Julia Festival Band 0105
stand auf. „Den Kaffee servieren Sie bitte im Salon. Dann brauchen wir Sie heute Abend nicht mehr, Frank.“
„Selbstverständlich, Sir. Danke.“ Einem perfekten Butler gleich, verzog er keine Miene, doch Cally konnte sich vorstellen, was er dachte.
Sie setzte sich aufs Sofa und wartete, bis der Kaffee serviert war und Frank ihnen eine gute Nacht gewünscht hatte.
Nach kurzem Schweigen fragte Nick: „Möchtest du ein Glas Cognac?“
Cally schüttelte den Kopf. „Nur Kaffee, danke.“ Sie schenkte das aromatische Getränk ein und reichte Nick eine Tasse. „Du trinkst deinen Kaffee doch noch immer schwarz, oder?“
„Ja, danke.“ Er nahm die Tasse und setzte sich Cally gegenüber.
Unauffällig beobachtete sie ihn und überlegte, wie sie die richtigen Worte finden sollte. Schließlich beschloss sie, direkt zum Thema zu kommen. Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, um sich Mut zu machen, sagte sie: „Ich muss dir etwas sagen, Nick.“
„Ich höre.“
„Ich bin bereit, mich an unsere Abmachung zu halten.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Jetzt?“, fragte er ungläubig. „Heute Abend?“
Sie nickte stumm.
Nick stand auf, ging zum Barschrank und schenkte sich ein Glas Cognac ein. „Vor zwei Stunden hast du dich noch gebärdet, als wäre der Teufel hinter dir her, Cally. Es macht mich ganz schwindlig, wie du ständig deine Meinung änderst.“
„Das … das tut mir leid. Ich habe mich dumm benommen. Aber das Gefühl, wieder in der Falle zu sitzen, hat mich fast um den Verstand gebracht.“
Nick trank einen Schluck und sah sie forschend an. „Du betrachtest unsere Ehe als Falle?“
„Ja, das kann man so sagen.“ Cally senkte den Blick. „Ich war jung und verängstigt und wusste nicht, auf was ich mich da einließ. Und jetzt möchte ich meinen Teil unserer Vereinbarung so schnell wie möglich erfüllen. Ich möchte es einfach hinter mich bringen, damit ich mich wieder auf mein eigenes Leben konzentrieren kann.“ Nach kurzem Schweigen sah sie hoffnungsvoll auf. „Es sei denn, du hast deine Meinung geändert.“
„Nein“, antwortete er ausdruckslos. „Das habe ich nicht getan.“
„Was hältst du also davon?“
Nick lächelte ihr strahlend zu und trank sein Glas leer. „Gute Idee. Wir wollen es hinter uns bringen.“ Er schenkte sich noch ein Glas ein. „Geh schon mal hinauf, Liebling. Ich muss mir noch etwas Mut antrinken.“
Cally musterte ihn verwundert. Sie hatte erwartet, dass er sie wenigstens küssen und sie vielleicht hinauftragen würde. „Ich hätte nie gedacht, dass du so was brauchst“, sagte sie schließlich.
„Du kennst mich eben kaum, mein Täubchen. Wenigstens noch nicht. Aber die Nacht ist ja noch jung.“
„Stimmt.“ Cally stand auf und ging zur Tür, wobei sie Nicks Blick im Rücken spürte.
„Cally?“
Hoffnungsvoll wandte sie sich um, als sie ihren Namen hörte.
„Bitte überleg es dir nicht wieder anders, und ich stehe vor verschlossener Tür. Das fände ich nicht sehr amüsant.“
„Ich habe dir mein Wort gegeben, Nick.“ Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter.
Er nickte und widmete sich wieder seinem Cognac, und Cally machte sich allein auf den Weg zum Schlafzimmer.
8. KAPITEL
Das Warten schien kein Ende zu nehmen. Rastlos ging Cally im großen Schlafzimmer auf und ab. Jedes Detail des Raums schien sich ihr unauslöschlich eingeprägt zu haben.
Die Tagesdecke war zurückgeschlagen worden. Wahrscheinlich von Mrs. Thurston, die wohl auch die Nachttischlampen angeknipst hatte. Die Vorhänge bauschten sich leicht in der Brise, die durch die halb geöffneten Fenster wehte.
Eins von den Nachthemden, die Cally für ihre Aussteuer gekauft hatte, lag ausgebreitet auf dem Bett. Das Hemd bestand aus weißem durchscheinenden Voile und hatte Spaghettiträger. Das Nachthemd, das sie in der Nacht zuvor getragen hatte, war offensichtlich in der Wäsche. Cally war nicht sicher, ob sie sich je daran gewöhnen würde, dass jemand ihr ständig zu Diensten war.
Eigentlich muss ich das auch nicht, dachte sie, denn ich werde ja nicht für immer bleiben.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie am ganzen Körper bebte, aber nicht, weil ihr kalt war. Vor etwa zehn Minuten hatte sie Nick in sein Zimmer gehen hören. Er würde also bald bei ihr sein.
Er sollte nicht sehen, wie sie wie ein gefangenes Tier im Zimmer auf und ab ging. Daher ging Cally zur Frisierkommode, setzte sich und begann, sich das Haar zu bürsten, obwohl das gar nicht nötig war, denn es
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