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Julia Festival Band 0103

Julia Festival Band 0103

Titel: Julia Festival Band 0103 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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nicht gefunden.“
    „Hast du sie nicht gefunden, oder wolltest du dich vielleicht einfach nur vor einer Aussprache drücken?“
    „Wahrscheinlich Letzteres. Du kennst mich eben doch zu gut.“ Er bemühte sich, spöttisch zu klingen, was ihm jedoch nicht so recht gelang.
    Das brachte Ambers Wut gänzlich zum Verrauchen. Langsam hob sie die Hand und streichelte seine Wange. Es schien ihr unendlich lange her, dass sie ihn das letzte Mal zärtlich berührt hatte.
    „Irgendetwas ist passiert, Finn“, sagte sie leise. „Ich weiß nur nicht, was. Sag es mir, dann können wir das Problem gemeinsam lösen.“ Sie hörte, wie die Musik laut aufgedreht wurde, und zuckte resigniert die Schultern. „Aber es ist schon wieder nicht der richtige Zeitpunkt. Lass uns also zu den Gästen gehen und so tun, als wären wir ein glücklich verlobtes Paar. Du spielst die beiden Stücke, und wir stoßen aufs neue Jahr an, wie immer. Wenn dann alle gegangen sind, setzen wir uns zusammen und besprechen in Ruhe, was immer es zu besprechen gibt.“
    „Du scheinst dir deiner Sache sehr sicher zu sein, Amber.“ Er sah sie an. „Meinst du wirklich, wir könnten einfach vergessen, was geschehen ist, und alles wäre wieder perfekt?“
    „Nicht perfekt.“ Amber wich seinem Blick nicht aus. „Das ist ein unerreichbares Ziel. Aber es könnte besser werden, als es in den letzten Wochen gewesen ist.“
    „Dazu gehört ja auch nicht viel.“
    Sein ironisches Lächeln versetzte Amber einen Stich, und sie wusste, dass sie mit ihrer nächsten Aussage ihren Stolz aufs Spiel setzte. Aber was hatte sie von ihrem Stolz, wenn sie ohne Finn leben musste?
    „Ich liebe dich, Finn“, sagte sie schlicht. „Das war so und wird immer so sein. Wenn sich deine Gefühle mir gegenüber jedoch geändert haben, brauchst du es mir nur zu sagen, und ich gehe. Ich kann mit allem leben …“, sie machte eine kleine Pause, „… nur nicht mit dieser Ungewissheit.“
    „Finn!“, ertönte es laut und fordernd aus dem Wohnzimmer.
    Amber blickte zu ihm auf und war erschrocken über die zwei tiefen Falten, die sich von seinen Nasenflügeln bis zu den Mundwinkeln zogen. „Ich wünsche sie alle auf den Mond“, sagte Finn ohne jegliche Betonung.
    Die Ausdruckslosigkeit seiner Stimme schockierte sie – Finn klang nicht mehr wie der Finn, den sie kannte. „Tu deinen Gästen den Gefallen“, forderte sie ihn auf. „Unser Gespräch kann warten, bis wir allein sind.“
    Er schien etwas antworten zu wollen, es sich aber anders zu überlegen, denn er schloss kurz die Augen, straffte dann die Schultern und ging an Ambers Seite ins Wohnzimmer, als wäre er auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung.
    „He, Finn“, rief ein Gast. „Hau endlich in die Tasten!“
    Finn reagierte nicht darauf, sondern ging auf das Klavier zu, ohne nach rechts oder links zu blicken. Amber nickte, lächelte und grüßte etliche Bekannte – konnte sich anschließend aber nicht mehr erinnern, wen. Das Lächeln gefror ihr auf den Lippen, als sie sah, mit welch abgehackten, marionettenhaften Bewegungen sich Finn auf den Schemel setzte.
    Amber bewahrte Haltung, selbst als Birgitta neben Finn trat, sich malerisch mit dem Ellbogen aufs Klavier stützte und Finn regelrecht anhimmelte. Karolina stand mit gelangweilter Miene dabei und schob sich ununterbrochen Popcorn in den Mund. Zu Ambers Erstaunen sah sie in dieser Situation tatsächlich wie ein ganz normales sechzehnjähriges Mädchen aus.
    Als Finn die Hände hob, wurde es still im Raum. Amber runzelte die Stirn, als sie bemerkte, dass seine Finger unkontrolliert zitterten – und anstatt mit dem Spiel zu beginnen, ballte Finn die Hände zu Fäusten.
    Dann sprang er auf, schwankte leicht, zog Birgitta in die Arme und drückte sie mit dem ganzen Gewicht seines Körper gegen das Klavier. Birgitta sah Finn aus großen Augen an und öffnete verlangend die Lippen. Die Gäste hielten schockiert den Atem an, als Finn und Birgitta sich küssten.
    Alle drehten sich zu Amber um und sahen sie an. Die entsetzten Gesichter, die mitleidigen Blicke brannten sich Amber tief in die Seele, obwohl sie nur kurz zögerte, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und wie von Furien gehetzt aus der Wohnung lief.
     
     
     
     
     
     
     
     

9. KAPITEL
    Zwei Dinge passierten in der Woche nach Finns Party. Erstens erschien – wie wäre es anders zu erwarten gewesen – ein gehässiger Bericht über die Geschehnisse auf Finn Fitzgeralds Silvesterparty. Da sich Amber aber

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