinen Moment lang hatte sie angenommen, dass mehr dahintersteckte. Jetzt sah sie es in einem anderen Licht. Birgitta war fünfunddreißig, kaum älter als Finn – ein so geringer Altersunterschied störte heutzutage keinen mehr. Und Birgitta war verführerisch schön.
War es das, was er ihr hatte sagen wollen? Hatte sich deshalb sein Verhalten während der letzten Wochen so drastisch geändert, weil Birgitta ihn bezauberte?
Erst jetzt schien Finn einzufallen, dass sie auch noch neben ihm stand. „Amber, du erinnerst dich doch an Birgitta, oder?“, fragte er sie.
„Selbstverständlich.“ Amber versuchte mit aller Kraft, sich ein Lächeln abzuringen, und wusste, dass sie gehen musste,
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